Grüne VW-Aufseherin Hamburg: "Gegenwind hat mich bestärkt"
Nach den teils persönlichen Angriffen wegen ihrer neuen Funktion im Kontrollgremium des größten europäischen Autobauers zeigt sich die grüne VW-Aufsichtsrätin Julia Willie Hamburg selbstbewusst.
"Die Angriffe haben mich weder überrascht noch getroffen. Der Gegenwind hat mich eher darin bestärkt, diesen Schritt zu gehen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa). VW würde Nachhaltigkeit und Klimaneutralität "großes Interesse" entgegenbringen. "Insofern bringe ich eine Expertise ein, die dort durchaus hilfreich sein kann." Es stelle für sie kein Problem dar, ihre Aufgaben, die Beratung und Überwachung der Arbeit des Vorstands, sachlich und entschlossen auszuführen.
Niedersachsen zweitmächtigster Volkswagen-Aktionär
Bei der Kabinettsbildung der neuen niedersächsischen Regierung aus SPD und Grünen nach der Landtagswahl hatte Hamburg das Kultusressort übernommen. Allerdings ist sie nicht nur für Schulen und Bildung zuständig. So wurde sie durch ihr Co-Amt als Stellvertreterin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in den Aufsichtsrat von VW geschickt. Davor hatte in der Regel das Wirtschaftsministerium in Hannover den Zugriff auf den zweiten Sitz Niedersachsens. Das Bundesland ist zweitmächtigster Volkswagen-Aktionär.
Transformation in Richtung alternative Antriebe
Kritiker trauen Hamburg die Kontrolle eines Weltkonzerns nicht zu und sprechen ihr die dafür nötige Kompetenz ab. Die Grünen-Politikerin betonte jedoch, vor allem ihre Haltung zum Umbau der Autoindustrie in Richtung alternative Antriebe direkt einfließen zu lassen. "SPD und Grüne haben entschieden, dass wir die Transformation von VW gemeinsam im Aufsichtsrat begleiten wollen. Uns geht es um ein geschlossenes Auftreten der Landesregierung", sagte Hamburg.
Kritik an VW in Opposition
Während der rot-schwarzen Vorgängerregierung hatte sie als Abgeordnete in der Opposition häufiger kritische Äußerungen zur Rolle von Volkswagen in China getätigt. Eines der Werke des Konzerns liegt in der Westregion Xinjiang, in der Menschenrechtler Misshandlungen und systematische Schikanen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren anprangern. Interessant wird sein, wie sich Hamburg als Kontrolleurin künftig dazu verhält.