Erfindung von niedersächsischer Tischlerei stoppt Automatensprenger

Stand: 12.04.2024 09:59 Uhr

Dutzende Geldautomaten sind in Niedersachsen in den vergangenen Jahren gesprengt worden. Eine Tischlerei aus Fürstenau will mit Rollladenpanzern für mehr Sicherheit sorgen. Einige Banken vertrauen bereits auf dieses Konzept.

von Maybrit Nolte

Ein metallener Rollladen fährt herunter und versperrt den Blick auf den Geldautomaten in Voltlage (Landkreis Osnabrück). Diese Vorrichtung soll Kriminelle davon abhalten, den Automaten zu sprengen. Denn das hat die Volks- und Raiffeisenbank (VR) in Voltlage Ende 2022 erlebt, erzählt Manfred Gertken, Sicherheitsbeauftragter der VR-Bank Osnabrücker Nordland. "Es sah hier schon verheerend aus. Die Druckwelle hat den ganzen hinteren Bereich und die Außenfassade zerstört", beschreibt Gertken die Situation nach dem Raub.

Ein Rollladenpanzer schützt den Automaten

Friedhelm Richter, Geschäftsführer einer Tischlerei in Fürstenau, vor einem Panzerrolladen zum Schutz von Geldautomaten © NDR
Geschäftsführer Friedhelm Richter will es Automatensprengern schwer machen.

Die Tischlerei "Richter Möbelwerkstätten" in Fürstenau im Landkreis Osnabrück hat jetzt eine spezielle Schutzvorrichtung entwickelt, die Automatensprengern das Leben schwer machen soll. Auch der Geldautomat in Voltlage ist damit gesichert. Der Geldautomat bekommt dabei eine Art Rahmen, aus dem nachts ein Rollladenpanzer herunterfährt. Allein der Panzer soll auf die Kriminellen abschreckend wirken, so Friedhelm Richter, Geschäftsführer der Tischlerei in Fürstenau. "Das Ziel ist Prävention. Die Täter sollen die Bank gar nicht erst aufsuchen, weil sie auf Hindernisse stoßen, die es ihnen schwer machen, den Automaten zu sprengen." Einen so gesicherten Automaten zu sprengen sei zwar grundsätzlich nicht unmöglich, erfordere aber sehr viel mehr Kraft und Zeit, sagt Richter.

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Abschreckungsquote: 100 Prozent

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) steht dem Sicherungssystem aus Fürstenau aufgeschlossen gegenüber. Der Rollladenpanzer könne Tatanreize minimieren. Für die Täter zähle jede Minute, je länger die Tatausführung dauere, desto größer sei das Risiko, entdeckt zu werden, heißt es dort. In diesem Jahr zählte das LKA bis Anfang April sieben Sprengungen, unter anderem in Wallenhorst, Rodewald, Rosdorf und Ende März in Bad Pyrmont. Im vergangenen Jahr seien es landesweit insgesamt 39 gewesen, 2022 habe die Zahl noch bei 68 gelegen, so das LKA. Auch Friedhelm Richter ist kein Fall bekannt, wonach eines der deutschlandweit bislang rund 100 verbauten Systeme seiner Firma Ziel einer Sprengung gewesen sei.

Geldautomaten schützen: Auch Einfärben wirkt

Auch Jens Guschmann, Sicherheitsingenieur beim Sparkassenverband Westfalen-Lippe, findet das Konzept der Tischlerei gut. In Niedersachsen setze man vermehrt auf diese Art der mechanischen Sicherung, in Nordrhein-Westfalen arbeite man mehr mit dem Einfärben des Geldes, so Guschmann. Den höchsten Wirkungsgrad verspricht sich Guschmann von der Kombination beider Methoden. Die VR-Bank Osnabrücker Nordland hat im vergangenen Jahr sämtliche Geldautomaten der Genossenschaftsbank mit dem Sicherheitssystem aus Fürstenau ausgestattet.

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