Helge Limburg (li., Grüne) spricht an der Regierungsbank im Niedersächsischen Landtag mit Grant Hendrik Tonne (SPD). © picture alliance/dpa Foto: Holger Hollemann

Künftiger Wirtschaftsminister: Wer ist Grant Hendrik Tonne?

Stand: 24.04.2025 08:12 Uhr

Olaf Lies (SPD) soll Niedersachsens neuer Ministerpräsident werden. Das Amt des Wirtschaftsministers soll dafür der SPD-Fraktionschef im Landtag Grant Hendrik Tonne übernehmen.

von Tullio-Francesco Puoti

Mit Grant Hendrik Tonne rückt ein altbekanntes Gesicht wieder in die erste Reihe der Landesregierung. Denn der 48-Jährige war bereits von 2017 bis 2022 niedersächsischer Kultusminister in der Großen Koalition. Mit Tonne ist vor allem der beitragsfreie Kindergarten verknüpft. Auch wenn die Gratis-Kita nicht überall auf Gegenliebe stößt, ist sie ein bildungspolitischer Meilenstein. Tonne galt als fleißiger Minister. Die großen bildungspolitischen Baustellen konnte er während seiner Amtszeit aber nicht abbauen. Jetzt muss er sich auf neue Herausforderungen einstellen.

Tonne ist ein Vollblut-Politiker

Tonne ist bereits sein halbes Leben lang politisch aktiv. Ein Jahr nach seinem Abitur in Petershagen trat er 1996 in die SPD und die Jusos ein. Bis 2007 war er zweimal für mehrere Jahre Vorsitzender des Juso-Unterbezirks Nienburg/Weser. Dort ist er bis heute verwurzelt. Sein Heimatort ist das Dorf Leese im Landkreis Nienburg. Hier lebt der 48-Jährige nach wie vor mit seiner Frau und seinen vier Kindern. Engagierte sich dort unter anderem zwölf Jahre lang als Gemeindebürgermeister. Er ist Jurist und war bis 2017 als selbständiger Rechtsanwalt in Stolzenau tätig.

Politische Niederlagen

Grant Hendrik Tonne (SPD), Fraktionsvorsitzender, spricht bei einer Pressekonferenz. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte
Grant Hendrik Tonne wird wohl neuer Wirtschaftsminister in Niedersachsen.

Seit 2008 ist er mit kurzer Unterbrechung Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Von 2013 bis 2017 war er auch Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion. 2017 verlor er allerdings zum dritten Mal hintereinander seinen Wahlkreis Nienburg/Schaumburg. Und da die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2017 zahlreiche Direktmandate gewannen, zog er nicht wie zuvor über die Landesliste ins Parlament ein.  "Wenn man weiß, an der Stelle geht's nicht weiter, dann ist das enttäuschend", sagte er damals im NDR Interview.

Wenn ein Ende zum Neuanfang wird

Für Ministerpräsident Stephan Weil war Tonne aber offenbar so wichtig, dass er ihn zum Kultusminister ernannte. Für ihn öffnete sich also ein neues Kapitel. Aber mit einem Posten, der als unbeliebt galt. Kaum ein Ministerium stand immer derart unter Druck in der Vergangenheit wie das Kultusministerium. Als Politiker wird Tonne als gut organisiert und stets vorbereitet wahrgenommen. Kaum ein Wort geht über seine Lippen, ohne gründlich darüber nachgedacht zu haben.

Schwierige Zeit als Kultusminister

Seine Ministerzeit war von Krisen geprägt. Sowohl die Corona-Pandemie als auch der Ausbruch des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland fielen in seine Amtszeit. Er musste viel erklären und vermitteln. Zum Beispiel welche Corona-Auflagen in den Schulen galten. Er setzte dabei auf Minister-Briefe. Eigentlich eine gute Idee, allerdings verpuffte die Info-Kampagne. Eltern ärgerten sich übers Homeschooling und Schulleiter waren genervt, weil sie Corona-Testkits zusammenstellen mussten. Und zu oft wussten Lehrkräfte freitags nicht, was montags gilt. Allerdings konnte er auch immer erst dann mit neuen Regeln rausgehen, wenn die Bund-Länder-Runden mit der Kanzlerin getagt hatten.

Tonne will den Dialog auf Augenhöhe

Seine Hauptaufgabe als Kultusminister war es, wieder Ruhe reinzubringen. Seine Vorgänger und Vorgängerinnen lagen zum Teil oft im Clinch mit Lehrerverbänden. Er suchte den Dialog. Sagt von sich selbst, dass "aufmerksames Zuhören" eine Stärke von ihm ist. Auch Kritik sei immer erwünscht, wenn sie nicht persönlich werde. Als Kultusminister musste er viel Kritik einstecken. Aber auch wenn der Wind heftiger wehte, versteckte Tonne sich nicht. Sprach die Probleme meistens klar und deutlich an - das war nicht immer so. Für seine kommunikative Art bekam er deshalb auch Lob und Anerkennung.

Eher "Marathon-Läufer" als "Sprinter"

Möglicherweise profitiert er von seiner Vereinszeit. Der 48-Jährige spielt selbst Tischtennis beim TuS Leese und arbeitet dort unter anderem auch als Spartenleiter und Jugendtrainer. Tonne engagiert sich ehrenamtlich. Aktuell ist er Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Mitglied im Kirchenparlament der evangelischen Landeskirche Hannover. In seiner Freizeit geht er gerne laufen. Er sei aber nicht der Sprinter-Typ, so Tonne über sich selbst. Ein Marathon ist ihm lieber. Er sei einer, der seine Kraft einteile, um bis zum Ziel durchzuhalten. Eine Eigenschaft, die ihm als Wirtschaftsminister sicher helfen könnte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.04.2025 | 14:00 Uhr

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