Ärzte-Warnstreik an kommunalen Kliniken in Niedersachsen
In Niedersachsen hat der Marburger Bund am Freitag rund 5.400 Klinikärzte zum Warnstreik aufgerufen. Neben einer Gehaltserhöhung fordern die Mediziner unter anderem eine Reform der Schichtarbeit.
Aufgerufen hatte die Ärztegewerkschaft ihre Mitglieder an 40 kommunalen Krankenhäusern in Niedersachsen. Nach Angaben des Marburger Bundes sollte es in mindestens sieben Häusern spürbare Einschränkungen geben. Neben dem Klinikum Osnabrück waren demnach auch an den Kliniken in Leer, Oldenburg, Wolfsburg, Lüneburg sowie am Städtischen Klinikum Braunschweig Ärzte im Ausstand. Auch das Klinikum Region Hannover sei betroffen gewesen. Der Warnstreik war als sogenannter stiller Streik organisiert - die Ärztinnen und Ärzte blieben also am Streiktag zu Hause.
8,5 Prozent mehr Lohn gefordert
Unter anderem fordert die Gewerkschaft eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent innerhalb eines Jahres, eine bessere Vergütung für Ruf- und Bereitschaftsdienste sowie eine Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit, um die Belastungen im Arbeitsalltag zu senken.
Arbeitgeberseite nennt Forderungen "nicht finanzierbar"
Die Arbeitgeberseite bezeichnete die Warnstreiks als unangemessen. Der Marburger Bund habe die existenzielle Bedrohung für die niedersächsischen Kliniken nicht verstanden, teilte der Kommunale Arbeitgeberverband Niedersachsen (KAV) am Donnerstag mit. Die Forderung des Marburger Bundes erhöhe Personalkosten im ärztlichen Bereich um insgesamt 20 Prozent, da zusätzlich zu den Gehaltssteigerungen rund 11,5 Prozent auf Zulagen entfallen, sagte der Fachausschuss-Vorsitzende des KAV, Michael Moormann. "Die Kliniken erhalten aber im kommenden Jahr nur ein um 4,36 Prozent höheres Entgelt", sagte er. Die Forderung der Gewerkschaft passe daher nicht in die Zeit und sei schlicht nicht finanzierbar, so der KAV.
Verhandlungen bislang ergebnislos
Dem Warnstreik waren fünf Verhandlungsrunden zwischen Arbeitnehmerseite und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vorausgegangen. Diese blieben jedoch ohne Ergebnis. Der Marburger Bund wertet das bisher von der Arbeitgeberseite abgegebene Angebot als "inakzeptabel". Noch bis zum 16. Dezember läuft daher eine Urabstimmung über weitere, dann unbefristete Streikmaßnahmen. Um die Patientenversorgung sicherzustellen, hatte der Marburger Bund im Vorfeld angekündigt, bei Bedarf Notdienstvereinbarungen mit vom Warnstreik betroffenen Krankenhäusern zu schließen. Dadurch sollten so viele Ärztinnen und Ärzte im Haus sein, wie es sonst am Wochenende der Fall ist.