Warntag 2023 in MV: Heulende Sirenen und Handywarnungen
Bundesweit wird wieder durchgespielt, wie im Fall von Katastrophen oder Kriegsfolgen gewarnt wird. Der bundesweite Warntag soll nach Angaben der Behörden noch besser klappen als der letzte Probealarm im Dezember.
Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, kündigte an: "Es wird laut." Auf was Sie sich in Mecklenburg-Vorpommern einstellen müssen, erfahren Sie hier.
Was genau passiert am Warntag in Mecklenburg-Vorpommern?
Bund, Länder und Kommunen werden am Donnerstag, den 14. September um 11 Uhr Probewarnungen über verschiedene Warnmittel und Kanäle verbreiten. Konkret löst das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS) aus. Daran sind zum Beispiel Rundfunk- und Fernsehsender angeschlossen, außerdem Warn-Apps wie NINA, Katwarn und BIWAPP sowie der Mobilfunkdienst Cell Broadcast. Auch auf digitalen Anzeigetafeln erscheinen teilweise Test-Warnmeldungen. An einigen ausgewählten Bahnhöfen gibt es Durchsagen und Text-Warnungen auf den Anzeigetafeln. Eine Dreiviertelstunde später wird Entwarnung gesendet. "Wir haben die Katastrophenschutzbehörden der Landkreise gebeten, alle Sirenen im Lande anzusteuern, sodass alle vor Ort eine Chance haben zu horchen 'Hör ich die Sirene eigentlich bei mir zu Hause?'", so Landesinnenminister Christian Pegel (SPD). In Mecklenburg-Vorpommern werden so etwa 1.600 Sirenen getestet. Die Kommunen können darüber hinaus individuell entscheiden, ob sie weitere Warnmittel im Ort testen wollen.
Wer organisiert den bundesweiten Warntag?
Der bundesweite Warntag ist eine gemeinsame Aktion von Bund und Ländern. Auf Bundesebnee ist das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) zuständig, auf Länderebene die jeweiligen Innenministerien. Letztere halten Rücksprache zu den auf kommunaler Ebene zuständigen Katastrophenschutzbehörden, die etwa bei den Landkreisen angesiedelt sind.
Wieso gibt es den Warntag?
Bund und Länder verfolgten mit dem Warntag zwei Hauptziele, so Marianne Suntrup, Pressesprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK). Zum einen gehe es darum, die gesamte technische Infrastruktur immer wieder einem Belastungstest zu unterziehen. "Das zweite ist, dass wir die jährliche Aufmerksamkeit nutzen wollen, um über den Warntag weiter zu informieren, damit die Menschen wissen, über welche Wege sie gewarnt werden können. Wenn man das jährlich wiederholt, dann stellt sich auch so etwas wie ein Trainingseffekt ein. Von dem erhoffen wir uns, dass er den Menschen Sicherheit gibt", so Suntrup weiter.
Wieso findet der Warntag jährlich statt?
Die Behörden wollen durch jährliche Tests die Bevölkerung immer wieder für das Thema sensibilisieren und gleichzeitig die technische Infrastruktur regelmäßigen Stresstests unterziehen. Ziel dieser jährlichen Übungen ist es, für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein.
Warum macht Mecklenburg-Vorpommern beim Warntag schon wieder mit?
Zur Teilnahme des Landes Mecklenburg-Vorpommerns verweist der zuständige Minister Christian Pegel (SPD) auf einen Beschluss der Innenministerkonferenz: "Im Grunde nach ist unser Vorhaben, das jedes Jahr zu tun. Immer mit der Überzeugung, was letztes Jahr gut ging, kann dieses Jahr weniger gut sein. Oder was letztes Jahr noch optimierungsbedürftig war, haben wir jetzt optimiert. Es geht für uns darum, immer wieder die Technik neu zu testen und zu proben. Gleichzeitig geht es uns auch darum, die Menschen darin zu erinnern, dass es da Signale gibt, die wichtige sind und im Ernstfall helfen können."
Warum findet der Warntag mitten am Tag an einem Werktag statt?
Ziel von Bund und Ländern ist es, möglichst viele Menschen zu erreichen, insbesondere in ihrem Alltag. Damit unter realistischen Bedingungen für den Ernstfall geprobt werden kann. Deshalb findet der Warntag regulär jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September statt.
Was muss ich tun, wenn ich am bundesweiten Warntag eine Meldung auf dem Handy erhalte oder eine Sirene höre?
Beim bundesweiten Warntag werden über unterschiedliche Warnmittel Probewarnungen bzw. Testmeldungen verschickt. Bürgerinnen und Bürger müssen also nichts tun. Behörden bitten darum, nicht deshalb den Notruf anzurufen. Im vergangenen Jahr war das mehrfach vorgekommen.
Was bedeuten die Sirenentöne?
- Ein einminütiger an- und abschwellender Sirenenton zeigt eine große Gefahr an, zum Beispiel eine Sturmflut. Für weitere Informationen sollten Radio oder Fernsehen eingeschaltet werden. Manchmal gibt es auch Lautsprecherdurchsagen. Außerdem sollte man in geschlossenen Gebäuden bleiben, Fenster und Türen geschlossen halten und ggf. Passantinnen oder Passanten aufnehmen. Nur wer akut Hilfe braucht, sollte den Notruf wählen und die Leitungen nicht mit Rückfragen blockieren.
