98 Millionen Euro pro Jahr: 390 ausgewählte Schulen profitieren

Stand: 30.05.2024 18:53 Uhr

Bund und Länder wollen ab dem neuen Schuljahr die Bildungschancen für alle Kinder verbessern. Um das Geld an besonders bedürftige Schulen zu verteilen, hat Niedersachsen einen Schlüssel entwickelt.

von Oliver Jürgens

In Deutschland hängt der Grad der Bildung noch immer sehr vom sozialen Umfeld ab - unter anderem vom Elternhaus. Das Problem ist längst erkannt, passiert ist bisher allerdings wenig. Nun will der Bund zusammen mit den Ländern einen neuen Anlauf zur Chancengerechtigkeit starten. Dafür gibt es für die Schulen in Niedersachsen pro Jahr 98 Millionen Euro zusätzlich, die besonders viele förderungsbedürftige Kinder unterrichten.

VIDEO: Geld für Brennpunktschulen - "Ein guter erster Schritt" (30.05.2024) (1 Min)

Sozialindex erstmals angewendet

Das Land hat dazu alle Schulen nach bestimmten Indikatoren klassifiziert. Dabei spielte unter anderem der Anteil der Kinder mit einem Migrationsanteil und mit Sprachförderbedarf eine Rolle oder wie viele von ihnen sonderpädagogische Bedürfnisse haben. Das Land erachtet demnach 390 Schulen als unterstützenswürdig. Diese Schulen erhalten nun in den kommenden zehn Jahren pro Jahr 98 Millionen Euro zusätzlich vom Bund - in Summe knapp eine Milliarde Euro. "Uns war wichtig, dass wir einen schulscharfen Index haben", sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). So könne man die Schulen erreichen, die Hilfe besonders nötig haben.

Diese Schulen profitieren von den Geldern

Downloads

Die Schulen aus dem RLSB Hannover

Startchancenprogramm - Nach Sozialindex aufgenommene Schulen im Bereich Regionales Landesamt für Schule und Bildung Hannover. Download (197 KB)

Die Schulen aus dem RLSB Braunschweig

Startchancenprogramm - Nach Sozialindex aufgenommene Schulen im Bereich Regionales Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig. Download (172 KB)

Die Schulen aus dem RLSB Lüneburg

Startchancenprogramm - Nach Sozialindex aufgenommene Schulen im Bereich Regionales Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg. Download (164 KB)

Die Schulen aus dem RLSB Osnabrück

Startchancenprogramm - Nach Sozialindex aufgenommene Schulen im Bereich Regionales Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück. Download (202 KB)

Schulen sollen Programme und Konzepte entwickeln

Unter den ausgewählten Schulen sind 250 Grundschulen, 130 weiterführende Schulen und zehn berufsbildende Schulen. Dort sollen nun Programme und Konzepte entwickelt werden. "Dieser Aufbau ist wichtig, um die zehn Jahre auch nachhaltig und wirksam zu nutzen", so die Ministerin. Das kommende Schuljahr stehe bewusst im Lichte des Aufbaus des Programms. Es soll Tagungen geben und Netzwerke sollen entstehen.

Schultafel © Fotolia.com Foto: erikdegraaf
AUDIO: Startchancen-Programm: Niedersachsen gibt teilnehmende Schulen bekannt (4 Min)

Baumaßnahmen, Lernprojekte, neue Sozialarbeiter

Mit dem Geld können die Schulträger Schulen neu- oder umbauen. Entsprechende Förderrichtlinen werden noch entwickelt. Außerdem können die Schulen mit dem Geld zum Beispiel mit Projekten die Lesekompetenz der Kinder fördern oder in die Gewaltprävention investieren. Außerdem können die Schulen zusätzliche Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter einstellen. Lehrkräfte können ausdrücklich nicht finanziert werden. Nach zehn Jahren wird der Erfolg des Programms überprüft. Ziel ist es, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, an den ausgewählten Schulen halbiert werden.

Gewerkschaft kritisiert: Geld reicht nicht aus

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen kritisiert, dass das Geld nicht reiche, um alle bedürftigen Schulen zu unterstützen. Der GEW-Landesvorsitzende, Stefan Störmer, sagte: "Es wurden die Schulen ausgewählt, die am härtesten betroffen sind, aber nicht die, die es auch noch brauchen." Das seien deutlich mehr. Wir müssen die Chancengerechtigkeit aufrechterhalten. "Es ist dann schwer zu erklären, warum die 390ste Schule noch drin ist und die 391ste nicht mehr." Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Fühner, sagte, das Land müsse sich für eine Ausweitung des Programms einsetzen.

Weitere Informationen
Ein Schüler schreibt in ein Heft. © picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Milliarden-Programm fördert 390 Brennpunktschulen in Niedersachsen

Bund und Länder haben sich auf das "Startchancen-Programm" geeinigt. Es hat ein Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro. (02.02.2024) mehr

Blick auf den Schulhof der IGS Stöcken. © NDR

Wenn Lehrkräfte verzweifeln: Die IGS Stöcken schlägt Alarm

Nach der IGS Büssingweg hat nun die zweite Schule in Hannover einen Brandbrief an die Schulverwaltung verfasst. (09.02.2024) mehr

Eine Lehrerin schreibt das Wort "Schule" auf eine Schultafel in einem Klassenzimmer. © picture alliance / dpa Foto: Axel Heimken

5.859 Schulabbrecher in Niedersachsen: Was sind die Gründe?

Im vergangenen Schuljahr haben knapp 800 junge Menschen mehr keinen Abschluss gemacht. Die Abgänger haben es meist schwer. (13.02.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 30.05.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bildung

Schule

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ärzte bei einer Operation © fotolia.com Foto: Gorodenkoff

Nordländer wollen Krankenhausreform mehrheitlich nicht blockieren

Hamburg, Niedersachsen und MV wollen im Bundesrat für die Reform stimmen. In Schleswig-Holstein wird noch diskutiert. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?