Der Schopf-Tintling © Franziska Drewes

Schopf-Tintling: Pilz des Jahres sprießt gerade in MV

Stand: 28.09.2024 06:13 Uhr

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Schopf-Tintling zum Pilz des Jahres ernannt. Sie möchte damit aufzeigen, wie vielfältig die heimische Pilzwelt ist und welche wichtige Rolle sie in der Natur spielt.

In den vergangenen Tagen hat es immer wieder geregnet, optimale Bedingungen, um zu wachsen. Und so sind die Schopf-Tintlinge mit ihren weißen, walzenförmigen Hüten und geraden weißen Stielen bereits aus dem Auto zu erkennen. Sie wachsen gerade zum Beispiel auf einer Wiese kurz vor Börzow im Landkreis Nordwestmecklenburg. Hier hat sie Phillip Buchfink während einer Dienstfahrt entdeckt.

Schopf-Tintling liebt nährstoffreiche Böden

Der 30-Jährige sammelt Pilze leidenschaftlich gern. "Der Schopf-Tintling wächst überall, in Gärten, auf Wiesen, an Straßenrändern, auch im Wald. Er mag vor allem nährstoffreiche Bereiche." Auf dieser Wiese liegen überall Kuhfladen, ein Indiz dafür. Die meisten Pilzarten verschwinden aus der Landschaft, wenn im Boden zu hohe Nährstoffwerte sind. Der Schopf-Tintling wird davon magisch angezogen. "Man sieht ihn auch oftmals dort, wo viel Kraut steht, Brennnesseln oder Brombeeren zum Beispiel. Das sind Anzeiger für viele Nährstoffe und da fühlt sich der Schopf-Tintling richtig wohl." Genau dort entdeckt ihn auch Phillip Buchfink oft.

Pilz ist ein Fleischfresser

Der Schopf-Tintling ist ein sogenannter Zersetzerpilz. Er lebt also nicht in Symbiose mit einer bestimmten Baumart, sondern er hilft der Natur - bildet Humus, indem er totes Pflanzenmaterial zersetzt. Der Pilz hat noch eine andere besondere Fähigkeit. Er verwertet auch kleinste Fadenwürmer, die im Boden leben, weiß Phillip Buchfink. "Der Pilz bildet unterirdisch kleine Organe an den Myzelien aus, die diese Fadenwürmer fangen, die können sich dann nicht mehr befreien, werden gelähmt und über Tage zersetzt. So überlebt der Pilz." Für Menschen, die den Schopf-Tintling essen, ist dieses Prozedere unbedenklich.

Schopf-Tintling ist ein beliebter Speisepilz

Der Schopf-Tintling kommt in der Landschaft häufig vor. Pilzkenner sammeln ihn gern. Ist der Schopf-Tintling jung und noch komplett weiß, ist er sehr schmackhaft. Er riecht und schmeckt ähnlich wie Spargel und wird deshalb umgangssprachlich auch Spargelpilz genannt. Auch Phillip Buchfink bereitet ihn gern zu. "Ich bereite ihn einzeln zu, durchmische ihn nicht mit anderen Pilzarten. Ich brate ihn mit viel Butter, lasse ihn schön braun werden. Er hat zwar eine etwas weiche Konsistenz, aber der Geschmack ist einfach super." Verfärbt sich der Schopf-Tintling am Hut rosa, ist er nicht mehr genießbar. Ein paar Tage später zerläuft er regelrecht zu einer schwarzen tintenähnlichen Masse.

Gemälde aus Pilztinte 

Phillip Buchfink © Franziska Drewes
Phillip Buchfink

Der Schopf-Tintling gehört in die Gruppe der Tintlinge. Schon vor Jahrhunderten haben Menschen Tinte aus dem Pilz gewonnen und damit geschrieben. Noch heute werden in historischen Schriftstücken dessen Sporen nachgewiesen. Und gerade breitet sich ein neuer Trend aus. "Viele Leute stellen sich daraus Tinte her und zeichnen daraus Gemälde, machen spannende Sachen damit." Phillip Buchfink fotografiert den Pilz sehr gern mit seiner hochauflösenden Kamera.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Der Schopf-Tintling ist innerhalb seiner Gattung der einzige Speisepilz. Viele Sammler lassen ihn stehen, weil sie Angst haben, ihn zu verwechseln, etwa mit dem Specht-Tintling und dem grauen Falten-Tintling. Phillip Buchfink ist seit drei Jahren Pilzsachverständiger und kennt die Unterschiede. "Der Falten-Tintling ist in Kombination mit Alkohol giftig und der Specht-Tintling ist einfach ungenießbar. Wer sich nicht sicher ist, sollte zum Pilzberater gehen, bevor etwas schief geht." Das ist zum Beispiel an diesem Wochenende bei der Landes-Pilzausstellung im Botanischen Garten Rostock möglich. In der Natur kann der Schopf-Tintling noch bis in den November hinein entdeckt werden.

Weitere Informationen
Zwei Steinpilze wachsen auf dem Waldboden. © colourbox Foto: romvo

Pilzberatung im Botanischen Garten Rostock hat begonnnen

Pilzfreunde können Vergiftungen vermeiden. Im Botanischen Garten Rostock werfen Fachleute einen Blick in die Körbe. mehr

Jemand legt einen Pilz in einen Korb. © Colourbox Foto: Dmitry Travnikov

Pilze sammeln und essbare Arten bestimmen

Jetzt im Herbst haben Wildpilze Saison. Welche Pilzarten sind essbar? Wie kann man Pilze bestimmen? Tipps und Rezepte. mehr

Gebratene Tomaten und Champignons auf einem Teller auf einem Holzbrett © NDR Foto: Claudia Timmann

Pilzgerichte: Einfache und leckere Rezepte

Ob gebraten, gegrillt oder in leckeren Soßen: Pilze lassen sich vielseitig zubereiten. Rezepte und Ideen zum Nachkochen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.09.2024 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das LNG-Terminal Mukran von See aus. © dpa-Bildfunk Foto: Stefan Sauer/dpa-Bildfunk

Gasmangellage beendet: Was passiert mit dem LNG-Terminal?

Der Bund spricht von "wichtiger Resilienzfunktion". Gegner fordern den Rückbau des Terminals auf Rügen. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern