Eine Teilnehmerin trägt eine Regenbogenfahne im Haar beim Umzug zum Christopher Street Day (CSD) durch Oldenburg © dpa Foto: Focke Strangmann

Niedersachsen verstärkt Anstrengungen gegen Queerfeindlichkeit

Stand: 02.08.2023 10:27 Uhr

Mit konsequenter Strafverfolgung und Präventionsarbeit will die niedersächsische Landesregierung queere Menschen vor Angriffen schützen. Dieses Jahr gab es bereits mehrere Vorfälle.

"LSBTIQ-Personen sind leider noch immer stärker als andere Bevölkerungsgruppen von gesellschaftlicher Ausgrenzung und im schlimmsten Fall auch von Straftaten betroffen", sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). "Wir sind als Gesellschaft insgesamt gefordert, uns für Freiheit, Gleichberechtigung und Toleranz einzusetzen und einzustehen."

Mehrere Angriffe auf Transmenschen

In diesem Jahr sind bereits mehrere queerfeindliche Angriffe in Niedersachsen bekannt geworden. So soll unter anderem Mitte Juli eine Transfrau von einer Gruppe von sechs Männern in Hannover geschlagen und am Boden getreten worden sein. Sie wurde leicht verletzt. Beim Christopher Street Day (CSD) in Hannover wurde unter anderem ein junger Transmann krankenhausreif geprügelt. LSBTIQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen. Als queer bezeichnen sich Nicht-Heterosexuelle sowie Personen, die sich nicht mit gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Straftaten in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt

Straftaten der Hasskriminalität gegen queere Menschen werden als politisch motivierte Kriminalität eingestuft. In Niedersachsen stieg die Zahl von 37 im Jahr 2020 auf 60 (2021) und 94 im vergangenen Jahr. 2019 - also vor der Pandemie - waren 29 solcher Taten statistisch erfasst. Laut Polizei liegt das auch daran, dass sich mehr Betroffene trauen, Taten anzuzeigen.

Polizei stellt mehr Ansprechpersonen

Leon Dietrich, Landeskoordinator und Ansprechperson für LSBTIQ bei der Polizei Niedersachsen, spricht während eines Interviews in der Polizeidirektion Hannover. © dpa Foto: Ole Spata
Leon Dietrich ist seit 2020 Landeskoordinator und Ansprechperson für LSBTIQ bei der Polizei Niedersachsen.

Seit 2020 ist Leon Dietrich hauptamtliche Ansprechperson für LSBTIQ bei der Polizei Niedersachsen. Er leitet unter anderem interne Schulungen und ist extern vernetzt mit der queeren Community. Neben Dietrich gibt es in allen Polizeidirektionen LSBTIQ-Ansprechpersonen, die diese Funktion neben ihrem Hauptjob - etwa im Streifendienst - erfüllen. Ihre Zahl wurde landesweit von 10 auf 17 aufgestockt. Nach Angaben von Innenministerin Behrens sollen mit ihrer Hilfe Hürden abgebaut werden, damit die Betroffenen auch wirklich alle Straftaten zur Anzeige bringen. Die Ansprechpersonen sind zum Beispiel beim Christopher Street Day (CSD) präsent. Das Landeskriminalamt listet auf seiner Internetseite zudem Beratungsstellen für Betroffene auf.

Weitere Informationen
Eine Regenbogenflagge weht in Hannover anlässlich des Christopher Street Days. © NDR

Queerfeindliche Straftaten in Niedersachsen mehr als verdoppelt

Das zeigen Zahlen des Landeskriminalamts aus den vergangenen drei Jahren. Das Queere Netzwerk Niedersachsen fordert mehr Hilfe. (31.07.2023) mehr

LGBTQIA - Die Initialien der Wörter "lesbian, gay, bisexual, transgender, questioning, intersex, and asexual" in bunten Holzbuchstaben. © picture alliance / Zoonar | Roman Sigaev Foto: Roman Sigaev

Was bedeutet LGBTQIA+?

Das Kurzwort entwickelt sich seit Jahrzehnten: Es steht für Sichtbarkeit der Menschen, Vielfalt der Liebenden und der Liebe. (30.07.2023) mehr

Eine Teilnehmerin sitzt beim Christopher Street Day (CSD) mit einem bunten Irokesenschnitt auf dem Opernplatz. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

CSD in Hannover: Offenbar weitere Teilnehmende attackiert

Zunächst war ein Angriff auf einen Transmann bekannt geworden. Die Veranstalter wollen das Sicherheitskonzept anpassen. (02.06.2023) mehr

Die Regenbogenflagge steht seit mehr als 40 Jahren als Symbol für weltweite Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen, die sich nicht mit den Normen rund um die traditionellen Rollen von Männern und Frauen identifizieren, oder eine andere Sexualität leben, als die Heterosexualität. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres Foto:  Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Bei CSD Hannover: Junger Transmann krankenhausreif geprügelt

Die Männer traten dem 17-Jährigen am Hauptbahnhof gegen den Kopf. Die Landesregierung verurteilte den Angriff. (02.06.2023) mehr

Statue der Justitia (Themenbild Rechtswesen). Zu: Urteil zu Beleidigung von Transfrau durch Mitglieder Jungen Union (JU). © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres Foto: Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

SPD-Transfrau beleidigt: JU-Mitglied in Osnabrück verurteilt

Der 21-Jährige muss 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Er hatte die Frau im Oktober als "Schwuchtel" beleidigt. (25.01.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.08.2023 | 11:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Eine Kerze, Blumen und einer Spielzeugfigur stehen an den Feuerwehrgebäude in Warle. © NDR Foto: Kristin Häfemeier

Neunjähriger aus Niedersachsen stirbt bei Anschlag in Magdeburg

Der Junge lebte seit dem Frühjahr in Warle im Landkreis Wolfenbüttel. Er war in der Kinderfeuerwehr des Ortes aktiv. mehr