Sozialverband fordert: Frauenhaus-Plätze sollen kostenlos sein
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) setzt sich für kostenlose Plätze in Frauenhäusern in Niedersachsen ein. Bisher ist die Finanzierung nicht einheitlich geregelt. Laut SoVD musste jede vierte Frau 2023 für ihren Aufenthalt Geld bezahlen.
Jede vierte Frau, die im vergangenen Jahr in einem niedersächsischen Frauenhaus Zuflucht gesucht hat, musste ihren Aufenthalt dort teilweise oder komplett selbst bezahlen. Das meldet der Sozialverband SoVD und bezieht sich dabei auf eine Statistik des Vereins Frauenhauskoordinierung e.V.. "Es ist ein Unding, dass gerade diejenigen, die dringend auf den Schutz angewiesen sind, schauen müssen, ob sie den Platz in der Einrichtung zahlen können", sagt Annette Krämer vom niedersächsischen SoVD. "Wir fordern von der Landesregierung deshalb endlich ein einheitliches Finanzierungskonzept, damit alle Einrichtungen entsprechend ausgestattet sind." Für Frauen, die unter Gewalt leiden, sind Frauenhäuser ein wichtiger Zufluchtsort. Fast 30.000 Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen wurden 2023 in Niedersachsen polizeilich registriert. Das sind rund elf Prozent mehr als im Vorjahr.
Verschiedene Finanzierungsmodelle
Grund für die variierenden Beiträge sind laut SoVD unterschiedliche Finanzierungsmodelle der Frauenhäuser, die regional voneinander abweichen. Laut Krämer betrugen die Kosten für betroffene Frauen je nach Region zwischen zehn und 150 Euro pro Tag. Die Folge laut Krämer: Frauen könnten sich den Aufenthalt nicht leisten und seien gezwungen, in ihrem gewalttätigen Umfeld zu bleiben. Nach Angaben des Sozialministeriums liegt der durchschnittliche Eigenanteil bei Frauen, die keine Grundsicherung bekommen und dadurch Anspruch auf eine Kostenübernahme haben, bei 18 Euro pro Tag.
Kostenloser Aufenthalt in Bremen
Im benachbarten Bundesland Bremen ist der Aufenthalt im Frauenhaus kostenlos. Nach Angaben einer Sprecherin der Bremischen Gesundheitssenatorin werde die Finanzierung über Sozialleistungen geregelt. Alle anderen Frauen profitierten von einem Sockelbeitrag, der dafür sorgt, dass dort keine Frau für ihren Aufenthalt bezahlen muss. Im kleinsten Bundesland gibt es demnach in zwei Frauenhäusern in Bremen sowie einem in Bremerhaven insgesamt 145 Plätze. Aktuell fehlen in Bremen 30 Plätze. Deutschlandweit fehlen nach Angaben des SoVD insgesamt 13.300 Plätze. Demnach habe nur jede dritte Frau einen Platz in einem Frauenhaus in der Nähe ihres Wohnorts bekommen.