Sendedatum: 21.03.2017 21:15 Uhr

Zu wenig Löschwasser für Feuerwehren

von Djamila Benkhelouf, Linda Luft & Leonie Puscher

Eigentlich wollten Karl Taruttis und seine Frau hier alt werden - im eigenen Haus in Gägelow in Mecklenburg-Vorpommern. Doch im November des vergangenen Jahres brennt sein Eigenheim bis auf die Grundmauern nieder. Nur knapp entkommen er, seine Frau und ihre Enkelkinder, die zu Besuch sind, dem Feuer. Der Brand lässt Karl Taruttis bis heute nicht los: "Seelisch sind wir, meine Frau und ich, total runter. Das kommt immer wieder hoch, die Tränen stehen in den Augen, auch als Kerl, als gestandener Kerl. Das wird man ein Leben lang nicht vergessen können", erzählt er Panorama 3.

VIDEO: Zu wenig Löschwasser für Feuerwehren (8 Min)

Zu wenig Löschwasser

Vielleicht hätte der Alterwohnsitz von Karl Taruttis gerettet werden können. Doch die Feuerwehr hatte bei der Brandbekämpfung zu wenig Löschwasser zur Verfügung. Der im Dorf gelegene Löschteich ist ausgetrocknet, seit Jahren schon. Und die eilig angezapften Hydranten hatten zu wenig Wasserdruck, um das Feuer effektiv bekämpfen zu können.

Hannes Möller, Verbandsvorsitzender der Landesfeuerwehrverbandes
Laut Hannes Möller, Verbandsvorsitzender der Landesfeuerwehrverbandes, gibt es Probleme mit der Löschwasserversorgung.

Eigentlich undenkbar: Aber nicht nur in Gägelow ist das Löschwasser knapp. "Wir haben Probleme mit der Löschwasserversorgung in Mecklenburg-Vorpommern", sagt Hannes Möller, Verbandsvorsitzender der Landesfeuerwehrverbandes. "Wir müssen uns darum bemühen, diese Probleme im ländlichen Bereich ganz schnell zu lösen, weil die Funktionsfähigkeit von Feuerwehren auf dem Spiel steht."

Zuständig für die Versorgung mit Löschwasser sind laut Gesetz die Gemeinden. Sie müssen sich nicht nur um die Pflege der Löschteiche kümmern, sondern müssen auch Verträge mit Wasserversorgern schließen, um örtliche Hydranten zu nutzen. Nur: Die Aufrechterhaltung dieser Infrastruktur kostet viel Geld. Und weil es gerade in kleinen Orten nur selten brennt, scheuen viele Gemeinden die Investition. Ein Spiel mit dem Feuer.

Versorgung könnte besser gestaltet werden

In Gägelow ist mittlerweile ein Streit entbrannt: Der Bürgermeister wirft der Feuerwehr vor, die falschen Hydranten benutzt zu haben. Und offenbar hat die Feuerwehr nach Recherchen von Panorama 3 tatsächlich eine veraltete Hydrantenkarte benutzt. Doch es gibt wohl noch eine weitere Ursache für das Desaster: Die Gemeinde hat es über Jahre versäumt, einen Vertrag mit dem örtlichen Wasserversorger über Löschwasser abzuschließen. Erst ein solcher Vertrag würde gewährleisten, dass die Rohrleitungen über genügend Wasser und genügend Druck verfügen. Der Zweckverband Wismar teilte Panorama 3 mit, dass es einen solchen Vertrag bislang nicht gebe.

Karl Taruttis © Screenshot
Will sein Haus wieder aufbauen: Karl Taruttis.

Der Bürgermeister von Gägelow, Uwe Wandel bestätigt Panorama 3 die Mängel im System: "Die Versorgung könnte man deutlich besser gestalten, aber es ist in allen Gemeinden das gleiche Problem. Es ist ein Kostenfaktor."

Karl Taruttis hat alles verloren. Die Grundmauern seines Hauses werden in den nächsten Wochen abgerissen. Er hofft, dass die Gemeinde ihn bei den Abrisskosten finanziell unterstützt. Der Rentner will nicht aufgeben: "Wir werden wieder ein neues Haus bauen."

Weitere Informationen
Feuerwehr-Schriftzug an einem Einsatzwagen © picture alliance / dpa

Viele Feuerwehren zu spät am Einsatzort

Es gibt klare Vorgaben, wie schnell die Feuerwehr nach einem Notruf am Einsatzort sein muss - doch die werden oftmals nicht eingehalten. Das kann Menschenleben gefährden. mehr

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 21.03.2017 | 21:15 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Experten des Deutschen Meeresmuseums untersuchen eine Kegelrobbe. © dpa Foto: Stefan Sauer

Backhaus reagiert nach Robbensterben: Neue Reusen-Regel für Ostsee

Die Ursache für den Tod von 44 Tieren ist noch nicht abschließend geklärt. Umweltminister Backhaus zieht dennoch eine Konsequenz für den Fischfang. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?