Tropisches Flair: Ingwer aus Peru wächst in Dümmer
Stefan Funke ist seit 40 Jahren leidenschaftlicher Gärtner. Auf der Suche nach etwas Neuem im Gewächshaus ist er auf Ingwer gestoßen. Das Küchengewürz wächst ursprünglich in den Tropen und Subtropen. Es wird vor allem in Indien, Nigeria und China angebaut.
In Mecklenburg-Vorpommern wird statistisch bislang nicht erhoben, wie viel und wo Ingwer wächst. Stefan Funke scheint in dieser Größenordnung bislang der einzige Gärtner zu sein, der hierzulande auf das scharfe Gewürz setzt. Aktuell ist Anzuchtzeit in der Gemeinde Dümmer, genauer gesagt im Ortsteil Parum (Landkreis Ludwigslust-Parchim). In einem großen Gewächshaus befinden sich vier Folientunnel nebeneinander und unter der Folie ragen kleine weiße Spitzen hervor. Es sind insgesamt rund 20.000 Ingwer-Rhizome, also kleine Ingwerwurzelstückchen, aus denen neue Pflanzen sprießen sollen.
Stefan Funke hebt vorsichtig die Folie an und schaut, wie sein Ingwernachwuchs gedeiht. "Man kann sich das als Kinderstube vorstellen. Da brauchen die Pflanzen noch nicht so viel Platz. Wie andere Lebewesen auch, müssen sie in ihrer Anfangszeit sehr stark gehegt und gepflegt werden und der Ingwer braucht jetzt in der Anfangszeit durchgängig 25 Grad Temperatur, damit er wirklich zu einer guten Jungpflanze heranwächst". Dabei hilft die Biogasanlage direkt nebenan.
Abwärme sorgt für tropische Temperaturen
Bei der Parumer Bioenergie GmbH und Co KG werden Abfälle aus der Lebensmittelindustrie zu Methangas vergoren. Dieses Gas wird gebraucht, um beispielsweise große Motoren und Generatoren anzutreiben, die Ökostrom erzeugen, erzählt Stefan Funke weiter. Dabei entsteht auch Abwärme. Und diese Wärme fließt über eine Leitung unterirdisch ins Gewächshaus.
"Wir bezeichnen das als Wärmemüll, weil es sonst keine andere Verwendung dafür gibt. Wir können es aber sehr gut nutzen und es sind nicht nur Kostenargumente, sondern auch ökologische Argumente, da es ja völlig absurd ist, Gas oder Öl zu verheizen, um etwas zu erwärmen, was gar keine Isolierung hat wie so ein Gewächshaus". Der Biogärtner beobachtet, dass sein Ingwer bei 25 Grad sehr gut wächst.
Gärtner hält an Ingwer fest
Ende April sind die angezogenen Ingwerpflanzen etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch. Dann werden sie in ein anderes Gewächshaus direkt in die Erde gebracht und wachsen dort weiter. Stefan Funke ist seit 40 Jahren Gärtner mit Leib und Seele. Auf der Suche nach etwas Neuem ist er auf das tropische Gewürz gekommen. Sein Ingwer stammt ursprünglich aus Peru.
"Der Ingwer aus Peru hat so einen leichten Zitrusduft. Das ist schon richtig ein Erlebnis für die Geruchssinne, wenn man in ein Ingwergewächshaus geht und ein paar Blätter berührt. Es ist so ein feiner Duft nach Ingwer und Zitrone" Im vierten Jahr baut Stefan Funke Ingwer an und hat damit bislang sehr gute Erfahrungen gemacht.
Seinen Worten nach ist das Gewürz pflegeleicht, wenn es ausreichend Wärme und Wasser erhält. Dann wächst es fast von allein. Im ersten Anbaujahr haben Mäuse unterirdisch die Ingwerknollen angefressen. Mittlerweile leben mehrere Katzen zwischen den Gewächshäusern.
Ernte beginnt im August
Ab August erntet Stefan Funke seinen Ingwer. Gemeinsam mit sechs Angestellten gräbt er die Knollen aus. Das Gewürz ist dann zwar genauso scharf im Geschmack wie die Pflanzen in den tropischen Herkunftsländern aber noch unausgereift. Dazu bräuchte der Ingwer eine Vegetationszeit von mindestens zwölf Monaten. Das ist aber wegen der künstlichen Wärmezufuhr zu aufwendig. Deshalb muss der Ingwer aus Dümmer möglichst schnell verarbeitet werden, da er sich nicht so lange lagern lässt. Im vergangenen Jahr kamen etwa sechs Tonnen Ingwer zusammen.
Die Knollen aus Dümmer werden nicht direkt ab Hof vermarktet, sondern vor allem an den norddeutschen Biogroßhandel und an einige Bioläden verkauft. Ingwer aus Dümmer wurde auch schon in Berlin und Brandenburg gesichtet. Mittlerweile sei die Nachfrage so groß, erzählt Stefan Funke, dass er eigentlich viel mehr Ingwer anbauen könnte. Das ist aber nicht geplant, noch nicht.
Regenwürmer lieben Ingwerblätter
Die erntereifen Ingwerpflanzen sind zwischen 1,50 und 1,70 Meter hoch. Die Blätter werden in der Biogärtnerei Funke geschreddert und als Mulchdünger zum Beispiel unter die Paprikapflanzen auf den Boden gestreut. "Die Regenwürmer lieben dieses Ingwerlaub. Das lockt sie richtig an. Regenwürmer sind ja sowieso die allerbesten Tiere und die produzieren wieder Nährstoffe und Stoffe, die die Pflanze widerstandsfähiger macht." Und so helfen die Regenwürmer auch bei einer erfolgreichen Paprikaernte in der Biogärtnerei.
Ingwergetränk in den Startlöchern
Stefan Funke selbst isst täglich Ingwer, morgens immer ein rohes Stückchen. Er mag das Gewürz auch im Tee. Gerade hat er mit einem Bioobstbauern der Region einen eigenen Apfel-Ingwer-Shot in Demeter-Qualität kreiert. Das Getränk soll noch in diesem Jahr erstmals vermarktet werden.