Agrarsubventionen: Großbetriebe in Niedersachsen profitieren
Die EU subventioniert die Landwirtschaft in Europa mit rund 50 Milliarden Euro pro Jahr. Deutschland profitiert besonders von den Agrarsubventionen, die aber oft gar nicht beim Kleinbauern landen.
Es sind vor allem die Großbetriebe, die das meiste Geld erhalten. Das hat eine Analyse der Datenplattform "Frag den Staat" und unter anderem des NDR ergeben. Demnach sind seit 2014 insgesamt rund 53 Millionen Euro an mehr als 400.000 Empfänger in Deutschland geflossen. Rund ein Drittel des Geldes ging nach Bayern und Niedersachsen.
Ungleichgewicht bei Verteilung der Agrarsubventionen
Im Schnitt erhielten die deutschen Landwirte für die vergangenen acht Jahre 127.000 Euro. Doch die Schere geht weit auseinander: Das oberste Prozent der Empfänger bekam fast ein Viertel aller Subventionen - also mehr als zwölf Milliarden Euro oder knapp 30.000 Euro pro Betrieb im Monat. Die gesamte untere Hälfte der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe und Landwirte erhielten dagegen zusammen weniger als vier Milliarden. Das sind gerade einmal 200 Euro pro Betrieb im Monat.
Niedersächsisches Landwirtschaftsministerium erhielt 16 Millionen
In Niedersachsen ist diese Entwicklung zwar weniger stark ausgeprägt als beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, die Tendenz ist aber deutlich. Das meiste Geld geht an Behörden. So steht das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit rund 16 Millionen Euro EU-Subventionen auf Platz drei der deutschen Profiteure der Jahre 2020 und 2021, dicht gefolgt vom niedersächsischen Landesbetrieb für Natur- und Küstenschutz in Norden (rund 13 Millionen Euro). Der Erzeugergroßmarkt ELO in Vechta-Langförden hat in den letzten beiden Jahren rund zehn Millionen Euro EU-Subventionen bekommen. Etwa die Hälfte ging an die Gartenbauzentrale Papenburg und die Marktgemeinschaft Altes Land.
Kritik: Nur der höchste Ertrag zählt
Statt kleine landwirtschaftliche Betriebe zu fördern, profitieren so vor allem die Großbetriebe. Die argumentieren zwar, dass sie das Geld nicht behalten, sondern direkt oder indirekt auch den kleinen Landwirten zugutekommt. Die Kritik an den EU-Agrarsubventionen wird jedoch größer. Man stecke „förderpolitisch immer noch in der Nachkriegszeit, allein der höchste Ertrag steht im Mittelpunkt - ohne Rücksicht auf Verluste”, sagt Hubert Heigl, Präsident des Öko-Verbandes Naturland. Auch der Umweltgedanke zähle laut Kritikern zu wenig. Eine Recherche von NDR, WDR und SZ hat zudem ergeben, dass auch 50 Landwirte die Gelder erhalten haben, obwohl sie wegen Tierquälerei aufgefallen seien.
Klima- und Umweltarbeit ab 2027 im Fokus
Als Reaktion sollen vom nächsten Jahr an schärfere Umweltauflagen gelten. Das Landvolk befürchtet jedoch, dass es dadurch nicht einfacher für Landwirte werde. Auch das Verteilsystem nach Größe des Betriebs soll auf den Prüfstand. Laut Bundesregierung soll ein Landwirt ab 2027 möglicherweise mehr für seine Klima- und Umweltarbeit als für die Größe seiner Hektar-Fläche belohnt werden.