Schopf-Tintling: Pilz des Jahres sprießt gerade in MV
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Schopf-Tintling zum Pilz des Jahres ernannt. Er fühlt sich in Böden mit hohem Nährstoffgehalt wohl und bildet Tinte, mit der auch Gemälde kreiert werden.
In den vergangenen Tagen hat es immer wieder geregnet, optimale Bedingungen für Pilze, um zu wachsen. Und so sind die Schopf-Tintlinge mit ihren weißen, walzenförmigen Hüten und geraden weißen Stielen bereits aus dem Auto zu erkennen. Sie wachsen gerade zum Beispiel auf einer Wiese kurz vor Börzow im Landkreis Nordwestmecklenburg. Hier hat sie Phillip Buchfink während einer Dienstfahrt entdeckt.
Schopf-Tintling liebt nährstoffreiche Böden
Der 30-Jährige sammelt Pilze leidenschaftlich gern. "Der Schopf-Tintling wächst überall, in Gärten, auf Wiesen, an Straßenrändern, auch im Wald. Er mag vor allem nährstoffreiche Bereiche." Auf dieser Wiese liegen überall Kuhfladen, ein Indiz dafür. Die meisten Pilzarten verschwinden aus der Landschaft, wenn im Boden zu hohe Nährstoffwerte sind. Der Schopf-Tintling wird davon magisch angezogen. "Man sieht ihn auch oftmals dort, wo viel Kraut steht, Brennnesseln oder Brombeeren zum Beispiel. Das sind Anzeiger für viele Nährstoffe und da fühlt sich der Schopf-Tintling richtig wohl." Genau dort entdeckt ihn auch Phillip Buchfink oft.
Pilz ist ein Fleischfresser
Der Schopf-Tintling ist ein sogenannter Zersetzerpilz. Er lebt also nicht in Symbiose mit einer bestimmten Baumart, sondern er hilft der Natur - bildet Humus, indem er totes Pflanzenmaterial zersetzt. Der Pilz hat noch eine andere besondere Fähigkeit. Er verwertet auch kleinste Fadenwürmer, die im Boden leben, weiß Phillip Buchfink. "Der Pilz bildet unterirdisch kleine Organe an den Myzelien aus, die diese Fadenwürmer fangen, die können sich dann nicht mehr befreien, werden gelähmt und über Tage zersetzt. So überlebt der Pilz." Für Menschen, die den Schopf-Tintling essen, ist dieses Prozedere unbedenklich.
Schopf-Tintling ist ein beliebter Speisepilz
Der Schopf-Tintling kommt in der Landschaft häufig vor. Pilzkenner sammeln ihn gern. Ist der Schopf-Tintling jung und noch komplett weiß, ist er sehr schmackhaft. Er riecht und schmeckt ähnlich wie Spargel und wird deshalb umgangssprachlich auch Spargelpilz genannt. Auch Phillip Buchfink bereitet ihn gern zu. "Ich bereite ihn einzeln zu, durchmische ihn nicht mit anderen Pilzarten. Ich brate ihn mit viel Butter, lasse ihn schön braun werden. Er hat zwar eine etwas weiche Konsistenz, aber der Geschmack ist einfach super." Verfärbt sich der Schopf-Tintling am Hut rosa, ist er nicht mehr genießbar. Ein paar Tage später zerläuft er regelrecht zu einer schwarzen tintenähnlichen Masse.
Gemälde aus Pilztinte
Der Schopf-Tintling gehört in die Gruppe der Tintlinge. Schon vor Jahrhunderten haben Menschen Tinte aus dem Pilz gewonnen und damit geschrieben. Noch heute werden in historischen Schriftstücken dessen Sporen nachgewiesen. Und gerade breitet sich ein neuer Trend aus. "Viele Leute stellen sich daraus Tinte her und zeichnen daraus Gemälde, machen spannende Sachen damit." Phillip Buchfink fotografiert den Pilz sehr gern mit seiner hochauflösenden Kamera.
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Der Schopf-Tintling ist innerhalb seiner Gattung der einzige Speisepilz. Viele Sammler lassen ihn stehen, weil sie Angst haben, ihn zu verwechseln, etwa mit dem Specht-Tintling und dem grauen Falten-Tintling. Phillip Buchfink ist seit drei Jahren Pilzsachverständiger und kennt die Unterschiede. "Der Falten-Tintling ist in Kombination mit Alkohol giftig und der Specht-Tintling ist einfach ungenießbar. Wer sich nicht sicher ist, sollte zum Pilzberater gehen, bevor etwas schief geht." Das ist zum Beispiel an diesem Wochenende bei der Landes-Pilzausstellung im Botanischen Garten Rostock möglich. In der Natur kann der Schopf-Tintling noch bis in den November hinein entdeckt werden.