Galeria Karstadt Kaufhof: Filiale in Oldenburg muss schließen
Der angeschlagene Handelskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gibt 16 seiner noch verbliebenen 92 Warenhäuser in Deutschland auf. Davon betroffen ist auch eine Filiale in Niedersachsen.
Wie der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag mitteilte, muss die Filiale in Oldenburg zum 31. August dieses Jahres schließen. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sind dort zwischen 50 und 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Oldenburgs Oberbürgermeister findet Entscheidung "schwer nachvollziehbar"
Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) reagierte mit Unverständnis auf die Ankündigung. "Galeria Oldenburg gehört nach den Informationen, die wir haben, zu den noch profitablen Häusern des Konzerns." Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei die Entscheidung daher nur schwer nachvollziehbar, so Krogmann. Seit den vergangenen Insolvenzverfahren bestehe immerhin ein enger Austausch mit dem Immobilien-Eigentümer und dem Filialgeschäftsführer von Galeria in Oldenburg. Im März 2023 hatte es demnach eine Annäherung beim Mietpreis gegeben, wodurch die Oldenburger Galeria-Filiale gerettet werden konnte. "Wir werden weiter den engen Kontakt zu Galeria und dem Vermieter halten, um das Schlimmste noch abzuwenden und ein Weiterbestehen des Standortes vielleicht doch noch zu erreichen", kündigte der Oberbürgermeister an. "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Ver.di: Beitrag zur Verödung der Innenstadt
Sabine Gatz, Landesfachbereichsleiterin des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen, sagte am Samstag, dass man wegen der relativen Nähe zu Bremen bereits um den Standort gebangt habe. Die Filiale sei für die Oldenburger Innenstadt jedoch enorm wichtig: "Sie hat Besucherströme angezogen." Die geplante Schließung bezeichnete Gatz als "Beitrag zur weiteren Verödung der Innenstadt."
Keine weiteren Filialen im Norden betroffen
Alle anderen Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof in Niedersachsen - unter anderem in Hannover, Göttingen und Braunschweig - sind nach Angaben des Insolvenzverwalters von den Schließungen nicht betroffen. Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) bezeichnete die Entscheidung als "eine ganz wichtige Nachricht in herausfordernden Zeiten" für die Beschäftigten. Den Erhalt der Braunschweiger Filiale sieht er als Chance: "Der Fortbetrieb gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, den Standort weiterzuentwickeln und langfristig zukunftsfähig aufzustellen", so Kornblum. Auch der ver.di-Landesbezirk begrüßt den Erhalt der weiteren Filialen. "Wir sind froh um jeden Standort, aber es ist ärgerlich, dass die Mitarbeiter jetzt wieder den Preis für unternehmerische Fehlentscheidungen zahlen müssen", sagte Gatz mit Blick auf Oldenburg. In Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sollen ebenfalls keine Filialen geschlossen werden.
Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof in Niedersachsen
- Braunschweig
- Goslar
- Göttingen
- Hannover
- Lüneburg
- Oldenburg (soll geschlossen werden)
Standorte in Hamburg
- Hamburg Alstertal-Einkaufszentrum
- Hamburg Eimsbüttel
- Hamburg Mönckebergstraße
Standorte in Schleswig-Holstein
- Kiel
Standorte in Mecklenburg-Vorpommern
- Rostock
- Wismar
Weitere Standorte im Norden
- Bremen
Rund 1.400 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz
Deutschlandweit sollen 76 Filialen des letzten großen Warenhauskonzerns erhalten bleiben. Von den rund 12.800 Menschen, die das insolvente Unternehmen noch beschäftigt, sollen 11.400 ihren Job behalten. 1.400 Menschen müssen demnach gehen. Nach Angaben von Galeria wurden mit dem Gesamtbetriebsrat am Freitag Interessenausgleich und Sozialplan geschlossen. "Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen", sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche.
Dritte Insolvenz in dreieinhalb Jahren
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang Januar Insolvenz angemeldet. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Warenhauskette übernehmen will. Bis Ende April will Insolvenzverwalter Denkhaus den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Die Vereinbarung kommt aber nur zustande, wenn die Gläubigerversammlung diesem am 28. Mai zustimmt. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigentümer übergeben.