- Drei lange Sirenentöne hintereinander mit kurzen Pausen dazwischen alarmieren die Feuerwehr. Anwohnerinnen und Anwohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten, den Anweisungen der Einsatzkräfte folgen..
- Ein einminütiger, durchgängiger Ton bedeutet Entwarnung.
- Mit einem fünfzehnsekündigen Dauerton werden Sirenen technisch geprüft.
Weitere Informationen und die Sirenentöne zum Anhören gibt es beim Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern (LPKBK MV).
Was steht in einer Warnung, die per Cell Broadcast aufs Handy kommt?
Warnmeldungen über Cell Broadcast enthalten kurze Handlungsempfehlungen sowie einen Link zu einer Detailseite von warnung.bund.de, die die konkreten Warnmeldungen inklusive aller weiteren Informationen zur Warnung enthält.
Welche Voraussetzungen muss mein Smartphone erfüllen, um Cell Broadcast Meldungen zu empfangen?
Es muss allerdings bei Android-Betriebssystemen mindestens Version 11 installiert sein, bei Apple mindestens iOS 16.1 (ab iPhone 6s). Beide Betriebssysteme sind schon länger auf dem Markt, wer sein Telefon in diesem Jahr schon einmal aktualisiert hat, dürfte eine der kompatiblen Versionen haben. Das BBK listet auf seiner Internetseite auch alle Geräte auf, die grundsätzlich Cell Broadcast-Mitteilungen empfangen können. Damit die Benachrichtigung ankommt, darf das Handy außerdem nicht ausgeschaltet oder im Flugmodus sein.
Wie oft kam Cell Broadcast in Mecklenburg-Vorpommern bisher zum Einsatz?
Bei einem Brand mit austretenden Gasen in Friedland Anfang August 2023 wurde Cell Broadcast das erste Mal und bislang einzige Mal in Mecklenburg-Vorpommern regulär als Warnmittel eingesetzt. Innenminister Christian Pegel (SPD) rechnet mit weiteren Einsätzen: "Wir glauben, das ist ein ganz wichtiges ergänzendes Warnmittel. Es ist kein alternatives. Es geht nicht darum, Sirenen abzuschaffen. Wenn wir warnen wollen, brauchen wir möglichst viele Systeme, um hoffentlich am Ende möglichst 100 Prozent der Menschen mit der Warnung zu erreichen." Der erste flächendeckende Test des Systems in Deutschland fand beim zweiten bundesweiten Warntag im Dezember 2022 statt. Laut Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) wurden bei der Probenutzung etwa 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mittels Cell Broadcast erreicht. Gerade im Süden Deutschlands gab es Probleme mit dem neuen System. Mit den Erfahrungen dieser Probewarnung wurde die Technik weiter ausgebaut und ist seit Februar 2023 nun im Regelbetrieb.
Was steht in Warnmeldungen, die per App aufs Smartphone gesendet werden?
Mitteilungen von Warn-Apps wie NINA oder Katwarn enthalten in der Regel eine Beschreibung der jeweiligen Gefahr sowie konkrete Handlungsempfehlungen, z.B. Fenster und Türen geschlossen halten.
Was ist das Warnmittel "Nachbar"?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) weist in seinen aktuellen Flyern auf die Rolle von Nachbarn im Ernstfall hin. Sie werden darin teils sogar als eigenständiges Warnmittel bezeichnet. Es geht darum zu sensibilisieren, so Innenminister Christian Pegel (SPD): "Wir glauben, dass wir an das gute alte nachbarschaftliche Verhältnis nochmal erinnern müssen. Zu gut deutsch: Wenn die Sirene jault und ich weiß, dass etwa meine Nachbarin schwerhörig ist, dann breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, nochmal mächtig bei ihr zu klopfen und zu fragen, ob sie das mitgekriegt hat." Es gehe darum, die Menschen dazu zu bringen, im Ernstfall nach links und rechts zu gucken, so Pegel weiter.
Wie lief der vergangene Warntag 2022 eigentlich ab?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wertete den Warntag 2022 als einen Erfolg. Eine Umfrage in der Bevölkerung mit mehr als 800.000 Teilnehmenden habe gezeigt, dass rund 90 Prozent der Bevölkerung mit mindestens einem Warnmittel erreicht wurde. "90 Prozent sind keine 100 Prozent. Wir wollen natürlich so viele Menschen wie möglich erreichen, weil es bei Warnungen um Leben und Tod gehen kann, insofern ist das ausbaufähig und wir werden das weiter ausbauen. Trotzdem: 90 Prozent ist bereits ein sehr guter Wert", so Marianne Suntrup, Pressesprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK). Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, am Warntag eine Cell Broadcast Meldung erhalten zu haben. Gerade im Süden Deutschlands gab es Probleme mit dem neuen System. Cell Broadcast hatte im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund unzähliger klingelnder Handys zu einer längeren Unterbrechung im Landtag in Schwerin gesorgt. Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) bilanzierte nach dem Warntag 2022: "Mecklenburg-Vorpommern ist für den Notfall gewappnet."
Wem gebe ich eine Rückmeldung, ob ich und wenn ja, welche Warnmittel mich erreicht haben?
Um zu erfahren, ob das Warnsystem in Deutschland funktioniert, sind die Behörden auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung angewiesen. Dazu sind Bürger und Bürgerinnen aufgerufen, nach der Probewarnung an einer Online-Umfrage teilzunehmen: www.warntag-umfrage.de
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