Einsatzkräfte der Feuerwehr Oldenburg und des THW verteilen Sandsäcke für Anwohner in den vom Hochwasser bedrohten Wohngebieten. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius

Landesfeuerwehr-Präsident: "Katastrophenschutz-Debatte populistisch"

Stand: 07.01.2024 13:00 Uhr

Seit Beginn des Hochwassers in Niedersachsen gibt es auch Kritik am Katastrophenschutz. Mehr Geld und eine bessere Ausstattung werden gefordert. Landesfeuerwehrpräsident Olaf Kapke hält die Debatte für falsch.

von Mandy Sarti

"Die Stimmungslage kippt. Durch die Debatte wird suggeriert, die Einsatzkräfte hätten die Lage nicht im Griff", sagt Olaf Kapke dem NDR Niedersachsen. Aus Sicht des Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes ein falsches Signal: "Die Diskussion ist populistisch." Niedersachsen habe viel aus den vergangenen Hochwassern gelernt. Das zeige sich auch an dem aktuellen Einsatz. "Ohne diese Erkenntnisse hätte Niedersachsen es nicht geschafft, die Lage bis heute durchzuhalten", sagt Kapke. Der Einsatz müsse jetzt abgeschlossen werden, dann könne man über Forderungen sprechen.

Videos
Wasser wird durch große rote Schläuche abgepumpt. Im Hintergrund stehen THW-Fahrzeuge. © NDR
1 Min

Hochwasserschutz: Wie gut ist Niedersachsens Infrastruktur?

Nachholbedarf gibt es laut CDU-Fraktion vor allem bei der Deichsicherheit und bei Poldern. (02.01.2024) 1 Min

Erst Einsatz, dann Auswertung

Nach der Ahrtal-Katastrophe hat das Land Niedersachsen 40 Millionen Euro in den Katastrophenschutz gesteckt. Davon konnten unter anderem auch neue Fahrzeuge bestellt werden. Doch wie in allen anderen Bereichen auch gebe es Lieferengpässe, sagt Kapke. "Es ist richtig, dass wir nach dem Dauereinsatz auswerten müssen, was gut und was schlecht gelaufen ist. Aber jetzt Geld-Forderungen aufzustellen, ist falsch." Aus seiner Sicht wird es am Ende des Einsatzes darum gehen, ob in Zukunft mehr Sandsäcke oder mobile Deichmodule vorgehalten werden müssen.

Kapke: Es gibt zu viele Steingärten

Kapke sieht aber auch die Bevölkerung in der Pflicht: "Die Folgen von Hochwasser kleinzuhalten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer müssten in Zukunft darauf achten, dass weniger Flächen versiegelt sind. Noch immer gebe es beispielsweise zu viele Steingärten, sagt der Landesfeuerwehrpräsident.

DRK und CDU übten Kritik

Die Präsidentin des Deutschen Roten-Kreuzes (DRK) Gerda Hasselfeldt hatte angesichts des Hochwassers mehr Geld für den Katastrophenschutz gefordert. "Wir sind für Katastrophenfälle dieser Art - noch dazu, wenn sie in verschiedenen Regionen auftreten - derzeit nicht voll einsatzfähig." Die Defizite seien eklatant, sagte sie. Auch Sebastian Lechner, Fraktionsvorsitzender der CDU, übte im Gespräch mit dem NDR Kritik: "Bei der Deichsicherheit und bei den Poldern gibt es noch erheblichen Nachholbedarf. Wir haben dort für Investitionen auch Finanzmittel schon jahrelang bereitgestellt, die aber nicht abgerufen wurden. Und das merken wir jetzt an allen Ecken und Enden."

Weitere Informationen
Eine Dronenaufnahme zeigt das Überschwemmungsgebiet in Hannover bei Frost. © HannoverReporter

Hochwasser in Niedersachsen: Ticker vom 9. Januar zum Nachlesen

Durch das kalte, trockene Wetter sinken vielerorts die Pegelstände. Der Liveticker macht deshalb vorerst eine Pause. mehr

Einsatzkräfte der Feuerwehr tragen im Landkreis Nienburg/Weser Sandsäcke. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

Hochwasserschutz: Opposition will Geld für Pumpen, Polder, Deiche

Niedersachsens CDU-Fraktion fordert klare Zusagen für Gelder. Die AfD-Fraktion will Mittel für die Feuerwehr-Ausbildung. (02.01.2024) mehr

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen, spricht auf einer Konferenz über die Hochwasser-Lage in Niedersachsen. © NDR

Ministerpräsident Weil fordert Elementarschadensversicherungspflicht

Die Folgen des Hochwassers lassen sich noch nicht abschätzen. Weil sieht allerdings dringenden Handlungsbedarf beim Bund. (03.01.2024) mehr

Polizisten stehen neben einer beschädigten mobilen Wassersperre an der Innersten in Hildesheim. © Polizeiinspektion Hildesheim

Hochwasserschutz beschädigt: Belohnung für Hinweise ausgelobt

Am Neujahrsmorgen waren in Hildesheim mehrere Floodtubes demoliert worden. Die Stadt sucht weiterhin nach den Tätern. (04.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 05.01.2024 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hochwasser

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Mitarbeiter läuft über einen leeren Krankenhausflur. © picture alliance Foto: Fabian Strauch

Spatenstich: Neue Zentralklinik in Ostfriesland entsteht

Die Klinik ersetzt die Krankenhäuser in Aurich, Emden und Norden. Das Vorhaben war lange umstritten. Kosten: 800 Millionen Euro. mehr