Modellprojekt: Niedersachsen wirbt kolumbianische Fachkräfte an
Mit dem Modellprojekt "Adelante Colombia" sollen bis zu 50 junge Fachkräfte an Betriebe in Südniedersachsen vermittelt werden - zum Beispiel an Forschungseinrichtungen und in die Gesundheitsbranche.
Niedersachsen will im zukunftsträchtigen Bereich "Life Science" aufholen. Eine Branche, zu der in Südniedersachsen rund 150 Betriebe gezählt werden: Anbieter aus der Medizintechnik, der Biotechnologie und der Gesundheitsbranche. Darunter sind große Unternehmen wie der Prothesenhersteller Otto Bock und das Saatzuchtunternehmen KWS, aber auch viele kleine und mittelständische Betriebe.
Qualifizierte Fachkräfte sind schwer zu finden
In Südniedersachsen arbeitet jetzt schon jeder Vierte in dieser Branche. Und der Bedarf an Chemikanten, Physiklaboranten und Mechatronikern ist groß. Arbeitskräfte, die der deutsche Markt nicht hergibt und die auch aus anderen europäischen Ländern nicht in ausreichender Zahl einwandern. Arbeitsminister Andreas Philippi (SPD) hofft, mit dem Pilotprojekt den Folgen des demografischen Wandels begegnen zu können. Ohne Fachkräfte aus Drittstaaten könne der Bedarf nicht gedeckt werden, sagt er. Für das Modellprojekt "Adelante Colombia" will das Land über drei Jahre hinweg eine halbe Million Euro in die Hand nehmen.
IHK ermittelt bei Firmen konkreten Bedarf
Die Industrie- und Handelskammer ermittelt nun zunächst den konkreten Bedarf an Fachkräften und sucht mit Partnern in Kolumbien nach den passenden Bewerbern. Alle künftigen "Adelante"-Fachkräfte müssen eine passende Berufsausbildung vorweisen. Diese hat in Kolumbien allerdings nur einen schulischen, keinen praktischen Teil, wie IHK-Geschäftsführerin Maike Bielfeldt sagt. Außerdem müssen sie sich im Vorfeld grundlegende deutsche Sprachkenntnisse auf B1-Niveau aneignen. Die ersten 25 Kolumbianer könnten im Oktober in Südniedersachsen an den Start gehen. Nach zwölf Monaten Qualifizierungszeit gelten sie in den Unternehmen als Fachkraft nach hiesigen Standards.
Modellprojekt soll "Blaupause" für weitere Anwerbung sein
Bielfeldt spricht von einer "Blaupause", die wenn es gut läuft, auch auf andere Branchen und Regionen ausgedehnt werden soll. Sogenannte "Kümmerer" in der Region sollen den jungen Menschen helfen, in Deutschland in jeder Hinsicht gut anzukommen. "Wir haben schon gute Erfahrungen in den vergangenen Jahren gemacht, mit kolumbianischen Fachkräften", sagt Bielfeldt. "Wir wissen, dass dort ein gutes Ausbildungs- und Universitätssystem vorherrscht." Wenn sich das Modellprojekt etabliere, werde es für beide Seiten Vorteile bieten, ist die IHK-Geschäftsführerin überzeugt. In Kolumbien sind unter jungen Leuten mehr als 20 Prozent arbeitslos. Gut ausgebildet, aber ohne Perspektive. Niedersachsen lockt nun mit guten Aussichten.
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