Warnow-Klinik Bützow: Standort soll erhalten bleiben
Für die insolvente Warnow-Klinik in Bützow erwartet Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) bis spätestens Jahresende ein Sanierungskonzept. Erst dann könne das Land über mögliche finanzielle Hilfen entscheiden, sagte sie nach einer Sondersitzung des Sozialausschusses.
Drese erneuerte nach der Sitzung ihre Zusage: Alle 37 Krankenhaus-Standorte würde gebraucht - Bützow als kleinstes Krankenhaus gehöre dazu. Ein zukunftsträchtiges Rettungskonzept müsse allerdings mehr Kooperation mit umliegenden Kliniken ermöglichen, damit Operationen und Verlegungen besser koordiniert werden können. Jetzt sei die Insolvenzverwalterin Ulrike Hoge-Peters gefragt. Die zeigte sich nach der Sitzung zuversichtlich - in der Landespolitik seien "alle willens, die Klinik zu unterstützen". Die Gehälter seien bis Ende September über das Insolvenzausfall-Geld gesichert, dann soll es für mindestens noch drei Monate Reserven geben, hieß es am Rande des Ausschusses.
Opposition und Krankenhausgesellschaft fordern finanzielle Hilfen
Die CDU-Opposition dagegen fordert schnelle Zusagen von der Landesregierung. Gerade für kleine Kliniken in Not sei ein Rettungsschirm wichtig, um eine drohende Insolvenzwelle bei Kliniken nicht erst ins Rollen kommen zu lassen. Die CDU verwies darauf, dass das Land mit Millionen-Beträgen beispielsweise auch dem Krankenhaus Crivitz und anderen Häusern im Landkreis Ludwigslust-Parchim geholfen habe. Zuvor hatte die Krankenhaus-Gesellschaft MV bereits einen Rettungsschirm gefordert, um weitere Insolvenzen abzuwenden. Drese sagte, das Land sei schon größter Gläubiger und man habe in der Vergangenheit schon eine Menge investiert. Sie machte aber auch klar, dass das nicht das Ende vom Lied sein müsse.
Regulärer Betrieb in Bützow geht weiter
Unterdessen geht in der Warnow-Klinik Bützow der reguläre Betrieb weiter. "Alle, die sich hier um den Patienten sorgen und dafür sorgen, dass er gesund das Haus wieder verlässt, sind an Deck und machen ihren Job", betont der kaufmännische Leiter der Warnow-Klinik, Dr. Wolfgang Grimme. Die finanziellen Probleme der Klinik sind ihm zufolge strukturell bedingt: Die Ausgaben und Tariflöhne seien stark angestiegen, die Einnahmen hingegen nicht - und das, obwohl das Haus die Patientenzahl in den vergangenen Jahren erhöhen konnte. Dieses Problem müsse politisch behoben werden - und bis das geschehe, brauche es möglicherweise finanzielle Hilfen, so Grimme. Das bekräftigte auch Prof. Steffen Fleßa von der Universität Greifswald, Lehrstuhlinhaber Gesundheitsmanagement, bei NDR MV Live.
Vernetzung der Klinik verbessern
Neben dem Haupteigener der Klinik, der Rosko Med GmbH mit Sitz in Berlin und Brandenburg, hat auch die Stadt Bützow Anteile an der Klinik. Bützows Bürgermeister Christian Grüschow (parteilos) betonte, die Stadt stehe hinter dem Krankenhaus. Sie sei "der größte Arbeitgeber und ein wichtiger Faktor für andere Wirtschaftszweige wie Apotheken, Pflegeeinrichtungen und Physiotherapie". Genau dort sehen auch sowohl Grimme als auch Drese noch für die Zukunft noch mehr Potenzial: In Zukunft müsse die Klinik sich noch stärker mit anderen Einrichtungen und Krankenhäusern in der Region vernetzen.
Kritik an Geschäftsführung
Aus der SPD-Landtagsfraktion wurden zuletzt auch Zweifel an der Geschäftsführung in Bützow laut. Grimme war als CDU-Landrat im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) vor Jahren in einen Untreue-Skandal verwickelt. Es ging um eine Gehaltssteigerung für den damaligen Chef der regionalen Klinik, die Grimme als Aufsichtsratschef eigenmächtig im Alleingang durchsetzte. Im Frühjahr 2017 wurde er dafür nach einem Bericht des Hamburger Abendblatts zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Geschäftsführer Grimme erklärte, er habe vor fast 20 Jahren einen Fehler als Aufsichtsratschef gemacht, in der Sache aber richtig gehandelt. Er habe damals für eine angemessene Bezahlung des Klinik-Chefs gesorgt. Die Sache sei aber längst aus seinem Führungszeugnis gelöscht. Der 58-Jährige sieht sich ungerecht behandelt.