Weiße und braune Eier liegen im Stroh. © fotolia.com Foto: motorolka

Bio-Landwirtschaft in Niedersachsen: Warum der große Boom ausbleibt

Stand: 09.01.2025 14:17 Uhr

In diesem Jahr sollen eigentlich zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Niedersachsen ökologisch bewirtschaftet werden. So sieht es der Niedersächsische Weg vor. Aber daraus wird wohl nichts.

von Birgit Stamerjohanns

Die Umstellung ist schwierig, die Formalitäten kompliziert und der Verbraucher ist bei Bio-Ware zurückhaltend. Viele Landwirte in Niedersachsen scheuen sich offenbar, ihren konventionellen Betrieb umzustellen. "Der ökologische Landbau ist einer der wichtigsten Bausteine des Niedersächsischen Weges", heißt es auf der Internetseite des Landes. Mehr Artenvielfalt, weniger Pflanzenschutz, positive Effekte für Natur und Umwelt haben sich Landesregierung, Landvolk, Landwirtschaftskammer sowie Natur- und Umweltverbände mit dem Niedersächsischen Weg auf die Fahnen geschrieben. Aber das Ziel, das sich die Vertragspartner in Sachen ökologischer Landbau gesteckt haben, ist offensichtlich nicht realistisch.

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Ziel klar verfehlt

In diesem Jahr sollen es zehn Prozent der Betriebe sein, die nach Öko-Standards arbeiten, im Jahr 2030 sogar 15 Prozent. Fakt ist: Bisher beträgt der Öko-Flächenanteil in Niedersachsen gerade einmal sechs Prozent, für das Jahr 2024 liegt noch keine offizielle Zahl vor, aber es werden schätzungsweise 6,6 Prozent sein. Das Agrarland Niedersachsen ist mit seinem prozentualen Öko-Flächenanteil Schlusslicht bei den Flächenländern, das geht aus den Statistiken hervor, die die Landwirtschaftskammer Niedersachsen aufbereitet hat. "Positiv ist allerdings, dass die Fläche weiterhin steigt - wenn auch auf geringem Niveau - und nicht sinkt, wie es leider in anderen Bundesländern im Jahr 2023 der Fall war", sagt Alexandra Wichura von der Landwirtschaftskammer.

Umstellung auf Bio dauert

Für Landwirte, die ihren Bauernhof in einen Öko-Betrieb umwandeln wollen, ist dieser Schritt mit erheblichen Kosten und viel Bürokratie verbunden. Zwei Jahre dauert es, bis beispielsweise Ställe umgebaut sind und auch die landwirtschaftlichen Flächen als Ökoflächen gelten. Denn bei der Düngung und beim Pflanzenschutz gelten strengere Regeln. Natürlich bekommen die Landwirte Zuschüsse vom Land, vom Bund und auch von der EU, wenn sie ihren Betrieb auf Bio umstellen. "Aber was fehlt, ist Planungssicherheit", sagt Detlef Kreye vom Kreislandvolkverband.

Bio-Boom ist vorbei

Und nicht nur die Planungssicherheit fehlt, es fehlen auch Kunden, die Öko-Produkte kaufen. Während die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu Corona-Zeiten boomte, beklagen Landwirte nun, dass sie ihre Bio-Waren nur schlecht los werden. Die Landwirtschaftskammer hat ermittelt, dass beispielsweise der Anteil von Bio-Schweinefleisch gerade einmal ein Prozent ausmacht. 99 Prozent der verkauften Waren stammen folglich aus konventioneller Tierhaltung. Und Milchbauern haben immer wieder das Problem, dass der Preisunterschied zwischen konventioneller Milch und Bio-Milch nur wenige Cent beträgt. Dabei wären deutlich höhere Preise nötig, um die Kosten, die ein ökologisch wirtschaftender Betrieb mit sich bringt, zu decken.

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