Niedersachsen will "begleitetes Trinken" ab 14 verbieten

Stand: 09.07.2024 22:12 Uhr

Jugendliche in Deutschland dürfen ab 14 Jahren Bier und Wein konsumieren, wenn ihre Eltern dabei sind. Das Land Niedersachsen sieht darin ein Problem.

von Hilke Janssen

Es sei ein "völlig falsches gesellschaftliches Signal, wenn Eltern oder ältere Geschwister oder Freunde mit 14-Jährigen Bier oder Wein trinken", sagt Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) dem NDR Niedersachsen. Alkohol schädige die Gesundheit und befördere aggressives Verhalten, so der Minister. Das sogenannte begleitete Trinken verharmlose das. Zunächst hatte die "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" berichtet.

Vorstoß kommt aus MV

Gemeinsam mit den Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder will Philippi das "begleitete Trinken" ab 14 Jahren deshalb abschaffen. Der Vorstoß dazu kam im April aus Mecklenburg-Vorpommern: Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hatte ein mögliches Verbot des begleiteten Trinkens in die Gesundheitsministerkonferenz (GKM) der Länder im Juni in Lübeck-Travemünde eingebracht. Die GKM beschloss den Antrag einstimmig. Voraussichtlich im November sollen Gesetzesvorschläge auf dem Tisch liegen.

VIDEO: Pro und Contra: Alkohol erst ab 18? (4 Min)

CDU unterstützt den Vorschlag

Die CDU im Landtag ist ebenfalls für eine Einschränkung der Alkoholkonsums bei Jugendlichen. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, Carina Hermann, sagte auf Anfrage des NDR Niedersachsen, das begleitete Trinken ab 14 Jahren zu verbieten sei "im Hinblick auf die erheblichen Gefahren von Alkoholkonsum richtig". Allerdings fehlen der CDU weitere Initiativen des SPD-Gesundheitsministers - zum Beispiel beim Lachgas. Lachgas könne ebenso schwere gesundheitliche Folgen haben, so die CDU-Abgeordnete Hermann.

Frühes Trinken ist riskant

Wer früh mit dem Trinken anfängt, werde dadurch häufig bis ins Erwachsenenalter geprägt, heißt es aus dem niedersächsischen Gesundheitsministerium. Und: Je früher Jugendliche mit Alkohol in Berührung kommen, desto größer sei das Risiko, dass sie abhängig werden. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2019 in Deutschland rund 14.500 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär im Krankenhaus behandelt. Einer DAK-Umfrage zufolge bezogen rund zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen mit Alkohol-Erfahrung die entsprechenden Getränke von ihren Eltern.

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