98 Millionen Euro pro Jahr: 390 ausgewählte Schulen profitieren
Bund und Länder wollen ab dem neuen Schuljahr die Bildungschancen für alle Kinder verbessern. Um das Geld an besonders bedürftige Schulen zu verteilen, hat Niedersachsen einen Schlüssel entwickelt.
In Deutschland hängt der Grad der Bildung noch immer sehr vom sozialen Umfeld ab - unter anderem vom Elternhaus. Das Problem ist längst erkannt, passiert ist bisher allerdings wenig. Nun will der Bund zusammen mit den Ländern einen neuen Anlauf zur Chancengerechtigkeit starten. Dafür gibt es für die Schulen in Niedersachsen pro Jahr 98 Millionen Euro zusätzlich, die besonders viele förderungsbedürftige Kinder unterrichten.
Sozialindex erstmals angewendet
Das Land hat dazu alle Schulen nach bestimmten Indikatoren klassifiziert. Dabei spielte unter anderem der Anteil der Kinder mit einem Migrationsanteil und mit Sprachförderbedarf eine Rolle oder wie viele von ihnen sonderpädagogische Bedürfnisse haben. Das Land erachtet demnach 390 Schulen als unterstützenswürdig. Diese Schulen erhalten nun in den kommenden zehn Jahren pro Jahr 98 Millionen Euro zusätzlich vom Bund - in Summe knapp eine Milliarde Euro. "Uns war wichtig, dass wir einen schulscharfen Index haben", sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). So könne man die Schulen erreichen, die Hilfe besonders nötig haben.
Diese Schulen profitieren von den Geldern
Schulen sollen Programme und Konzepte entwickeln
Unter den ausgewählten Schulen sind 250 Grundschulen, 130 weiterführende Schulen und zehn berufsbildende Schulen. Dort sollen nun Programme und Konzepte entwickelt werden. "Dieser Aufbau ist wichtig, um die zehn Jahre auch nachhaltig und wirksam zu nutzen", so die Ministerin. Das kommende Schuljahr stehe bewusst im Lichte des Aufbaus des Programms. Es soll Tagungen geben und Netzwerke sollen entstehen.
Baumaßnahmen, Lernprojekte, neue Sozialarbeiter
Mit dem Geld können die Schulträger Schulen neu- oder umbauen. Entsprechende Förderrichtlinen werden noch entwickelt. Außerdem können die Schulen mit dem Geld zum Beispiel mit Projekten die Lesekompetenz der Kinder fördern oder in die Gewaltprävention investieren. Außerdem können die Schulen zusätzliche Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter einstellen. Lehrkräfte können ausdrücklich nicht finanziert werden. Nach zehn Jahren wird der Erfolg des Programms überprüft. Ziel ist es, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, an den ausgewählten Schulen halbiert werden.
Gewerkschaft kritisiert: Geld reicht nicht aus
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen kritisiert, dass das Geld nicht reiche, um alle bedürftigen Schulen zu unterstützen. Der GEW-Landesvorsitzende, Stefan Störmer, sagte: "Es wurden die Schulen ausgewählt, die am härtesten betroffen sind, aber nicht die, die es auch noch brauchen." Das seien deutlich mehr. Wir müssen die Chancengerechtigkeit aufrechterhalten. "Es ist dann schwer zu erklären, warum die 390ste Schule noch drin ist und die 391ste nicht mehr." Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Fühner, sagte, das Land müsse sich für eine Ausweitung des Programms einsetzen.