Königslutter: Giftige Asche im Wohngebiet?
Die Fläche in Königslutter, auf der bald ein Einkaufzentrum stehen soll, macht Anwohnern Sorgen. "Ich möchte schon gern schwarz auf weiß haben, dass alles in Ordnung ist", sagt Nils Klotzsche mit Blick auf den Berg vor seinem Wohngebiet. Der ist an der höchsten Stelle fast vier Meter hoch und besteht auch aus Asche. Die stammt aus der Verbrennung von Hausmüll. Der Abfall wurde hier zum Baustoff.
Asche: Abfall und zulässiger Baustoff
Die Asche sei in Niedersachsen als Ersatzbaustoff zugelassen und ihr Einsatz nicht genehmigungspflichtig, erklärt man Panorama 3 bei der zuständigen Bauaufsicht in Helmstedt. Rein rechtlich handelt es sich allerdings schlicht und ergreifend um Abfall. Der wird allerdings gerne als preiswerter Baustoff eingesetzt - als Untergrund beim Straßenbau oder in Gewerbegebieten. Doch in Königslutter bei Nils Klotzsche liegt der Ascheberg direkt neben den Wohnhäusern und dem Kindergarten. Und das seit Monaten ohne jede Abdeckung.
"Nach unseren Erkenntnissen geht für die Anwohner keine Gefährdung aus", sagt Reinhard Siegert, Leitender Baudirektor beim Kreis Helmstedt. Er stützt sich auf Laborergebnisse. Demnach sei die Asche für die Maßnahme zugelassen und ungefährlich. Auf diese Ergebnisse beziehen sich auch beteiligte Unternehmen und Lieferanten der Asche.
Gefährliche Schwermetalle
Panorama 3 hat eigene Proben in einem Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: in der Asche finden sich Schwermetalle in hohen Konzentrationen - 1.870 Milligramm Blei, 9.830 Milligramm Kupfer und 8.530 Milligramm Zink, jeweils pro Kilogramm. Bei diesen Werten müsste die Bodenschutzbehörde eigentlich sofort einschreiten, um eine Gefährdung der Anwohner auszuschließen. Umweltingenieur Günter Dehoust vom Öko-Institut in Berlin warnt: So ein Material gelange durch den Wind in die Umgebung. "Die Nachbarn, die diesen Staub abkriegen, die haben diese hohen Schwermetallgehalte sofort als Problem."
Unterschiedliche Proben
Doch wie kommen der Kreis Helmstedt und Panorama 3 zu derartig unterschiedlichen Ergebnissen? Günter Dehoust kritisiert die vom Landkreis zugrunde gelegten Untersuchungen. Bei diesen werde lediglich ermittelt, inwieweit sich die Schwermetalle im Wasser lösen. Diese seien für eine Einschätzung der akuten Gefahren nicht aussagekräftig. Dafür müsse man wissen was tatsächlich in der Asche drin ist. Die Gefahr stecke im Staub, der mit den Schwermetallen über den Wind in das nahe Wohngebiet gelangen könnte. Und in Königslutter liegt die Asche schon seit rund vier Monaten ungeschützt unter freiem Himmel, ist Wind und Wetter ausgesetzt.
"Wir haben jetzt alle Witterungen mitgenommen - Schnee, Trockenheit und Regen", sagt Nils Klotzsche. Die Asche könne also längst durch die Gegend geweht sein. Er hat mittlerweile Anzeige erstattet.
Endlich Sofortmaßnahmen
Nach den Recherchen von Panorama 3 reagiert der Landkreis, will mögliche Belastungen mit Schwermetallen in der Siedlung überprüfen: "Wir können das gern untersuchen, ob es denn so ist. Das wäre ja ein Angebot", heißt es von Seiten des Kreises Helmstedt. Noch direkt vor der Sendung teilt die Baubehörde uns mit, "dass die gesamte Aufschüttungsfläche einschließlich der Böschungen mit einer Folie abgedeckt wird." Diese Maßnahme werde im Sofortvollzug angeordnet.