Braunschweiger Friseur will mit Vier-Tage-Woche punkten
Das Modell ist bislang einmalig in Niedersachsen: Ein Friseursalon in Braunschweig hat Anfang Mai die Vier-Tage-Woche eingeführt - bei vollem Lohnausgleich. Ziel: Angestellte halten und neue gewinnen.
Vier Tage arbeiten, drei Tage frei bei gleichem Lohn und genauso viel Urlaub? Klingt nicht nur gut, ist es auch. Das sagen die beiden Inhaber des Braunschweiger Friseursalons "Haarwerk", Sascha Vollmer und Silvio Christall. Die beiden haben das Projekt Anfang Mai in die Tat umgesetzt. Auch die IG Metall macht sich bundesweit für eine Vier-Tage-Woche stark. Die Idee der Frisöre reifte nicht aus der Corona-Krise heraus, sondern hat einen ganz anderen Hintergrund. "Es geht vor allem darum, Mitarbeiter zu gewinnen und Leute für den Beruf zu begeistern. Der heranwachsenden Generation geht es weniger um Geld, sondern mehr um Zeit", erklärte Christall dem NDR in Niedersachsen.
Warum gönnen wir uns nicht einen extra freien Tag?
Die beiden Chefs treten schon seit gut zwei Jahren beruflich etwas kürzer, haben ihre Arbeitsstunden reduziert. Früher standen die beiden nach eigenen Angaben um die 50 Stunden in der Woche im Salon, jetzt kommen sie im Schnitt auf eine 34-Stunden-Woche. Für ihre Mitarbeiterinnen geht es nun in die gleiche Richtung. Seit Anfang Mai gibt es für sie die Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt und gleichbleibendem Urlaubsanspruch. "Wir wollen es nicht nur für uns gut haben, sondern für alle", so Vollmer. Dabei bleibt der Friseursalon aber nicht an einem Tag geschlossen, sondern die Mitarbeiterinnen teilen sich ihre freien Tage in der Woche jeweils auf.
Zunächst waren die Mitarbeiterinnen etwas skeptisch
Bei Friseurin Anne Sophie Küssner kommt das Experiment ihrer Chefs zwar gut an, doch anfangs sei sie skeptisch gewesen. Die Frage stand im Raum: Wo ist der Haken? "Das war anfangs ein bisschen komisch, weil man das Gefühl hatte, man macht so ein bisschen was Verbotenes", räumt sie lächelnd ein. Auch ihre Kollegin Aslihan Cigci ist zufrieden mit der Neugestaltung der Arbeitszeit: "Man ist körperlich viel ruhiger und schafft privat viel mehr. Arzt-Termine zum Beispiel, aufräumen, putzen, sich mit der Familie oder mit Freunden treffen. Oder einfach mal ausruhen und entspannen."
Vielleicht ziehen andere ja nach
Darauf zielen die Geschäftsführer Sascha Vollmer und Silvio Christall unter anderem ab. Durch den zusätzlichen freien Tag erhoffen sie sich weniger Krankheitsfälle und glücklichere Mitarbeitende. Neu ist das Arbeitsmodell zwar nicht, im Dienstleistungsbereich aber eher ungewöhnlich. Die beiden Geschäftsführer, die ihren Salon bereits seit 18 Jahren führen, sind davon überzeugt, dass sie den Umsatz halten können und die Mitarbeiter es ihnen danken werden. Mit dem Vier-Tage-Projekt wollen sie etwas wagen, sich weiterentwickeln. Vielleicht ziehen andere Geschäfte ja nach, hofft Christall.