Beunruhigend: Gasförderung verursacht Erdbeben
Im November 2012 wackelt in Niedersachsen zwischen Völkersen und Langwedel die Erde. Ein Erdbeben der Stärke 2,9 schreckt die Menschen auf. Es gibt einen lauten Knall, Möbel bewegen sich, Bücher fallen aus den Regalen, sogar die Wände wackeln.
An den darauffolgenden Tagen entdecken viele Anwohner Risse an ihren Häusern - in Wänden und Fenstern. Auch Diana Hoffmeister aus Völkersen zählt etliche Risse in fünf verschiedenen Zimmern. Geschätzter Schaden: rund 6.000 Euro.
Erdgasfelder als Verursacher von Erdbeben "sehr wahrscheinlich"
Das Epizentrum des Erdbebens liegt im nahegelegenen Erdgasfeld Völkersen. Und so stellt sich für Anwohner die Frage, ob die Erdgasförderung des Energiekonzerns RWE DEA das Erdbeben verursacht haben könnte. Dann nämlich müsste der Konzern für die Schäden aufkommen.
Experten diskutieren schon seit Jahren, ob es durch Erdgasförderung zu Erdbeben kommt, z.B. in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Dort bezeichnet man seit Anfang des Jahres den Zusammenhang von Erdbeben und Erdgasförderung in der Region als "wahrscheinlich". Ein Zusammenhang der letzten vier Beben im Erdgasfeld Völkersen mit der Erdgasförderung sei sogar "sehr wahrscheinlich". Panorama 3 gegenüber spricht Experte Christian Bönnemann dann sogar davon, dass man in Niedersachsen eine Zunahme der Erdbebentätigkeit beobachte, die im Zusammenhang mit der Erdgasförderung stehe.
In den Niederlanden zahlen die Betreiber für Schäden
Für RWE DEA hingegen gilt der Zusammenhang zwischen Erdbeben und der Erdgasförderung bisher als nicht erwiesen. Immerhin aber bezahlt das Unternehmen inzwischen einen Gutachter, der die Schäden der Erdstöße rund um das Gasfeld aufnimmt. 103 Anwohner haben sich bisher gemeldet.
Ganz anders die Situation beim Nachbarn Niederlande: bei Groningen liegt eines der zehn größten Erdgasfelder der Welt. Die Erde bebte hier seit Jahresbeginn über 23 Mal. Sogar mit einer Stärke von über vier auf der Richterskala. Und mindestens mit einer Stärke von 1,0. Der Betreiber, ein Zusammenschluss der Konzerne Shell und Exxon, erkennt, anders als die Betreiber in Deutschland, die Verursachung durch die Erdgasförderung an und übernimmt die Kosten für die anfallenden Reparaturen durch die Beben.
Schadensregulierung in Deutschland nicht geklärt
In Deutschland ist die Schadensregulierung nicht geklärt. Und so müssen die Geschädigten privatrechtlich gegen den möglichen Verursacher vorgehen und beweisen, dass das Erdbeben und die Folgen ihre Ursachen in der Gasförderung haben. Ein schwieriges Unterfangen, zumal für viele die absurde Situation entsteht, dass sich auch die eigene Versicherung weigert zu zahlen. Diese zahlt nämlich nur, wenn das Erdbeben eine natürliche Ursache hat.
Noch ist also unklar, ob der milliardenschwere Konzern RWE-DEA und andere Erdgasunternehmen am Ende die Schäden übernehmen werden. Sicher hingegen ist, je länger und je mehr Erdgas gefördert wird, umso mehr Erdbeben wird es in Niedersachsen geben.