Technische Probleme - Rostocker Elektrofähre außer Betrieb
Seit Oktober 2021 fährt auf der Rostocker Warnow eine Elektro-Solar-Fähre zwischen dem Stadthafen und dem Stadtteil Gehlsdorf. Davor war dort 23 Jahre lang eine Diesel-Fähre im Einsatz. Doch es hapert an der Zuverlässigkeit - immer wieder fällt die umweltfreundliche Fähre aus - auch derzeit wieder.
Ursache dafür sind mehrere Probleme. Ein Knackpunkt sollen die zwei Anlegestellen sein, wo die Fähre mithilfe zweier Magneten festmachen soll. Die Stahlplatten am Anleger waren zunächst nicht magnetisch genug, so dass sich die Fähre bei etwas mehr Wind oder Wellengang immer wieder losriss, wie es hieß. Deshalb wurden dickere Stahlplatten angebracht.
Betreiber Rostocker Straßenbahn spricht von "normalen Kinderkrankheiten"
Zusätzlich gab es Probleme mit dem Landstromanschluss, am Fahrhebel musste ein Software-Update durchgeführt werden, die Tür vom Fahrerstand klemmte, auch Kühlwasserschläuche und Lampen mussten ausgetauscht werden. Die Rostocker Straßenbahn (RSAG), die die Fähre betreibt, spricht von "normalen Kinderkrankheiten", die ein neues Produkt nun mal mit sich bringe. Zeitweise waren auch die Kapitäne krank, so dass es immer wieder zu Ausfällen gekommen sei.
Defektes Teil erst in einem Monat lieferbar
Seit dem Jahreswechsel steht die Fähre erneut ungenutzt in Gehlsdorf still - diesmal wegen der Magneten an Bord der Fußgänger-Fähre. Beim Anlegen wurde offenbar einer der zwei Magneten so stark beschädigt, dass er nun ausgewechselt werden muss. Ein Sprecher des Herstellers Ostseestaal aus Stralsund erklärte auf NDR Anfrage, dass ein neuer Magnet bestellt sei. Bis zur Lieferung dauere es aber etwa einen Monat. Der Wechsel des Magneten, der in etwa so groß ist wie ein Autorad, solle dann innerhalb eines Tages erledigt sein. Pendler müssen also wohl noch bis Februar statt der acht Minuten langen Überfahrt einen mehr als 30-minütigen Umweg mit Bus und Bahn in Kauf nehmen.
Batteriekapazität reicht im Herbst und Winter nicht aus
Im bisherigen Fährbetrieb wurde zudem deutlich, dass es immer wieder Probleme mit der Batteriekapazität gibt, die gerade für die kalte, dunkle Jahreszeit nicht ausreichend sein soll. So kam es in den vergangenen Wochen in den Abendstunden immer wieder zu Ausfällen, weil nicht genug Energie zur Verfügung stand. Um dieses Problem zu lösen, sollen laut Ostseestaal im Frühjahr zwei weitere Batterien eingebaut werden. Die Leistung soll dann etwa zehn Prozent größer sein und damit ausreichend, um die Überfahrten planmäßig durchführen zu können.
Fähre für 80 Personen und 15 Fahrräder
Die 1,7 Millionen Euro teure Fähre kann nach RSAG-Anagben bis zu 80 Personen und 15 Fahrräder befördern. Den Antriebsstrom für die zwei 45-kW-Ruderpropeller liefern Batterien, die von 36 auf dem Dach des Schiffes installierten Solarmodulen geladen werden. Der knapp 20 Meter lange und 6,60 Meter breite Katamaran erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 14 Stundenkilometern. Durch den Einsatz der umweltschonenden Elektro-Solar-Personenfähre sollen früheren Angaben zufolge bis zu 36.000 Liter Diesel pro Jahr eingespart werden. Für die neuen Anlegestellen wurden 2,2 Millionen Euro investiert.