Gewalt in der Partnerschaft: Jeder zweite Mann ist betroffen
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat eine große Studie zu Gewalt gegen Männer in Partnerschaften veröffentlicht. Die Ergebnisse dürften überraschen.
Das Institut mit Sitz in Hannover hat für die repräsentative Studie deutschlandweit 1.200 Männer online befragt. Die Teilnehmer hätten am häufigsten psychische Gewalt (40 Prozent) erfahren, sagte der Mitautor der Studie Philipp Müller. Dazu zählten aggressives Anschreien, Beleidigungen und Demütigungen vor anderen. 39 Prozent litten unter dem Kontrollverhalten der Partnerin oder des Partners, Isolation und permanenten Schuldzuweisungen. Auch körperliche Gewalt in erheblichem Maße würden 30 Prozent erfahren, so der Mitautor.
Männer verdrängen ihre Opfer-Erfahrungen
Das typische Opfer gebe es nicht, sagte Müller, Gewalt betreffe Beziehungen quer durch die Gesellschaft. Viele Männer würden zudem ihre Opfer-Erfahrungen verdrängen. Das hatte sich auch in den Befragungen der Teilnehmer gezeigt: Zu Beginn gaben demnach nur 19 Prozent an, schon einmal Gewalt in einer Beziehung erlebt zu haben. Als im weiteren Verlauf die einzelnen Gewalthandlungen abgefragt wurden, summierte sich die Zahl der Betroffenen dann auf 54 Prozent. Im Hinblick auf die eigene Täterschaft gaben über die Hälfte der Männer an, selbst schon einmal Gewalt in einer Beziehung angewandt zu haben, rund ein Viertel sieht sich sowohl in der Opfer- als auch in der Täterrolle.