Zum ersten Mal führt eine Rektorin die Uni Rostock
Prof. Elizabeth Prommer ist die erste Frau an der Spitze der Rostocker Universität – nach 908 männlichen Rektoren. Nach einem Festumzug durch die Stadt wurden ihr am Freitag in der Marienkirche die Zepter übergeben.
Gekleidet in ihre traditionellen Amtstrachten, die Barette in den Farben der Fakultäten auf dem Kopf - so zogen die akademischen Würdenträger vom Rostocker Universitätshauptgebäude durch die Fußgängerzone in die Marienkirche. Der scheidende Rektor Prof. Wolfgang Schareck führte den Zug zu Beginn noch an, auf dem Rückweg musste er ein Stück hinter seiner Nachfolgerin gehen. So war das an der ältesten Universität im baltischen Raum schon vor Jahrhunderten, wobei es bisher ausschließlich Männer waren, die das Amt bekleiden durften.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Elizabeth Prommer findet, dass es höchste Zeit ist für einen Wechsel. "Die Rolle der Frau in den Universitäten ist ja noch schlechter als die Rolle der Frau in den Medien. In den Medien, so hab ich ja immer plakativ gesagt, auf eine Frau kommen zwei Männer. Aber an den Universitäten kommen auf eine Frau sogar drei Männer."
Ihr Programm: Mehr Vielfalt in der Uni
Für mehr Vielfalt möchte sich die resolute Akademikerin in ihrer Amtszeit einsetzen - womit sie nicht nur Geschlechtergerechtigkeit meint. Auch Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund sollen mehr Chancen bekommen. Auch die Zeiten, in denen Wissenschaftler benachteiligt wurden, nur weil sie aus dem Gebiet der ehemaligen DDR stammen, müssten nun endlich der Vergangenheit angehören, findet sie.
Deutsch-Amerikanern, international sozialisiert
In der kalifornischen Stadt Palo Alto ist Elizabeth Prommer als Tochter eines Ingenieurs und einer Lehrerin zur Welt gekommen. Sie bezeichnet sich selber als international sozialisierte Deutsch-Amerikanerin. Ihr Abitur, das Studium und die ersten akademischen Schritte machte sie in Deutschlands Süden. Sie habilitierte in Leipzig, forschte in Hamburg, Wien, Berlin und schließlich in Rostock. Eines ihrer zentralen Themen: die Darstellung von Frauen in den Medien. Ab sofort wird ihr dafür allerdings keine Zeit mehr bleiben.
"Wonder Woman" sorgt für Entspannung
Als Rektorin muss sie sich einer ganzen Reihe von Herausforderungen stellen: Nachdem in Rostocks Südstadt viele neue Bauten für die Wissenschaft entstanden sind, steht nun die Sanierung etlicher maroder alter Universitätsgebäude an. Darüber hinaus sind Strategien gefragt für den Umgang mit sinkenden Studierendenzahlen und knapper werdender Finanzen. Um bei all dem ab und an den Kopf frei zu bekommen, hat Elizabeth Prommer gute Entspannungsstrategien - unter anderem sieht sie sich in ihrer Freizeit gerne gemeinsam mit ihrer Tochter Superhelden-Filme wie "Wonder Woman", "Marvel" oder "Black Panther" an.