Galeria Karstadt Kaufhof meldet erneut Insolvenz an
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat am Dienstag erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Essen den Hamburger Stefan Denkhaus bestellt, der jetzt nach einem neuen Eigentümer suchen will.
In Hamburg sind noch drei Standorte betroffen. In den Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof in der Mönckebergstraße, in Eimsbüttel und im Alstertal-Einkaufszentrum soll der Verkauf unverändert weitergehen, genauso wie an den übrigen Standorten den Warenhauskonzerns in Deutschland. Und auch beim Onlinehandel soll sich erstmal nichts ändern. Die Löhne und Gehälter übernimmt nach derzeitigem Stand vorerst die Bundesagentur für Arbeit. Die Insolvenz hatte sich in den vergangenen Tagen und Wochen bereits abgezeichnet, es ist die dritte innerhalb von vier Jahren.
Konzern soll nicht zerschlagen werden
Galeria Karstadt Kaufhof gehört zum Firmengeflecht des Signa-Immobilienkonzerns von René Benko, ebenso wie der Elbtower in der Hafencity. Das Unternehmen will sich nun aus der Umklammerung durch die Signa-Gruppe lösen. Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Es gebe bereits Gespräche mit potenziellen Investoren und Investorinnen. Eine Zerschlagung des Konzerns sei ausdrücklich nicht das Ziel, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter.
Vier Filialen mussten in Hamburg seit 2020 schließen
Von einer Zitterpartie spricht Heike Lattekamp, die stellvertretende Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft ver.di in Hamburg. Dies sei besonders bitter, da bereits seit dem Jahr 2020 vier Galeria Kaufhäuser ihre Pforten schließen mussten - in Harburg, Bergedorf, Wandsbek und in der Innenstadt.
Niedersachsen: Noch sechs Standorte
In Niedersachsen betreibt Galeria Karstadt Kaufhof noch sechs Filialen, und zwar in Braunschweig, Goslar, Göttingen, Hannover, Lüneburg und Oldenburg. Erst einmal sollen alle Filialen samt aller Arbeitsplätze nach NDR Informationen bestehen bleiben. Stefan Nagelschmidt, Betriebsrat der Galeria-Filiale in Braunschweig, sagte, das Insolvenzgericht werde den Insolvenzantrag prüfen und entscheiden, ob das Unternehmen gerettet werden könne und ob eine Regelinsolvenz sinnvoll ist. "Es steht also weiterhin alles auf der Kippe", so Nagelschmidt. Die Mitarbeitenden seien die Angst um ihren Job inzwischen fast gewohnt. "Ich will nicht sagen, dass wir abgestumpft sind, aber man hat eine gewisse Gelassenheit an den Tag gelegt."
Mecklenburg-Vorpommern: Zwei Filialen betroffen
In Mecklenburg-Vorpommern sind die Standorte in Rostock und Wismar betroffen. Auch dort soll der Verkauf vorerst in vollem Umfang fortgeführt werden. Das Geschäft in Rostock galt in der Vergangenheit als wirtschaftlich stabil. Laut dem Filialgeschäftsführer lief auch das Weihnachtsgeschäft an dem Standort sehr gut. Die Geschäftsleitung in Wismar wollte sich bislang nicht äußern.
Schleswig-Holstein: Was wird aus dem Standort in Kiel?
In Schleswig-Holstein ist das Warenhaus des Konzerns in Kiel mit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen. Die Filiale in Lübeck wird Ende Januar geschlossen, wie schon länger bekannt ist. "Erstmal ist die Nachricht von der erneuten Insolvenz für die Kolleginnen und Kollegen natürlich erschütternd", sagte Bert Stach von der Gewerkschaft ver.di in Kiel. Der Blick auf die Schieflage des Signa-Konzerns würde für Kiel eine besondere Interpretation zulassen: "Das Haus in Kiel ist ein Haus, bei dem die Immobilie nicht zum Signa-Konzern gehört, das also andere Vermieter hat. Und vor diesem Hintergrund schätze ich die Lage für das Haus in Kiel eigentlich hoffnungsvoll ein."
Insgesamt 15.000 Beschäftigte bangen um ihre Jobs
Noch ist unklar, was mit den insgesamt 92 Warenhäusern und mehr als 15.000 Beschäftigten passiert. Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen - die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht.
Drittes Insolvenzverfahren
Für Galerie Karstadt Kaufhof ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb weniger Jahre. In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen.