Stand: 12.10.2017 13:53 Uhr

Treppe an Kreidefelsen wird für immer abgebaut

Fast eine Million Besucher kommen jedes Jahr zum Königsstuhl, dem berühmten Kreidefelsen der Insel Rügen, um die spektakuläre Aussicht über die Ostsee zu genießen. Viele haben bisher auch die Gelegenheit genutzt, die Treppe am Königsstuhl hinabzusteigen. Das ist künftig nicht mehr möglich. Ein Stück des Hangs an der Treppe neben dem Wahrzeichen und beliebtesten Ausflugsziel der Insel gilt laut Umweltministerium als instabil und stark abbruchgefährdet, deshalb wird die Treppe abgebaut.

Natur als unkalkulierbares Risiko

Die Kreideküste ist ein aktives Kliff. Die Natur arbeitet jeden Tag an dem Gemisch aus Kreide, Lehm und Mergel - besonders stark in der nassen Jahreszeit. Wenn dieses Gemisch schwer wird, rutscht die Masse ins Meer. So haben sich die 400 Stufen Jahr für Jahr etwas mehr in Richtung Abgrund geneigt, die Treppe stand alle paar Jahre so schräg, dass sie erneuert werden musste. Dieses Jahr war es besonders nass - laut Behörden ein unkalkulierbares Risiko - aus Sicherheitsgründen muss die Treppe weg.

Treppe seit mehr als einem Jahr gesperrt

Der Abstieg ist bereits seit Mai vergangenen Jahres gesperrt. Damals war ein Baum auf die Holztreppe gestürzt. Ihr Abbau ist für das Ministerium wie auch für den Sassnitzer Stadtchef eine Frage der Sicherheit: Die Sassnitzer Feuerwehr musste in den vergangenen fünf Jahren im betroffenen Strandabschnitt bei 15 Einsätzen neun Menschen retten. Unter anderem waren zwei Jugendliche in das Massiv geklettert und mussten durch die Höhenrettung befreit werden. Der Strand ist an dieser Stelle zudem nur wenige Meter breit, so dass bei Sturm die Wellen unmittelbar auf den Hangfuß schlagen. Dies habe in den vergangenen Jahren immer wieder zu Hangausbrüchen geführt.

Keine Auswirkungen auf Tourismus befürchtet

Die Nationalparkverwaltung warnt seit vielen Jahren vor den Gefahren bei Strandwanderungen durch Abbrüche. Auswirkungen auf den Tourismus befürchtet zumindest die Stadt Sassnitz nicht. Urlauber könnten von Sassnitz bis zum Kieler Bach am Strand entlangwandern. Zudem gelange man auf dem Hochuferweg bis an den Königsstuhl, so ein Sprecher.

Rettung künftig vom Wasser aus

Mit der Treppe fällt zwar ein Weg für die Rettungskräfte weg. Aber die Seenotretter sind speziell ausgerüstet, mit Schlauchbooten kommen sie vom Wasser aus ganz nah an die Küste heran. Auch Hubschrauber werden bei Notfällen eingesetzt, damit etwa Sanitäter oder Ärzte dann schnell zum Verletzten kommen können. Die Einsätze, sagte eine Sprecherin des Nationalparks, werden jetzt vermutlich auch weniger - denn es kommt ja da so einfach keiner mehr hin, so schön es dort auch ist.

Behörden prüfen Alternativen

Um künftig dauerhaft sicher auf den Königsstuhl zu kommen, wird in den Behörden unter anderem über eine berührungsfreie Plattform nachgedacht. Verankert im massiven Gestein könnte die Plattform über dem Königsstuhl-Plateau schweben. Dazu werde eine Machbarkeitsstudie erstellt, man befinde sich aber noch in einer frühen Planungsphase, sagte Sassnitzs Bürgermeister Frank Kracht.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 12.10.2017 | 12:00 Uhr

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