Ein Landwirt pflügt einen Acker mit einem Trecker. © picture alliance / greatif | greatif

Grüne Woche: Niedersächsische Landwirte hoffen auf gute Gespräche

Stand: 14.01.2025 15:21 Uhr

Vor einem Jahr waren die Bauernproteste gegen die Kürzungen der Subventionen das beherrschende Thema auf der Grünen Woche. Welche Themen bewegen die Aussteller und Landwirte aus Niedersachsen in diesem Jahr?

von Katharina Seiler

Landwirt Ernst Lütje, vom Zwei-Familien-Betrieb Gaus-Lütje, rechnet in diesem Jahr mit vielen Besuchen von Politikerinnen und Politikern an seinem Stand auf der Grünen Woche. Denn: Waren vor einem Jahr die Agrarproteste das beherrschende Thema in Berlin, könnte das jetzt der Wahlkampf werden, vermutet Ernst Lütje. Die Familien Lütje und Gaus bauen in ihren Betrieben zwischen Braunschweig und Gifhorn in erster Linie Kartoffeln an, aus denen sie unter anderem Kartoffelchips herstellen und vermarkten. 

Bauernproteste waren für Bauern erfolgreich

Das Bild zeigt Landwirt Ernst Lütje auf dem Feld bei der Arbeit. © Ernst Lütje
Landwirt Ernst Lütje findet, dass die Bauerproteste vor einem Jahr ein Erfolg waren.

Die Bauernproteste, die auf der Grünen Woche vor einem Jahr ein großes Thema waren, sind nach Ansicht von Ernst Lütje gut und richtig gewesen. Sie hätten den Zusammenhalt unter den Landwirten gestärkt und für mehr Verständnis in der Bevölkerung gesorgt. Und immerhin hätten die Landwirte erreicht, dass die Subventionen für den Agrardiesel nur schrittweise gestrichen würden und landwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge weiterhin von der Steuer befreit seien. Die große bürokratische Belastung sei für die Landwirte allerdings geblieben - sagt Lütje.

Bürokratie in der Landwirtschaft: Ärger bleibt

Das Bild zeigt Landwirt Wilhelm Behn. © 0816 Media GmbH
Landwirt Wilhelm Behn sagt, dass auch die Landwirtschaft CO2-neutral werden muss.

Ob sich das mit einer neuen Bundesregierung ändert - da ist der Landwirt skeptisch. Die CDU würde immerhin versprechen, die Kürzung der Agrardiesel-Subventionen zurückzunehmen. Das wiederum ist seinem Kollegen Wilhelm Behn nicht so wichtig. Für Behn, dessen Familienbetrieb südöstlich von Wolfsburg Ackerbau betreibt und Speiseöle und Honig aus eigener Produktion herstellt, steht fest, dass auch die Landwirtschaft CO2-neutral werden muss. Er hätte sich allerdings von der Politik mehr Technologieoffenheit gewünscht.

Düngen mit Drohnen wäre zielgenauer

Behn findet: Wenn die Politik die Düngung einschränkt oder Pflanzenschutzmittel verbietet, müsse sie den Landwirten auch Alternativen erlauben. Behn zum Beispiel würde gerne verstärkt Drohnen einsetzen. Damit ließe sich genauer Dünger und Pflanzenschutzmittel ausbringen. Und statt Agrardiesel könnte er sich verflüssigtes Gas aus Biogasanlagen im Tank der Traktoren vorstellen. Auch wenn sich die Politik dazu bisher nicht durchringen konnte - auch für Behn waren die Bauernproteste ein Erfolg. So habe etwa das Interesse und Verständnis für die Landwirtschaft zugenommen, sagt er.

Ein Schild mit der Abbildung einer Ampel und der Aufschrift "Wir Bauern sorgen für dein Essen" ist auf einem Traktor auf der Bismarckstraße angebracht. © dpa Foto: Monika Skolimowska
AUDIO: Wirtschaft: Ein Jahr nach den Bauernprotesten - ein Rückblick (11 Min)

Bioland-Verband setzt auf Ausbau der Öko-Landwirtschaft

Der niedersächsische Bioland-Verband, in diesem Jahr das erste Mal mit einem Stand auf der Grünen Woche vertreten, sorgt sich, dass eine neue Bundesregierung den nachhaltigen Ausbau der Landwirtschaft wieder zurückdrehen könnte. Kerstin Hintz vom Bioland-Verband Niedersachsen, fand es gut, dass die Agrarproteste wieder Gespräche über einen Umbau der Landwirtschaft zu mehr Klima- und Tierschutzgerechtigkeit in Gang gesetzt haben. Dieser Prozess muss nach Ansicht von Hintz weitergehen. Denn das Interesse der Verbraucher an ökologisch-hergestellten Lebensmitteln sei groß. Aber, so sagt sie, die Produktion müsse sich für die Landwirte auch rechnen. 

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