Geschlossene Praxen: Fach- und Hausärzte protestieren landesweit
Verbände niedergelassener Ärzte und Ärztinnen haben am Montag zu einem Protesttag aufgerufen. Der Hausärzteverband Niedersachsen sieht vor allem bei Bürokratie und Digitalisierung Nachholbedarf.
Infolge des bundesweiten Streiks sollten Tausende Arztpraxen bundesweit geschlossen bleiben. Der Verband der Praxis-Ärzte - der Virchowbund - schätzt, dass etwa jede dritte Praxis aus Protest nicht geöffnet hatte. Es sollte aber einen flächendeckenden Not- und Bereitschaftsdienst geben. Im Fokus der Kritik steht unter anderem die Bürokratisierung. "Wir haben eine Dokumentationsflut in allen Gesundheitsberufen", sagte Thomas Buck, niedergelassener Kinderarzt in Hannover, dem NDR Niedersachsen. "Wir dokumentieren teilweise Sachen dreifach, vierfach. Und dann fehlt die Zeit am Patienten."
Ärzteverband: Digitale Infrastruktur "mangelhaft"
Der Hausärzteverband Niedersachsen beklagt, dass der zunehmende Bürokratieaufwand die Arbeitsbelastung erhöhe. Die digitale Infrastruktur verschärfe das Problem, da sie mangelhaft und aufgezwungen sei. Als Beispiel nannte ein Sprecher am Montag die elektronische Krankschreibung. Hinzu käme: Die Honorarerhöhungen seien wegen der derzeitigen Inflation unzureichend.
Niedersachsen als Flächenland besonders betroffen
Weiteres "Sorgenkind" ist laut Kassenärztlicher Vereinigung Niedersachsen (KVN) die Versorgung der Praxen mit medizinischen Fachangestellten - die sogenannten Arzthelferinnen und Arzthelfer fehlten. "Der Markt ist leergefegt", so Uwe Köster von der KVN. Hier stünden die Krankenhäuser in direkter Konkurrenz und könnten die Arbeitskräfte besser bezahlen. Von den genannten Problemen sei Niedersachsen als Flächenland besonders betroffen. "Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen sich nicht auf dem Land niederlassen", so Köster weiter. "Wir machen uns zunehmend Sorgen."
Protest gegen "Spar-Gesetze"
Der Protest sollte auch auf den Fachkräftemangel und die hohen Energiekosten, unter denen die Praxen litten, sowie auf die "Spar-Gesetze" der Bundesregierung aufmerksam machen, teilte der Virchowbund mit. Der Ärzteverband hatte den Protesttag initiiert. Er wirft Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, sich zu wenig für die Probleme niedergelassener Ärzte zu interessieren.
Ärztekittel symbolisch niedergelegt
Die Ärzte fordern unter anderem mehr Medizinstudienplätze, um den Nachwuchs zu sichern. In Berlin wurde bei einer Protestaktion symbolisch ein Ärztekittel niedergelegt.