Wismarer wollen Küstenfischerei in MV revolutionieren
Die Küstenfischerei in Mecklenburg-Vorpommern steht so gut wie vor dem Aus. Fangquoten und Verbote machen es nahezu unmöglich, das Gewerbe auskömmlich zu betreiben. Oliver Greve von der Wismarer Fischereigenossenschaft will den Berufszweig von Grund auf neu erfinden.
Schon seit dem 11. Jahrhundert werden von Wismar aus Heringe in viele Länder Europas exportiert. Heute machen jährliche Fangquoten und Verbote es den Küstenfischern schwer, ihren Beruf auskömmlich zu betreiben. Das weiß auch Oliver Greve, Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft Wismarbucht und erklärt es am Beispiel des Herings: "Die Mengen, die im Moment genehmigt werden, bedeuten, dass ein Fischer so 600 bis 800 Heringe zum Beispiel fischen darf. Das ist ein Witz, davon kann kein Mensch leben."
Viele hören auf, fast keiner rückt nach
Der Dorsch dürfe mittlerweile gar nicht mehr gezielt befischt werden. Mit ihm ist auch der Berufszweig des Fischers akut bedroht. "In den 90-er Jahren gab es 1.600 Fischer in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt gibt es noch unter 200, wenige davon noch hauptberuflich", konstatiert Greve. Einige der Fischer suchen sich ein zweites Standbein, verkaufen beispielsweise Fischbrötchen. Andere geben auf oder setzen sich frühzeitig zur Ruhe. Das Durchschnittsalter der Fischer im Land liege mittlerweile bei 57 Jahren, so Greve. Der Nachwuchs fehlt fast völlig: Einen einzigen Küstenfischer-Azubi gibt es in ganz Mecklenburg-Vorpommern.
Neuer Fischer-Beruf: Förster des Meeres
Oliver Greve und seine Mitstreiter wollen sich mit dieser Situation nicht abfinden und suchen nach Lösungen. Sie glauben, dass man den Berufszweig ganz neu erfinden muss. Der Fischer der Zukunft ist für Greve ein sogenannter Sea-Ranger, eine Art Förster des Meeres. Neben der Fischerei sollten Umweltschutz, Bestandspflege der Meeresfische, Bewirtschaftung von Aquakulturen und nicht zuletzt auch Tourismusangebote und die Pflege des kulturellen Erbes der Küstenfischerei zu seinen Aufgaben zählen. Die Bezahlung der Sea-Ranger müsse dann - wie die der Förster - zumindest zum Teil von staatlicher Seite kommen.
Landesregierung nimmt Idee ernst
Laut Greves Modell müsste es zunächst Weiterbildungen für Bestandsfischer und im nächsten Schritt einen ganz neuen Ausbildungsberuf geben: "Dieser neue Fischer mit dieser neuen Ausbildung soll dann ein neues Berufsbild prägen, was dann hoffentlich für junge Menschen wieder attraktiv ist." Auf diese Weise können der küstennahen Fischer erhalten werden, so Greves Hoffnung.
Über seine Pläne hat der Genossenschaftschef auch schon mit Vertretern der Landesregierung gesprochen. Sie sollen schon im April Thema in einer Expertenrunde im Landwirtschaftsministerium in Schwerin sein.