Die Silhouette des Sachsenrosses vor dem Welfenschloss der Leibniz Universität Hannover zeichnet sich vor dem Sonnenaufgang verfärbten Morgenhimmel ab. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulten

Studie: Auch in Hannover wird kein reines Hochdeutsch gesprochen

Stand: 22.11.2024 12:45 Uhr

Entgegen der landläufigen Meinung wird auch in Hannover kein reines Hochdeutsch gesprochen. Zu dem Ergebnis kommt ein Uni-Forschungsprojekt. Die Umgangssprache "Hannöversch" stirbt demnach aus.

Der Mythos hält sich seit rund 200 Jahren: Hannoveranerinnen und Hannoveraner sprechen das beste Hochdeutsch. Doch ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt an der Leibniz Universität Hannover hat das widerlegt. Die Studie "Die Stadtsprache Hannovers" zeige, dass in Hannover zwar kein Dialekt gesprochen werde, aber eben auch kein reines Hochdeutsch. "Das wird nirgendwo auf der Welt gesprochen", unterstrich Projektleiter François Conrad am Mittwoch in einer Stellungnahme. Es gebe auch keine andere "Hochdeutsch-Hochburg", also einen Ort, an dem das beste Hochdeutsch gesprochen werde, so Conrad weiter.

Hochdeutsch als Teil der Identität

Das Forschungsteam untersuchte Sprache, Aussprache und Selbstwahrnehmung von 100 Menschen verschiedenen Alters. Die Männer und Frauen wuchsen zudem in verschiedenen Vierteln Hannovers auf. Für viele der Teilnehmenden sei Hochdeutsch ein wichtiger Teil ihrer Identität. Das habe damit zu tun, dass abgesehen vom zunehmend aussterbenden "Hannöverschen" in der Stadt kein Dialekt wie das Niederdeutsche, sprich Platt, gesprochen werde.

In Hannover sagen viele "Füsch" statt "Fisch"

"Hannöversch" ("Laane" statt "Leine") sei eine Zwischenform von Nieder- und Hochdeutsch, die sich vor rund 300 Jahren im Stadtgebiet entwickelt habe, heißt es in der Studie. Auf dem Niederdeutschen basierende Aussprachevarianten werden nach Angaben der Forschenden generell immer seltener benutzt ("Zuch" statt "Zug"). Andere Aussprache-Varianten würden vor allem von jüngeren Hannoveranern zunehmend verwendet ("Keese" statt "Käse" oder "Füsch" statt "Fisch").

Umfrage: 24 Prozent nennen Hannover als Hochdeutsch-Hochburg

2020 hatte das Forschungsteam eine bundesweite Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. Mehr als 2.000 Menschen beantworteten die Frage, in welcher Stadt oder Region ihrer Meinung nach das beste Hochdeutsch gesprochen werde. Ergebnis: 24 Prozent der Befragten gaben Raum oder Stadt Hannover an erster Stelle an. Dahinter folgte Niedersachsen mit 14 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 6 Prozent.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 20.11.2024 | 07:30 Uhr

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