Diesel-Skandal: VW-Händler wollen VW verklagen
Vor zwei Jahren, am 18. September 2015, gab es die erste Meldung zu einem Betrugsfall, der kurz darauf als "Diesel-Gate" weltweit für Aufsehen sorgte. US-Behörden machten öffentlich, dass der Autokonzern Volkswagen aus Wolfsburg Abgaswerte seiner Wagen manipuliert hatte - unter den Folgen leidet das Unternehmen bis heute. Mit Kosten in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro, Ermittlungen unter anderem gegen den früheren Vorstandschef Martin Winterkorn und einem riesigen Imageverlust hat VW zu kämpfen. Und das merken natürlich auch die VW-Händler. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" macht der Sprecher der deutschen Audi- und VW-Händler, Dirk Weddigen von Knapp, seinem Ärger Luft.
"Wir waren entsetzt"
"Wir waren entsetzt", lässt sich Weddigen von Knapp zum Diesel-Skandal zitieren - und legt nach: Die Händler hätten das Gefühl, das VW sie im Stich lasse. Der Umgang mit dem Skandal vergrätze die Kunden noch mehr. "Man bekennt sich nicht mehr schuldig für das, was man verursacht hat", so der Vorstandschef des Händlerverbandes, der seinen Sitz in Isernhagen (Region Hannover) hat. Drei Prozentpunkte Marktanteil seien verloren, so Weddigen von Knapp weiter. Das seien etwa 73.000 neue Autos. Er kündigte rechtliche Schritte an. Die Händler hätten VW-Markenchef Herbert Diess einen Brief geschickt, in dem sie Schadenersatz von Volkswagen und eine Nachrüstung der Hardware statt des günstigeren Software-Updates fordern. Bislang habe es keine Antwort gegeben.
Bis zu 3.000 Euro Verlust bei Leasingautos
Die Händler haben neben der öffentlichen Debatte um den Diesel und autofreie Innenstädte aber noch ein gravierenderes Problem - direkt vor der eigenen Haustür. Dabei geht es um die Autos selbst. Denn die Händler machen sich laut Weddigen von Knapp große Sorgen um die Preise für ihre Fahrzeuge, vor allem bei den Rückläufern aus Leasingverträgen: Bis zu 3.000 Euro Verlust müssten pro Auto einkalkuliert werden und die Preise für gebrauchte Diesel würden weiter fallen. Auch nach zwei Jahren ist der Abgas-Skandal für Volkswagen also noch nicht vorbei - ganz im Gegenteil.
Volkswagen giftet zurück
Auf die Vorwürfe im "Spiegel" reagierte das Unternehmen in scharfer Form. "Herr Weddigen von Knapp wählt unvermittelt den Weg in die Öffentlichkeit, dies ist beispiellos und nicht im Sinne der Handelspartner, sondern unverantwortlich und geschäftsschädigend für die Handelsorganisation, den Volkswagen Konzern und seine Marken", heißt es in einer Stellungnahme des Ressorts Kommunikation Marke, die der "Automobilwoche" vorliegt. Die Aussagen des Chefs des Händlerverbandes seien unverständlich. Und weiter: "Die Darstellung der verschiedenen Themen entspricht aus unserer Sicht nicht den Fakten und den öffentlich zugänglichen Informationen."