Rot-Grün will Lehrkräfte-Ausbildung neu gestalten
SPD und Grüne wollen die Lehrkräfteausbildung in Niedersachsen neu gestalten. Dabei geht es unter anderem um den Quereinstieg und den Praxis-Anteil im Lehramtsstudium.
Konkret fordern die beiden Fraktionen die Landesregierung dazu auf, die Ausbildung anzupassen. Dabei gehe es Rot-Grün darum, auf den Fachkräftemangel zu reagieren und den Beruf attraktiver zu machen, sagte Grant Hendrik Tonne, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD. Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur soll deshalb einen Quereinstiegs-Master einführt. Absolventinnen und Absolventen mit lehramtsfremden Bachelor-Abschlüssen sollen im Master-Studium auf die Arbeit als Lehrkraft vorbereitet werden. Damit wollen SPD und Grüne die Fachlichkeit sicherstellen.
Mehr Praxisanteil im Studium
Darüber hinaus sollen Lehramtsstudierende während ihrer Zeit an der Universität mehr Praxis-Erfahrung sammeln. Das Ziel: Junge Menschen sollen besser auf den Beruf vorbereitet werden. Damit reagieren die beiden Fraktionen auf eine Studie der Bildungsgewerkschaft GEW aus dem Jahr 2023. Die Erhebung hatte gezeigt, dass viele Studierende im Referendariat einen "Praxisschock" erleben. Nur knapp die Hälfte der Befragten konnte sich vorstellen, bis zur Rente als Lehrkraft zu arbeiten.
Haupt- und Realschullehramt soll zusammengelegt werden
Außerdem wollen SPD und Grüne das Studium für Haupt- und Realschulen zusammenlegen. Das soll künftig in ein "Lehramt der Sekundarstufe I" umgestaltet werden. Damit müssten sich angehende Lehrkräfte nicht mehr für eine der beiden Schulformen entscheiden. Doch diese Anpassung sorgt für Kritik. Die GEW befürwortet zwar die restlichen Änderungen, sieht in der Umstrukturierung aber keinen Vorteil. Der Vorsitzende Stefan Störmer machte im Gespräch mit NDR Niedersachsen deutlich, dass dadurch das Studium nicht aufgewertet, sondern lediglich attraktiver benannt werde.
"Lehrkräfte werden so zur Verfügungsmasse"
Auch Torsten Neumann vom Verband Niedersächsischer Lehrkräfte hält wenig von dem Vorstoß. "Dieser Plan erleichtert nur die Verwaltung, denn die Lehrkräfte werden so zur Verfügungsmasse." Sie könnten so beliebig an jeder Schulform eingesetzt werden. Die Studierenden würden sich bewusst für eine Lehramtsform entscheiden. Neumann spricht sich dagegen für eine Verlängerung des Referendariats bei Haupt- und Realschullehrkräften von jetzt 18 auf dann 24 Monate aus. In dieser Zeit sollten angehenden Lehrerinnen und Lehrer laut Neumann anders als jetzt umfassender begleitet werden.
Kultusministerin: Reform der Ausbildung notwendig
Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hält dagegen viel von den Vorschlägen. Gegenüber dem NDR Niedersachsen machte sie deutlich, dass es notwendig sei, die Ausbildung für Lehrkräfte zu reformieren. "Im Kern geht es darum, die Nachwuchskräfte auf den anspruchsvollen Alltag gut vorzubereiten und dadurch mehr junge Menschen für diesen Weg zu begeistern." Die Ausweitung der Praxisphasen und erleichterte Quereinstiege seien deshalb die richtigen Schritte, sagte Hamburg.
CDU gibt sich zurückhaltend
Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Christian Fühner, bewertet die Pläne von Rot-Grün insgesamt als wenig detailreich. Gerade was die Erhöhung der Praxisanteile anbelangt, müsse der Weg "konkreter ausgestaltet werden", sagte er. Darüber hinaus machte Fühner deutlich, dass es sich noch nicht absehen lasse, inwiefern das "Lehramt der Sekundarstufe I" tatsächlich Verbesserung bringe. Der Antrag von SPD und Grüne soll in der kommenden Woche im Landtag diskutiert werden.
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