Rechtsextreme Gewalt: Betroffenenberatung zählt mehr Fälle
Der niedersächsische Verfassungsschutz beobachtet einen Anstieg rechtsextremistischer Gewalt. Diese Tendenz ist 2022 in Zahlen in der Betroffenenberatung Niedersachsen angekommen.
Die Anlaufstelle hat für das vergangene Jahr 590 Beratungen zu rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Niedersachsen registriert. Das sei eine Steigerung von acht Prozent gegenüber 2021, wie der Verein am Dienstag mitteilte.
Täter wollen Opfer einschüchtern
Demnach sollen sich vor allem Anhänger von Verschwörungsideologien durch Bedrohungen und Angriffe hervorgetan und Angriffe durch Rechtsextremisten zugenommen haben, heißt es. "Hier geraten besonders Menschen ins Visier, die sich aktiv in unserer Gesellschaft engagieren. Sie werden als Feindbild gesehen und sollen eingeschüchtert werden", sagt Pressesprecherin Marie Kortmann.
Kritik an Polizeiberichten
Kritik übt die Betroffenenberatung Niedersachsen an der Arbeit der Polizei. "Viele Taten entgehen unserem Monitoring, weil die Polizei rechte und rassistische Gewalttaten weiterhin nicht klar erkennt und benennt", so Kortmann. Rassistische Beleidigungen würden in Polizeiberichten häufig unter den Tisch fallen. Zudem würden Polizisten teilweise die Arbeit der Beratungsstelle nicht kennen - trotz vorheriger Information durch den Staatsschutz. Der Verein fordert die Polizei in Niedersachsen in der Mitteilung auf, Betroffene bei "einem Anfangsverdacht auf eine rechte, rassistische oder antisemitische Tat über das kostenlose Beratungsangebot" zu informieren.