Evangelische Kirchen verlieren Mitglieder - auch im Norden
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr bundesweit rund eine halbe Million Mitglieder verloren - so viele wie nie. Auch die Landeskirchen im Norden verzeichneten hohe Mitgliederverluste.
Das zeigt eine am Donnerstag in Hannover veröffentlichte Statistik der Evangelischen Kirche (EKD) in Deutschland. Demnach verloren die 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland mit rund 593.000 Menschen mehr als 3 Prozent ihrer Mitglieder. Wie im Vorjahr traten etwa 380.000 Menschen aus.
Zum Stichtag 31. Dezember 2023 gehörten der evangelischen Kirche deutschlandweit laut den vorläufigen Zahlen noch rund 18,6 Millionen Menschen an. Der Mitgliederverlust wirkt sich auch auf die Einnahmen aus der Kirchensteuer aus: Sie sanken um 5,3 Prozent auf 5,91 Milliarden Euro. "Wir werden eine kleinere und ärmere Kirche, dieser Tatsache müssen wir uns stellen", sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Kirsten Fehrs.
Hohe Mitgliederverluste auch in der Nordkirche
Auch die Nordkirche verzeichnete im vergangenen Jahr einen hohen Mitgliederverlust: Mit 64.322 Menschen verlor die Landeskirche im Vergleich zum Vorjahr rund 3,6 Prozent. Insgesamt gehören ihr noch 1.708.631 Mitglieder an. Erneut traten mehr Menschen aus der Kirche aus (rund 47.000), als verstorben sind (rund 34.500). Die meisten Mitglieder leben weiterhin in Schleswig-Holstein (1.117.747), dann folgen Hamburg mit 380.930 Mitgliedern und Mecklenburg-Vorpommern mit 205.985. In Brandenburg und Niedersachsen leben 3.969 Menschen, die der Nordkirche angehören. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, kurz Nordkirche, ist ein Zusammenschluss mehrerer Landeskirchen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Rückgang von rund 3 Prozent auch in Niedersachsen
Auch Landeskirchen in Niedersachsen verloren im vergangenen Jahr Zehntausende Mitglieder. Die evangelisch-lutherische Kirche Oldenburg verzeichnete einen Verlust von rund 10.600 Menschen - etwa 2,8 Prozent. Vor allem junge Menschen fühlten sich nicht mehr mit der Kirche verbunden, sagte Kirchensprecher Dirk-Michael Grötzsch. Wegen der gestiegenen Preise wollten sich die Menschen zudem die Kirchensteuer sparen. Die evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig berichtet von einem Mitgliederverlust von rund 3,4 Prozent, die Landeskirche Hannover spricht von rund 3 Prozent. So müsste die Kirche zukünftig auch mit weniger finanziellen Mitteln auskommen, teilte ein Kirchensprecher mit.
Katholische Kirche veröffentlicht Zahlen im Sommer
Nicht eingerechnet in die von der EKD veröffentlichten Mitgliederzahlen sind die evangelischen Freikirchen. Aktuelle Mitgliederzahlen für die 27 katholischen Bistümer in Deutschland werden erst im Sommer veröffentlicht.