Nach Brandanschlag auf queere Bar: 1.500 Rostocker zeigen Solidarität
Nach dem Brandanschlag auf die queere Bar "b sieben" haben am Montagabend rund 1.500 Demonstranten in Rostock Solidarität mit der Szene gezeigt. Politiker und Vereine forderten unterdessen eine gründliche Aufklärung des Falls.
Etwa 1.500 Menschen sind nach Angaben der Polizei am Montagabend aus Solidarität mit der queeren Szene in Rostock auf die Straße gegangen. Anlass war ein Anschlag auf die Bar "b sieben", bei dem am Sonntagmorgen vermutlich ein Brandsatz durch ein Fenster geworfen wurde, der ein Feuer auslöste. Verletzt wurde dabei niemand.
Oberbürgermeisterin warnt vor Stimmungswechsel
Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) warnte vor einem Stimmungswechsel und zunehmenden Anfeindungen gegen queer lebende Menschen. Wenn ein Treffpunkt wie die Bar "b sieben" schon zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit Ziel eines Brandanschlages werde, dann sorge das für enorme Unsicherheit und für Ängste nicht nur in der Queer-Community. "Diese Brandanschläge sind auch ein wenig der Gipfel in einer Reihe von sich fortsetzenden Diskriminierungen", so Kröger.
Bar-Inhaber: Verrohung der Gesellschaft
Der Inhaber der Bar, Andreas Szabó, bezeichnete den Anschlag als einen Beleg für die Verrohung der Gesellschaft. Der Angriff sei ein Versuch, die Errungenschaften zu zerstören, für die so lange gekämpft wurde, so Szabó. Queerfeindliche Straftaten würden in Mecklenburg-Vorpommern generell zunehmen, kritisierte Franko Wegner, Vorstandsmitglied im Rostocker CSD-Verein, der sich für die Rechte von queeren Menschen einsetzt. Der CDU-Landesparteichef Daniel Peters verurteilte den Übergriff ebenfalls scharf. Er hoffe, dass der Täter bald gefasst wird und sich verantworten muss. Ole Krüger, Vorsitzender der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern, forderte eine konsequente Aufklärung der Straftat.
Feuer richtete Schaden von 100.000 Euro an
Zeugen hatten beobachtet, wie ein Mann am frühen Sonntagmorgen einen Gegenstand durch ein Fenster der Bar warf. Anschließend brach das Feuer aus. Das Haus musste evakuiert werden. Die Anwohner konnten inzwischen in ihre Wohnungen zurückkehren. Es ist bereits der zweite Brandanschlag auf das "b sieben" innerhalb von acht Wochen. Das Feuer hat einen Schaden von rund 100.000 Euro angerichtet, die Einrichtung ist weitestgehend zerstört. Die Polizei ermittelt inzwischen. Ob der Anschlag tatsächlich queerfeindlich war, ist laut Staatsanwaltschaft noch unklar.
Auch die Bundespolitik ist bereits auf den Vorfall aufmerksam geworden. Die SPD-Vorsitzende, Saskia Esken, zeigte sich auf Instagram erschüttert. Sie sprach von einem feigen Anschlag auf freies, offenes und vielfältiges Leben in Deutschland.
Für Tom Lüth, Vorstandsmitglied im Rostock Präventions- und Beratungsverein rat+tat, steckt hinter den Anschlägen ein Muster. "Es ist der zweite Anschlag in kurzer Zeit. Aus unserer Sicht kann das kein Zufall mehr sein. Unsere Vermutung ist, dass das von Menschen ausgeht, die unsere Lebensweise hier nicht haben wollen. Seit Jahren erleben wir im Internet, dass der Hass gegen die queere Community zunimmt und die Hemmschwelle sinkt." Noch sind die genauen Hintergründe und auch das Motiv der Tatunklar. Darauf verweist auch Rostocks Oberbürgermeisterin, Eva-Maria Kröger (Linke). Sie betont aber, dass Rostock sich konsequent gegen Queerfeindlichkeit stellen wird.