DLRG-Retter müssen ihre Einsatzkleidung zum Teil selbst zahlen
Die Ehrenamtlichen der DLRG wurden für ihren Hochwasser-Einsatz gefeiert. Der Verein hat allein in Niedersachsen rund 99.000 Mitglieder. Doch das Ehrenamt ist teuer: Einsatzkleidung muss größtenteils privat bezahlt werden.
Pia Dannenberg ist seit mehr als zehn Jahren aktives Mitglied der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft). Sie hat erst die Rettungsschwimmerausbildung gemacht. Rettungsboot führen kann die 25-Jährige mittlerweile auch und ist nun aktiv im Katastrophenschutz im Einsatz. Ihre aktuelle Ausrüstung hat sie vor sieben Jahren von ihrem Vater geschenkt bekommen. Eigentlich sei es langsam Zeit für eine neue, sagt sie, aber "man überlegt sich schon zwei- oder dreimal, ob die Jacke wirklich ausgedient hat, ob es jetzt schon an der Zeit ist, sich eine neue zu kaufen." Denn wie alle anderen aktiven Mitglieder auch, muss sich Pia Dannenberg ihre Einsatzkleidung selbst kaufen. Zwar kann sie Zuschüsse beim Verein beantragen, doch das deckt - je nach Spendenaufkommen - nur etwa 45 Prozent der Kosten. Mehr als die Hälfte müssen DLRGler wie Pia Dannenberg also selber zahlen. Und der Unmut darüber wächst.
Gemeinsames Ziel: Leben retten
Die junge Frau war tagelang als Helferin im Hochwasser im Einsatz. Warum sie ihre Sicherheitsschuhe, ihre wasserfeste Jacke oder ihre Rettungsweste privat zahlen muss, versteht sie nicht und findet das mehr als unfair. "Wir haben alle das Ziel, Leben zu retten, auf unterschiedlichen Wegen, aber es ist tatsächlich sehr schade, dass da ein Unterschied gemacht wird zwischen Feuerwehr, DLRG, Johanniter, Malteser, DRK, ASB", sagt sie.
Einsatzkleidung der DLRG kostet einige Hundert Euro
Schuhe, Jacke, Hose und auch Badehose oder -anzug dürfen vor der beginnenden Schwimmbadsaison nicht fehlen. Die markant rote Ausrüstung mit gelbem Schriftzug "DLRG" kostet schnell ein paar Hundert Euro, wie diese Beispielrechnung zeigt:
- Einsatzjacke: 149,90 Euro
- T-Shirt: 21,90 Euro
- Einsatzstiefel: 219,00 Euro
- Rettungsweste: 174,90 Euro
- Badehose: 26,90 Euro
Zusammengerechnet fallen so Kosten von 592,60 Euro an.
DLRG gilt als Ehrenamt
Das Problem: Die DLRG ist als Wasserrettung ehrenamtliche Angelegenheit. Es gibt - anders als beim DRK oder den Maltesern - keinen staatlichen Auftrag und damit auch keine langfristige Förderung. "Wir wollen die gleichen Rahmenbedingungen, damit wir nicht auf Ehrenamtlichkeit bauen müssen", sagt Christoph Penning vom DLRG Landesverband Niedersachsen. Die Grundfrage sei: Wie wichtig ist uns Wasserrettung und was geben wir dafür an Geld? Einzelne Finanzspritzen der Kommunen reichen bei Weitem nicht aus, sagt Stefan Dannenberg von der DLRG-Ortsgruppe Celle. "Wir können Zuschüsse beantragen, doch für eine Vollfinanzierung der Einsatzkleidung reicht das nicht. Es ist kaum noch hinnehmbar. Das Hochwasser hat gezeigt, dass die DLRG eine vollwertige Organisation im Katastrophenschutz ist."
Schwimmunterricht der DLRG soll nicht teurer werden
Die gemeinnützige Organisation ist auf Spenden und Sponsoring angewiesen. Auch die Mitgliedsbeiträge sollen möglichst niedrig bleiben, um Ehrenamtliche nicht abzuschrecken. Und auch das Kerngeschäft des Vereins, nämlich Nicht-Schwimmern das Schwimmen beizubringen, solle in Zukunft für alle im Land finanzierbar bleiben. Deshalb wolle man an dieser Stellschraube, die ansonsten zusätzliche Einnahmen in die Vereinskasse spülen würde, nicht drehen.
Besonders teuer: die Taucherausrüstung
Wie teuer das Ehrenamt "Wasserrettung" ist, wird am Beispiel der Rettungstaucher noch deutlicher. Olli Schiano war während des jüngsten Hochwassers für die DLRG im Einsatz. Mit einem Team befestigte er unter Wasser absackende Deiche. Für diesen gefährlichen, schwierigen und ehrenamtlich Job musste er seine private Taucherkleidung und -ausrüstung mitbringen. Allein der Neoprenanzug kostet einige Hundert Euro, das Tauchequipment sogar einige Tausend. Es gibt zwar Vereinsanzüge der DRLG, aber eben nicht für alle. Der Taucher ist gerne bei dem Verein, es gibt jedoch auch einige Beispiele in der Ortsgruppe, die sich aus finanziellen Gründen gegen das Ehrenamt entschieden haben. Stefan Dannenberg: "Wir mussten ihnen leider immer wieder sagen, dass wir keine Mittel haben, um Einsatzkleidung zu finanzieren."
Gesetzesänderung im Landtag: Freistellung von der Arbeit
Und es kommt aus Sicht der Mitglieder der DLRG noch krasser: Viele ärgert nicht nur, dass sie ihre Einsatzkleidung selbst zahlen müssen. Thema ist auch immer wieder, wie im Einsatzfall der Arbeitgeber auf den Ausfall reagiert. Gesetzliche Ansprüche auf eine Freistellung haben DLRG-Mitglieder, anders als Aktive bei der Freiwilligen Feuerwehr, nämlich nicht. Auch Lohnersatzansprüche fehlen.
Katastrophenschutzgesetz: Änderung in Sicht
Zumindest diese Ungleichbehandlung beim Lohnersatz bei Ehrenamtlichen von Hilfsorganisationen will die CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag ändern. Sie hat Anfang des Jahres einen Gesetzesentwurf eingebracht, der vorsieht, dass alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes von der Arbeit freigestellt werden können.
"Kein Nice-to-Have"
"Unsere Katastrophenschutzorganisationen sind kein Nice-to-Have, sondern Pflichtaufgabe für die Sicherheit der Menschen hier bei uns im Land", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Wille, der maßgeblich an dem Entwurf gearbeitet hat. Eine Änderung des Katastrophenschutzgesetzes könnte noch in diesem Jahr kommen. Es wäre ein kleiner Schritt in Richtung Gleichstellung der Katastrophenschutzhelferinnen und -helfer. Für die Mitglieder der DLRG wäre damit ein Problem gelöst. Die Kostenübernahme für die Einsatzkleidung bleibt jedoch noch immer ungelöst: Der Kauf der Einsatzkleidung ist bis Weiteres größtenteils Privatsache.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version dieses Artikels ist der Eindruck entstanden, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DLRG ihre Einsatzkleidung vollständig aus privaten Mitteln bezahlen müssen. Das ist nicht richtig. Die Kleidung wird bezuschusst aus Mitteln des Bundesverbandes und des Landesverbandes der DLRG. Wir haben die entsprechenden Stellen korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.