Holocaust-Gedenktag: So erinnert Niedersachsen an Auschwitz-Befreiung

Stand: 27.01.2025 10:29 Uhr

Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz jährt sich zum 80. Mal. Auch in Niedersachsen wird mit zahlreichen Veranstaltungen an die Opfer und Verbrechen des NS-Regimes (1933-1945) erinnert.

Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Truppen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. In der Gedenkstätte in Polen findet am Nachmittag eine Zeremonie statt, für Deutschland nehmen daran unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz (SPD) teil. In mehreren Städten und Gemeinden in Niedersachsen sind Kranzniederlegungen, Vorträge und Andachten geplant - eine Übersicht über ausgewählte Veranstaltungen.

  • Braunschweig: Auf dem Außengelände der Gedenkstätte Schillstraße findet um 15.30 Uhr eine stille Kranzniederlegung statt. In der Nähe der Gedenkstätte befand sich 1944/45 ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Ab 16 Uhr folgt eine Gedenkveranstaltung im Business-Center BraWoPark, bei der unter anderem das Projekt "LastSeen - Bilder der NS-Deportationen" vorgestellt werden soll. Für "LastSeen" wurden alle überlieferten Fotografien der NS-Deportationen zwischen 1938 und 1945 gesammelt.

  • Hannover: Ab 12 Uhr gibt es eine Gedenkfeier in der Justus-von-Liebig-Schule und der Gedenkstätte Ahlem. Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs präsentieren zuerst die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte. Im Anschluss legt unter anderem Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) einen Kranz vor der Wand der Namen auf dem Außengelände der Gedenkstätte ab.

  • Die Gedenkstätte Lager Sandbostel (Landkreis Rotenburg) erinnert ab 15 Uhr mit einer besonderen Beisetzung an die NS-Opfer. Die Gebeine eines mutmaßlichen sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Juli 2024 bei Grabsanierungen auf dem Lagerfriedhof gefunden wurden, sollen in dem Massengrab bestattet und gesondert gekennzeichnet werden. Anschließend gibt es eine Gedenkstunde.

  • Nienburg: An der Erinnerungstafel der jüdischen Gemeinde werden ab 17.15 Uhr die Namen von Deportierten verlesen. Der Arbeitskreis Gedenken stellt nach eigenen Angaben im Anschluss Blumen zur Verfügung, die Anwesende niederlegen können. Zuvor soll ab 15 Uhr eine interreligiöse Andacht stattfinden. Um 18 Uhr wird eine Ausstellung zu Stolpersteinen in der Stadt und im Landkreis eröffnet.

  • Hasbergen (Landkreis Osnabrück): Die zentrale Gedenkfeier für das Osnabrücker Land findet in der Gedenkstätte Augustaschacht statt. Dort soll es ab 16 Uhr unter anderem Theater- und Wortbeiträge geben. Außerdem werden Namen von Opfern verlesen.

  • In Uelzen lädt die Geschichtswerkstatt um 17.45 Uhr zum Gedenken am Mahnmal ein. Im Anschluss, um 18 Uhr, gibt es im Rathaussaal eine Lesung aus Texten des niederländischen Schriftstellers Abel J. Herzberg, der seine Gefangenschaft im KZ Bergen-Belsen überlebte.

  • Buchholz: In der "Empore" ist um 20 Uhr der Bestsellerautor Tim Pröse zu Gast - in einer szenischen Lesung will er das Leben des Unternehmers Oskar Schindlers nachzeichnen, der Menschen vor der Ermordung durch die Nazis rettete. Der Eintritt zur Lesung ist frei.

  • Osterode am Harz: Die Stadt ruft ab 17 Uhr zu einer Gedenkstunde auf dem Kornmarkt auf. In den vergangenen Tagen fanden bereits eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen, ein Gedenkgottesdienst und ein Erzählcafé statt. Für Osterode ist es das erste derart große Holocaust-Gedenken.

Wie viele Menschen sind in Auschwitz gestorben?

Die Zahl der Opfer in dem Konzentrationslager lässt sich nicht exakt angeben. Viele Deportierte wurden in Auschwitz nicht registriert, sondern gleich vergast und verbrannt. Nach dem Krieg vermutete man zunächst 2,5 bis 4 Millionen Tote, da die Nazis die Zahlen offenbar selbst übertrieben hatten. Heute gehen Forscher davon aus, dass mindestens 1,3 Millionen Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. 1,1 Millionen von ihnen starben. Etwa eine Million der Getöteten waren Juden. Außerdem kamen mindestens 70.000 Polen, 21.000 Roma, 14.000 sowjetische Kriegsgefangene sowie 10.000 Tschechen, Belarussen und andere Opfer ums Leben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 27.01.2025 | 06:00 Uhr

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