Krankenhausreform: Niedersachsens Kliniken fordern Finanzspritze

Stand: 11.07.2023 13:04 Uhr

Bund und Länder haben sich am Montag auf Eckpunkte für eine Krankenhausreform geeinigt. Die Krankenhäuser in Niedersachsen kritisieren, dass keine Finanzhilfen vorgesehen sind.

"Eine erfolgreiche Reform setzt zwingend eine solide Ausgangsbasis voraus", sagte der Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Helge Engelke, am Dienstag in Hannover. Eine nur unverbindliche Prüfung finanzieller Hilfen reiche nicht aus. "Eine Reform, die im Kern lediglich auf die Schließung von Krankenhäusern zielt und die keinerlei zusätzliche Investitionen vorsieht, wird nur eines erreichen: eine schlechtere Versorgung der Patientinnen und Patienten und eine höhere Belastung der Mitarbeitenden." Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft fordert ein Investitionsprogramm. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft geht den Angaben zufolge bundesweit von einem Volumen zwischen 24 und 50 Milliarden Euro aus.

VIDEO: Krankenhausreform kommt Friesland-Kliniken entgegen (2 Min)

Minister: "Wir sind bereit für die Krankenhausreform"

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi sieht in der Einigung ein Zeichen für funktionierenden Föderalismus. Die größte Gesundheitsreform seit Jahrzehnten sei damit "um einen Meilenstein vorangebracht", sagte der SPD-Politiker. Niedersachsen werde bei der Umsetzung vorne mit dabei sein: "Wir sind bereit für die Krankenhausreform", betonte er. Als besonders positiv hob Philippi die geplanten Neuerungen hinsichtlich der Finanzierung der Krankenhäuser hervor. Damit könne die "ruinöse Überökonomisierung der Krankenhäuser" gestoppt werden, so der Minister.

Niedersachsen mit Krankenhausgesetz bereits auf dem Weg

Für Niedersachsen sind die Folgen der Reform tatsächlich überschaubar, da das niedersächsische Krankenhausgesetz in den Grundzügen bereits sehr ähnlich ist. Auch darin ist festgelegt, dass nicht mehr jedes Krankenhaus alles anbieten soll. Es werden sich kleinere Kliniken zusammenschließen oder zu regionalen Gesundheitszentren umwandeln müssen, so Philippi. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Volker Meyer, äußerte sich kritisch: "Die Länder müssen weiter gestalten können, welche Krankenhausversorgung regional am sinnvollsten ist." Dabei müsse den Kliniken ausreichend Zeit eingeräumt werden, um die Forderungen des Bundes umzusetzen. Es dürfe nicht riskiert werden, dass Krankenhäuser deshalb schließen müssten.

Vorhaltepauschalen und Leistungsgruppen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Montag die Pläne zur Krankenhausreform in Berlin vorgestellt. Zu den wichtigsten Eckpunkten gehört das Ende von Fallpauschalen, die durch sogenannte Vorhaltepauschalen ersetzt werden sollen. Die Vorhaltepauschale soll den Kliniken 60 Prozent ihrer Vergütung sichern - unabhängig davon, ob die Leistungen tatsächlich abgerufen werden. Das Geld erhalten die Häuser demnach dafür, das jeweilige Leistungsangebot vorzuhalten. Darüber hinaus sollen die Leistungsgruppen der Kliniken genauer definiert werden. Für die Gruppen, auf deren Grundlage die Finanzierung durch die Krankenkasse geregelt wird, sind einheitliche Qualitätsvorgaben etwa bei Personal und Ausstattung vorgesehen. Von den 16 Bundesländern haben 14 für die Pläne gestimmt, Schleswig-Holstein enthielt sich, eine Gegenstimme kam aus Bayern.

Weitere Informationen
Arzt rechnet am Taschenrechner © fotolia Foto: Dan Race

Krankenhausreform: Beifall und Kritik aus Norddeutschland

14 der 16 Bundesländer stimmten für die Reform. SH enthielt sich. Die Ressortchefs von Niedersachsen, MV und Hamburg lobten die Einigung. (10.07.2023) mehr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), gibt nach den Bund-Länder-Beratungen zur geplanten Krankenhausreform eine Pressekonferenz. © dpa Foto: Jörg Carstensen

Eckpunkte für Krankenhausreform stehen (tagesschau.de)

Das zähe Ringen hat ein Ende: Bund und Länder haben sich auf Eckpunkte für eine Krankenhausreform verständigt. Mehr bei tagesschau.de. extern

Ein Krankenpfleger schiebt einen Wagen über einen Flur im Krankenhaus Siloah in Hannover. © NDR Foto: Mandy Sarti

Mehr Geld für Kliniken: Reaktionen in Niedersachsen gemischt

Das Land will das Sondervermögen für Investitionen um eine Milliarde Euro aufstocken. Für den Landkreistag zu wenig. (04.07.2023) mehr

Niedersachsen, Ankum: Blick auf das abgedeckte Bett in einem Patientenzimmer im Marienhospital Ankum-Bersenbrück. © dpa Foto: Friso Gentsch

Niedersachsen fördert Aufbau regionaler Gesundheitszentren

Sie sollen die Gesundheitsversorgung auf dem Land sichern. In Ankum hat schon eines eröffnet, weitere sollen folgen. (02.07.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 10.07.2023 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Gesundheitspolitik

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Menschen gehen durch eine Stadt. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Niedersachsen hat weniger Einwohner als gedacht - das hat Folgen

Das Land bekommt dadurch weniger Geld vom Bund. Außerdem muss Niedersachsen mit Rückzahlungen in Millionenhöhe rechnen. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?