Erdbeben in Marokko: Niedersachse berichtet von Nachbeben
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 2.100 angestiegen. Am Sonntagmorgen gab es ein Nachbeben. Ein Augenzeuge aus Niedersachsen berichtet über die Ausmaße.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das Nachbeben eine Stärke von 3,9. Für die Gebäude, die bei dem ersten Beben nicht beschädigt wurden, bestehe durch Nachbeben jedoch keine Gefahr, sagte Henning Zellmer dem NDR Niedersachsen am Sonntag. Der Geologe und Geschäftsstellenleiter des Geopark-Trägerverein Braunschweiger Land - Ostfalen ist für eine Unesco-Konferenz nach Marrakesch gereist. "Man muss auch wissen, dass die Skala der Erdbeben-Magnitude nicht linear ist. Wenn wir jetzt also von Nachbeben mit der Stärke von 4 oder 3 hören, sind die um mehr als ein Tausendfaches geringer." Das Beben am späten Freitagabend hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,8.
"Situation in Marrakesch ist kontrolliert"
Die Unesco-Konferenz wurde nach dem ersten Beben unterbrochen, am Nachmittag spendeten Hunderte Teilnehmer aus aller Welt Blut. Viel mehr könnten sie vor Ort nicht tun, erklärte Zellmer: "Die Situation in Marrakesch selbst ist kontrolliert." Die meisten Menschen in der Stadt hätten sich nach dem Beben schnell wieder beruhigt. Allerdings würden viele von ihnen nicht in ihre Gebäude zurückkehren wollen und stattdessen draußen schlafen. Wegen einer dreitägigen Staatstrauer sind die meisten Geschäfte der marokkanischen Stadt geschlossen, mittlerweile öffneten die ersten jedoch wieder. Zellmer und die Konferenzteilnehmer müssen aktuell noch in Marokko abwarten, frühere Rückflüge könnte man derzeit nicht buchen, so Zellmer.
Augenzeuge: Zerstörung variiert
Auch Eick von Ruschkowski aus Laatzen (Region Hannover), Direktor der Alfred-Toepfer-Akademie in Schneverdingen (Heidekreis), hat an der Unseco-Konferenz teilgenommen. Er berichtete dem NDR Niedersachsen am Samstag, dass die Zerstörungen in Marrakesch sehr stark variieren. An manchen Gebäuden seien keine Schäden zu entdecken, während nur eine Straße weiter Häuser oder Mauern eingestürzt seien, so von Ruschkowski. "Das Bild ist sehr uneinheitlich und es ist nicht so, dass die ganze Stadt hier in Schutt und Asche liegen würde." Die meisten Schäden seien in den Vororten und im Gebirge aufgetreten, so Zellmer. Viele der dortigen Lehmbauten seien aufgrund der Bauweise sehr kleinteilig zerfallen. Daher bestehe wenig Hoffnung, noch viele lebende Oper zu bergen. "Was wir hier mitkriegen, ist, dass ganz regelmäßig noch Verletzte aus den umliegenden Regionen in die Krankenhäuser gebracht werden."
Bund bietet Hilfe an - THW bereitet sich auf Einsatz vor
Die Bundesregierung hatte am Samstag Marokko nach dem verheerenden Erdbeben Hilfe angeboten. Bislang würde jedoch noch kein Hilfeersuchen aus Marokko vorliegen, teilte ein Sprecher des THW am Sonntag mit. Inzwischen habe sich das Zeitfenster, in dem die Wahrscheinlichkeit groß sei, Menschen lebend unter Trümmern zu retten, fast geschlossen. "Nun prüft das THW, ob und wie dem Land mit der Lieferung von Hilfsgütern geholfen werden kann." Auch die Osnabrücker Organisation @fire rechnet nicht mehr mit einem Hilfeersuch, teilte ein Sprecher dem NDR Niedersachsen am Sonntag mit. Das Team ist auf Hilfe bei Erdbeben und Waldbränden spezialisiert. Rund 40 Helferinnen und Helfer waren Anfang Februar bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Einsatz. Damals konnten sie fünf Menschen lebend aus den Trümmern retten.
Erdbeben der Stärke 6,8 - in geringer Tiefe
Das Beben in Marokko ereignete sich am späten Freitagabend und dauerte mehrere Sekunden. Das Epizentrum lag im dünn besiedelten Atlasgebirge in einer Tiefe von nur 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich. Mehr als 2.100 Menschen starben, mehr als 2.400 weitere wurden verletzt.