Albanische Familie: Hamelner Bündnis startet Spendenaktion
Die albanische Familie Jacaj/Meci lebt ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Hameln. Weil Sozialhilfe keine Lösung ist, setzen sich ein Bündnis und die Kirche für die Familie ein.
Saimir Jacaj, Hava Meci und ihre Tochter Zimbele sollten vor gut einem Jahr abgeschoben werden, weil sie falsche Angaben bei ihrer Einreise gemacht haben. Nach Protest aus der Bevölkerung hat die Stadt Hameln aber die Abschiebung gestoppt. Eine Gruppe von Lokalpolitikern und -politikerinnen hat sich nun mit der Kirche in Hameln zusammengetan und eine Spendenaktion auf die Beine gestellt.
Familie hat den Aufenthaltsstatus verloren
Seit neun Jahren leben Saimir Jacaj und seine Frau Hava Meci in Hameln. In der Rattenfängerstadt haben sie ihr Zuhause gefunden, die gemeinsame Tochter Zimbele ist in Hameln geboren. Sie ist mittlerweile sieben Jahre alt. Saimir Jacaj und Hava Meci haben aber bei ihrer Einreise 2014 einen schweren Fehler begangen. Um leichter an Arbeit zu kommen, gaben sie an, aus Griechenland zu kommen statt aus Albanien. Erst 2020 fiel das den Behörden auf und die Familie verlor daraufhin ihre Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelte, aber weil der Fall verjährt war, wurde das Verfahren eingestellt.
Abschiebung vorerst vom Tisch
Seitdem dürfen die Ehepartner nicht mehr arbeiten. Beide haben viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet und sind deshalb in Hameln bekannt. Ihre kleine Tochter geht hier in die zweite Klasse. "Wir erkennen die Integrationsleistungen der Familie ausdrücklich an", teilte die Stadt Hameln NDR Niedersachsen mit. Das sei auch der Grund, warum die Stadt die Familie nicht einfach abschiebe und die Ausreisefrist regelmäßig verlängere. Aktuell bis zum 12. Mai. So bleibt der Familie Zeit, ihren Aufenthalt in Deutschland zu legalisieren.
Ein Bündnis macht sich für die Familie stark
Für die Familie gibt es nun eine Hilfsaktion, die unter anderem vom Hamelner Peter Kurbjuweit an den Start gebracht wurde. Als er gehört hat, in welcher verzwickten Lage sie steckt, musste er handeln. Er kennt die Familie seit fast zehn Jahren aus seinem Stammcafé, in dem die Mutter lange gearbeitet hat. "Das kann doch nicht wahr sein, dass hier das Kindeswohl und die Arbeitslosigkeit keine Rolle spielt", meint Kurbjuweit und betont: "Da muss doch eine Regelung gefunden werden." Als Ex-Stadtrat hat er gute Kontakte. Er bringt Lokalpolitiker und Freunde zusammen. Gemeinsam mit der Kirche setzen sie sich jetzt für die Familie ein und helfen, wo es geht. Denn es gibt eine realistische Chance, dass die Familie wieder offiziell in Hameln bleiben darf.
Gefangen in der Warteschleife der Botschaft
Die alten Arbeitgeber würden das Paar sofort wieder einstellen. Sie könnten somit über die deutsche Botschaft in Albanien ein Visum für Erwerbstätigkeit bekommen. Wer dort einen Termin bekommt, wird allerdings gelost, wie Wolfgang Koch erklärt. Er ist Anwalt und hilft der Familie unentgeltlich. "Es gibt ein Balkanabkommen, wonach 25.000 Menschen jährlich einen Termin bei der Botschaft erhalten", so Koch. Es seien aber wohl rund 50.000 Bewerbungen in diesem Losverfahren. Der Anwalt betont: "Es kann dann tatsächlich so sein, dass einer sofort einen Termin bekommt und andere Jahre lang warten müssen." So wie Familie Jacaj/Meci. Seit eineinhalb Jahren warten sie schon auf einen Termin und bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass sie auf der Warteliste seien. Die Stadt Hameln erkennt dieses Problem an und verlängert die Ausreisefrist deshalb regelmäßig um zwei Monate.
Die Situation schlägt auf die Gesundheit
Je länger die Familie auf einen Termin bei der Botschaft wartet, desto größer werden die Sorgen. Es gibt Rückstände bei der Miete und auch die Beiträge für die Krankenkasse können sie nicht bezahlen. Das geht auch an der kleinen Tochter Zimbele nicht spurlos vorbei. "Sie hat 27 Kilo gewogen. Jetzt wiegt sie nur noch 24 Kilo. Sie versteht nicht alles, aber sie bemerkt natürlich unsere Situation zu Hause", sagt Jacaj. Der Vater weiß, dass er damals einen Fehler gemacht hat. Jetzt schämt er sich, dass sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. "Ich möchte nicht ständig Leute um Geld bitten", erklärt er und betont, "ich habe fast neun Jahre hier gearbeitet und nie einen Cent von der Stadt genommen. Es hat nie etwas gefehlt."
Sozialhilfe ist keine Option
Sowohl die Stadt als auch die Krankenkasse haben der Familie nahegelegt, Sozialhilfe zu beantragen. Doch es gibt einen Haken: Bekommt die Familie einmal Sozialhilfe, dann gibt es laut Gesetz keine Arbeitserlaubnis mehr. Das sei in einem Schreiben der Stadt Hameln deutlich gemacht worden, bestätigt Anwalt Koch. Der sinnvollere Weg ist also, das Visum über die deutsche Botschaft zu beantragen.
Spenden sollen die Familie über Wasser halten
Es fehlt Geld für die lebensnotwendigen Dinge. Deswegen hat das Hamelner Münster St. Bonifatius ein Spendenkonto für "Familien in Not" eingerichtet. Peter Kurbjuweit freut sich, dass dort schon ein bisschen Geld gesammelt wurde: "Wir können damit helfen und die wichtigsten Sachen wie Miete und Krankenversicherung abstottern." Die Spenden sollen helfen, bis die Familie einen Termin bei der Botschaft hat.