Kühe stehen in einem Kuhstall in Niedersachsen. © picture alliance/dpa | Friso Gentsch Foto: Friso Gentsch

Blauzungenkrankheit: Über 1.000 Fälle in Niedersachsen bekannt

Stand: 17.08.2024 09:49 Uhr

In Niedersachsen breitet sich die Blauzungenkrankheit schnell aus. Sie ist nicht nur für Rinder, sondern auch für Schafe und Ziegen gefährlich. Ministerin Staudte (Grüne) rät Tierhaltern, ihre Tiere zu impfen.

Die Tierseuche verbreite sich "dramatisch schnell", teilte das niedersächsische Agrarministerium mit. 1.005 Fälle der ansteckenden Blauzungenkrankheit wurden - Stand Freitag - bisher in Niedersachsen gemeldet. Am Donnerstag hatte der Agrarausschuss des Niedersächsischen Landtags 460 dokumentierte Fälle für August gemeldet. Im Juli gab es 90 nachgewiesene Fälle der Blauzungenkrankheit, im Juni waren es demnach noch weniger als zehn.

Staudte: "Lassen Sie Ihre Tiere impfen!"

Das Virus wird von kleinen Mücken, den Gnitzen, übertragen. "Diese Krankheit wird grassieren, solange es warm bleibt", befürchtet daher die Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, Wendelin Schmücker. Wegen des "hohen und dynamischen Infektionsgeschehens" appelliert Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) an die Tierhalter: "Lassen Sie Ihre Tiere impfen!" Das schütze die Tiere vor einer Ansteckung und erspare ihnen unnötiges Leid. Im Extremfall führt die Infektion bei den Tieren zum Tod. Für Menschen ist das Virus ungefährlich.

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Ein mit der Blauzungenkrankheit infiziertes Schaf mit Schwellungen und Geschwülsten am Maul. © picture alliance / ANP Foto: Rob Engelaar

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Ministerium genehmigt nicht zugelassene Impfstoffe

Gegen die aktuelle Virusvariante gebe es drei Impfstoffe, keiner davon sei allerdings offiziell zugelassen. Laut einer Verordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums dürfen diese mittlerweile trotzdem genutzt werden. Die Erlaubnis dazu ist laut einer Vertreterin des Landwirtschaftsministeriums allerdings zu spät erteilt worden, um die Ausbreitung zu verhindern. Aktuell werde dennoch weiterhin geimpft: Mehr als 50.000 Rinder, fast 100.000 Schafe und knapp 4.000 Ziegen sind laut Ministerium mittlerweile immunisiert.

Seuche in ganz Deutschland verbreitet

Mittlerweile wurde die Seuche in allen Bundesländern nachgewiesen. Nordrhein-Westfalen ist das am stärksten betroffene Bundesland, danach folgt Niedersachsen. So dramatisch wie in den Niederlanden sei die Lage aber noch nicht, hieß es im Ausschuss. Seit 2023 seien dort 50.000 Schafe und Ziegen an dem Virus gestorben oder wurden gekeult. In Niedersachsen sind bislang vor allem Rinder infiziert. Die Infektionen seien eher zufällig aufgefallen. Die Tiere hätten keine Symptome gehabt, seien beim Verkauf aber getestet worden, so das Landwirtschaftsministerium.

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Keine Entschädigung für tote Tiere

Von dem Virus betroffene Betriebe dürfen keine Tiere transportieren und entsprechend auch nicht verkaufen - egal ob geimpft oder nicht. Für gestorbene Tiere gibt es keine Entschädigungszahlungen. Allerdings wird die Impfung bezuschusst. Aktuell gebe es Gespräche zwischen der Landesregierung und Verbänden, um die Situation zu verbessern. Solange diese laufen, will sich das Landvolk Niedersachsen vorerst nicht zu dem Thema äußern. Der Verband der bäuerlichen Betriebe gab an, Niedersachsen hätte früher auf die Blauzungenkrankheit reagieren und Halter informieren sollen. Grade kleinere Betriebe würden durch den Verlust von Tieren härter getroffen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 17.08.2024 | 10:00 Uhr

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