Eine Tastatur mit den Schriftzügen "ChatGPT" und "OpenAI" © IMAGO Foto: Jakub Porzycki

ChatGPT im Abitur: Wie sind Lehrer in Niedersachsen vorbereitet?

Stand: 26.05.2023 18:30 Uhr

Schüler in Hamburg sollen nach NDR Informationen beim Abitur mit ChatGPT betrogen haben. Niedersachsen gibt sich gelassen: Spicker habe es immer schon gegeben, und KI mache keine großen Probleme.

Dem Kultusministerium in Hannover sind bisher keine Betrugsfälle beim Abitur mit Künstlicher Intelligenz (KI) bekannt. Das gelte auch für die Abschlussprüfungen der neunten und zehnten Klassen, teilte das Ministerium am Freitag mit. "Das schließt natürlich nicht aus, dass es in Einzelfällen nicht entdeckte Schummelversuche geben kann", erklärte das Ministerium und betonte: Betrugsversuche bei Prüfungen habe es schon immer gegeben - "ob früher in Form von Spickzetteln in der Federtasche, mit versteckten Unterlagen auf dem WC oder mit den ersten programmierbaren Taschenrechnern". Das sei "keine neue Erscheinung und auch keine, die durch Entwicklungen im Digitalbereich und im KI-Bereich besondere Probleme erzeugt".

VIDEO: ChatGPT: Hamburger Abiturienten nutzten KI für Prüfungen (26.05.2023) (2 Min)

Geräte werden zentral in Prüfungsmodus gesetzt

Laut Ministeriumssprecherin sei das Land Niedersachsen auf Schummelversuche mit KI vorbereitet. So müssten Handys und Smartphones grundsätzlich vor der Prüfung bei der aufsichtführenden Lehrkraft abgegeben werden. "Erlaubte Geräte, etwa Tablets oder Taschenrechner werden zentral in einen Prüfungsmodus gesetzt, damit die Schülerinnen und Schüler nicht unerlaubt ins Internet gehen können." In der Regel überprüfe die Aufsicht auch die Taschen der Prüflinge. So solle im Vorfeld "das Schummeln nahezu unmöglich gemacht werden".

ChatGPT schreibt nicht wie Schüler

Auch am Göttinger Otto-Hahn Gymnasium werden Handys vor den Abitur-Prüfungen eingesammelt. Ohne Handy könnten Schüler gar nicht erst auf die KI zugreifen, erklärt Schulleiterin Rita Engels. Sie gibt aber zu bedenken, dass Prüflinge ein zweites Handy haben könnten, das sie zum Beispiel auf der Toilette verstecken. Spätestens beim Korrigieren würde ein KI-Text ihrer Meinung nach aber auffliegen. Denn Programme wie ChatGPT formulierten Texte anders als Schüler. Aus Sicht von Micheal Brüggemann vom Felix-Klein Gymnasium in Göttingen ist KI für Schüler am interessantesten für Hausaufgaben, aber nicht unbedingt bei schriftlichen Prüfungen.

Ministerium: Software kann Betrug mit KI nicht rechtssicher belegen

Um KI-Texte zu erkennen, könnten sich Lehrkräfte in Niedersachsen beim Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung schulen und beraten lassen. Es gebe zwar auch eine Software zum Erkennen von KI-Texten, sagte die Ministeriumssprecherin. "Wir empfehlen den Lehrkräften deren Einsatz aber nicht, da rechtlich noch völlig offen ist, wie mit den Ergebnissen umgegangen werden kann." Solche Programme könnten einen Schummelverdacht erhärten, aber nicht rechtssicher belegen. "Die Ergebnisse können somit auch nicht unmittelbar dazu führen, eine Prüfungsleistung abzuerkennen", sagte sie.

ChatGPT ist juristisches Neuland

Wie man in Niedersachsen damit umgehen würde, wenn ein KI-Text auffliegt, ist noch offen. Eine nachträgliche Aberkennung sei "eine Grauzone" und juristisches Neuland, sagte die Sprecherin. Aus der Niedersächsischen Staatskanzlei hieß es dazu, es gebe derzeit keine Rechtsprechung, da ChatGPT zu kurz auf dem Markt sei.

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26.05.2023 15:55 Uhr

In einer früheren Version des Textes kam es so rüber, als seien Niedersachsens Schulen mit einer Software ausgestattet, die KI-Texte erkennt. Das ist nicht der Fall. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 26.05.2023 | 13:30 Uhr

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