Tag der Organspende: Zu wenig Organspenden in MV
Es geht um Leben oder Tod: Fast 200 Patienten in Mecklenburg-Vorpommern warten auf ein Ersatzorgan, weil ihr eigenes Herz, ihre Lunge oder ihre Niere nicht mehr funktionieren. Aber es gibt viel zu wenig Spender. Medizinstudierende in Rostock wollen aufklären und Ängste nehmen.
Die Lage in Deutschland ist vertrackt: Bei Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung versicherten acht von zehn Befragten, dass sie Organspenden prinzipiell positiv gegenüberstehen. Wenn es aber ernst wird, wenn einem Toten Organe entnommen werden sollen, gibt es nur in 15 Prozent der Fälle eine schriftliche Einverständniserklärung. Medizinstudierende aus Rostock haben sich jetzt gemeinsam mit Dr. Ronald Siems, dem Transplantationsbeauftragten der Uniklinik, zusammengetan, um die Öffentlichkeit aufzuklären.
Organspende: Entscheidung mit weitreichenden Folgen
Das Team aus 15 angehenden Ärztinnen und Ärzten plant unter anderem Vorträge und Workshops sowie Infoprojekte an Schulen - eine Initiative der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland. Die Rostocker Studentin Linda Reichardt erklärt: "Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende kann weitreichende Folgen haben. Deswegen wollen wir die Bevölkerung anregen, sich kritisch damit auseinanderzusetzen." Der Transplantationsbeauftragte Siems unterstützt sie. Er versteht sich als Anwalt der Spender und wacht an der Uniklinik darüber, dass alles korrekt und würdig vonstatten geht, ist bei Organentnahmen sogar selbst anwesend. Er betont: "Es ist einfach, sich zu Lebzeiten dafür oder dagegen zu entscheiden. Wenn man das aber nicht tut, müssen die Angehörigen diese Frage beantworten - in einer schwierigen Situation, in einem der unglücklichsten Momente für die Familien."
Patientenverfügung: Ohne Intensivmedizin keine Transplantation
Nicht nur die Tatsache, dass die meisten Menschen nie einen Organspendeausweis ausfüllen, bereitet ihm in seiner täglichen Arbeit Probleme. Hinzu komme, dass manche zwar spenden würden, in ihrer Patientenverfügung aber jeglichen Einsatz von Intensivmedizin ablehnen. Das wiederum mache eine Transplantation unmöglich. Dr. Siems erklärt immer und immer wieder: "Der Körper muss leben, auch wenn das Hirn unwiderruflich geschädigt ist." Ansonsten wären die Organe nicht mehr brauchbar. Die Sorge vieler, dass das zu Entnahmen führen könnte, obwohl der Patient noch Überlebenschancen gehabt hätte, sei unbegründet. Er versichert: "Der Hirntod wird von zwei vollkommen unabhängigen, erfahrenen Medizinern festgestellt, die auch nichts mit der möglichen Transplantation zu tun haben."
Organspendeausweis: Formulare im Netz, beim Arzt oder Apotheker
Wer sich dafür entscheidet, einen Organspendeausweis auszufüllen, der kann entsprechende Formulare im Internet herunterladen, beim Arzt oder in der Apotheke besorgen - unabhängig, ob er sich für oder gegen die Spende entscheidet.