Nach Moorbrand: Bundeswehr schießt wieder uneingeschränkt

Stand: 31.07.2024 09:23 Uhr

Sechs Jahre nach dem Moorbrand kann die Bundeswehr ab morgen das Übungsgelände in Meppen wieder uneingeschränkt nutzen. Wie reagieren die Emsländer, nun, da in dem Moor wieder geschossen werden darf?

"Feuer frei" heißt es ab morgen für den uneingeschränkten Schießbetrieb im Emsland. Die Bundeswehr darf ab August Waffen und Munition wieder auf dem Übungsgelände nahe Meppen testen, so, wie vor dem 3. September 2018, als nach einem Waffentest mit einem Kampfhubschrauber das Moor über Wochen in Flammen stand. Der Brand schwelte in der Spitze auf einer Fläche von mehr als 1.000 Hektar und beschäftigte zeitweise 1.700 Einsatzkräfte. Für die Wiederaufnahme des Betriebs hatte das Bundesverteidigungsministerium die Freigabe erteilt. Damit aber nicht erneut ein Flächenbrand entsteht, war die Wiederaufnahme an verschiedene Auflagen geknüpft. Nach Angaben der Bundeswehr sind diese mittlerweile alle erfüllt.

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Moorbrand im Emsland 2018 aus der Luft © Screenshot
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Fünf Jahre nach dem Moorbrand im Emsland

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Bundeswehr verbessert Brandschutz

So seien in den vergangenen Jahren insgesamt rund 15 Millionen Euro investiert worden, um den Brandschutz erheblich zu verbessern. Unter anderem seien Spezialfahrzeuge wie Moor- und Löschraupen, geschützte Bagger, Bergepanzer sowie Aufklärungsdrohnen angeschafft worden. Zusätzlich sei die Löschwasserversorgung durch das Anlegen von mehr als 20 tiefen Brunnen verbessert worden, so der Direktor der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91, Frank Dosquet. Außerdem verfügt der Standort laut Dosquet über eine eigene Berufsfeuerwehr, die bei Bränden schnell reagieren kann. Diese Truppe ist demnach um 100 Mann aufgestockt worden, sonst hätte das Bundesverteidigungsministerium keine Erlaubnis zum Schießen im Moor gegeben. Außerdem wird Dosquet zufolge vor jedem Test die Brandgefahr geprüft.

"Freigabe dringend notwendig"

Eine Löschraupe © NDR Foto: Joop Wösten
Diese modernen Löschraupen sollen einen Moorbrand besser bekämpfen als herkömmliche Moorraupen.

"Angesichts der vor uns stehenden Aufgaben, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Weltlage, war die nun erfolgte Freigabe dringend notwendig", teilte der Direktor der WTD 9 Frank Dosquet mit. Die Dienststelle sei das einzige Kompetenzzentrum der Bundeswehr für Waffen und Munition und ihre volle Einsatzbereitschaft dahingehend von großer Bedeutung, so Dosquet.

Kreisfeuerwehrverband Emsland-Mitte hat keine Bedenken

Die Zusammenarbeit mit den zivilen Feuerwehren sei nun viel enger, sagte Jens Menke vom Kreisfeuerwehrverband Emsland-Mitte. Dazu trage auch ein neues Lagezentrum vor Ort bei. Zudem seien Karten für Feuerwehrleute erstellt worden, auf denen ersichtlich sei, von wo aus sicher gelöscht werden kann, so Menke.

Was sagen die Bewohner?

Die Gemeinde Stavern war von dem Moorbrand vor sechs Jahren massiv betroffen. Dass auf dem Übungsgelände im Moor wieder geschossen werden darf, bereitet den Bewohnern offenbar keine Sorgen. Ganz im Gegenteil, sagte Bürgermeister Gerd Rode (Unabhängige Wählergemeinschaft): "Wir gehen hier in der Gemeinde davon aus, dass der Moorbrand dazu beigetragen hat, dass die Sicherheit im Bereich der WTD 91 noch erhöht worden ist. Deswegen machen wir uns keine Sorgen, der Ort fühlt sich sicher."

Bewohner haben Moorbrand überwunden

Das Gefühl teilt auch Stefan Heikens, er lebt in der Gemeinde: "Ich habe da ein gutes Gefühl und gehe davon aus, dass auch in Zukunft alles in geregelten Bahnen laufen wird." Bei Johannes Cordes hingegen kommt das mulmige Gefühl von vor sechs Jahren wieder hoch: "Komisch ist es schon. Durch das Schießen ist die Situation damals entstanden und jetzt dürfen sie wieder schießen. Da kommt das mulmige Gefühl wieder hoch." Alle sind sich aber einig: Nach sechs Jahren hat der Ort mit dem Moorbrand abgeschlossen. Das sagt auch Lena Knese, die in Stavern lebt: "Kaum einer redet noch über den Brand, man merkt den Bewohnern nichts mehr an. Hier herrscht absolut keine Angst."

Umweltschäden auf abgebrannter Moorfläche

Bei dem Brand wurde das Ökosystem teilweise dauerhaft zerstört. Das gilt laut Aussagen des Landkreises Emsland insbesondere für eine 400 Hektar große Fläche im Osten des Moorgebiets, auf der Heide, wo Wollgras und Torfmoos vollständig abgebrannt seien. Im September 2023 gab der Landkreis Emsland an, dass auf dem Gebiet inzwischen massenhaft Birken und Zitterpappeln wachsen würden. Die Bundeswehr hatte seinerzeit angekündigt, das Moor wiederbeleben zu wollen. Dazu gehören Landschaftspflege - unter anderem durch das Roden junger Birken mithilfe neuer Spezialfahrzeuge - und Wiedervernässung, um den Lebensraum für Pflanzen und Tiere bewohnbar zu machen. Laut Katja Hübner vom Naturschutzbund Emsland/Grafschaft Bentheim sei dies jedoch in einem großen Teil des Moores noch nicht geschehen. Dort bestehe demnach immer noch Brandgefahr.

Eine Löschraupe ist beim Moorbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen im Einsatz. © picture alliance | dpa Foto: WTD 91
Als der trockene Moorboden Feuer fing, wollte die Bundeswehr den Brand mithilfe einer Löschraupe bekämpfen. Doch das Fahrzeug fiel aus.
Ursache für Großbrand: Raketentests und defekte Löschraupe

Auslöser für den Brand im September 2018 waren Munitionstests auf dem Gelände der WTD 91. Dabei hatte der Moorboden an mehreren Stellen Feuer gefangen. Als eine für das munitionsbelastete Gelände geeignete Löschraupe ausfiel und es kein Ersatzgerät gab, breiteten sich die Flammen unter- und überirdisch weiter aus. Zeitweise rief der Landkreis Emsland für die Gemeinden Klein und Groß Stavern den Katastrophenfall aus, um gegebenenfalls schnell evakuieren zu können. Insgesamt brannte das Naturschutzgebiet Tinner Dose-Sprakeler Heide sechs Wochen lang. Über diese Zeit hinweg waren rund 11.000 Helferinnen und Helfer in Meppen und Umgebung im Einsatz.

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Hallo Niedersachsen | 23.07.2024 | 19:30 Uhr

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