Ein Blaulicht leuchtet auf einem Polizeiauto. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Rassismus und Gewalt überschatten EM-Auftakt in Warnemünde

Stand: 15.06.2024 12:11 Uhr

Rassistische und verfassungswidrige Parolen haben nach dem EM-Auftaktspiel einen Großeinsatz der Polizei in Rostock-Warnemünde ausgelöst. Dabei kam es auch zu Angriffen auf Polizisten.

Am Ende war die Polizei mit einem Großaufgebot am Bahnhof in Warnemünde im Einsatz. Am Freitagabend sollen dort mehrere Personen lautstark volksverhetzende Parolen von sich gegeben und sowohl den Polizeibeamten als auch Zivilpersonen mit Gewalt gedroht haben.

Platzverweis und Anzeigen

Als erstes wurde die Polizei nach eigenen Angaben von einer Zeugin darüber informiert, dass drei Männer auf dem Bahnhofsvorplatz in Warnemünde die volksverhetzende Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" brüllten. Laut Polizei gab die Frau den Beamten auch an, dass einer der Täter zuvor einem 35-Jährigen mit Schlägen gedroht haben soll. Die Polizisten nahmen die Personalien der drei Deutschen im Alter von 22 und 26 Jahren auf und verwiesen sie des Platzes. Außerdem wurden Strafanzeigen gegen die Männer gestellt und Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Aggressives Auftreten gegenüber Polizeibeamten

Etwa zur gleichen Zeit soll eine 15-jährige Deutsche dieselbe Parole auf dem Bahnhof herumgebrüllt haben. Als Beamte die Jugendliche ansprachen, sei ihr 54-jähriger Vater aus einer insgesamt fünfköpfigen Gruppe heraus hinzugekommen. Er habe unter Androhung von Gewalt die Feststellung der Identität seiner Tochter verhindern wollen. Ein weiterer, 26-jähriger Deutscher spielte die Äußerungen des Mädchens herunter, hob mehrfach den Arm zum verfassungswidrigen Hitlergruß und soll dabei laut "Heil Hitler" gerufen haben. Eigenen Angaben nach habe er so herausstellen wollen, was seiner Ansicht nach Volksverhetzung sei und was nicht. Die Beamten unterbrachen die Maßnahmen und forderten Verstärkung an.

Angreifer wollte Schusswaffe greifen

Nachdem zusätzliche Beamte eingetroffen waren, untersagten sie dem Zugführer der am Gleis stehenden S-Bahn die Abfahrt und betraten die Bahn, um die Identitäten der Täter aufzunehmen. Daraufhin sollen mehrere Personen die Polizisten angegriffen und versucht haben, einem Beamten "mit massiver körperlicher Kraft" die Schusswaffe aus dem Holster zu entreißen, erfolglos. Danach verließen eigenen Angaben zufolge die Polizisten die Bahn, ließen die Türen verschließen - um ein Entkommen der Verdächtigen zu verhindern - und forderten weitere Kräfte an. Nachdem diese dann angekommen waren, stellten sie die Identitäten der Gruppe fest.

Keine Verletzten, zahlreiche Anzeigen

Währenddessen soll die 15-jährige Verdächtige angefangen haben zu hyperventilieren. Ein Rettungswagen wurde hinzugerufen, um sie zu betreuen. Nach Abschluss der Maßnahmen wurden alle Verdächtigen vor Ort entlassen. Sie müssen sich teils wegen des Verdachts der Volksverhetzung, teils wegen des tätlichen Angriffs auf Polizeikräfte verantworten. Durch den Einsatz kam es zu einer 41-minütigen Verspätung der S-Bahn aus Warnemünde in Richtung Rostock.

Weitere Informationen
Ein Platz hinter einem Mehrfamilienhaus mit zwei Bänken - hier wurden zwei ghanaische Kinder und ihr Vater angegriffen. © Screenshot

Grevesmühlen: Staatsschutz ermittelt zu rassistischer Attacke auf zwei Mädchen

Nach dem Angriff auf zwei Mädchen ghanaischer Abstammung hat die Polizei im Internet ein Hinweisportal für Zeugen freigeschaltet. mehr

Der Ploggenseering in Grevesmühlen © NDR Screenshots

Rassistischer Angriff: Psychologe vermutet "gewisse Entmenschlichung"

In der Politik wird nach der Attacke auf zwei Mädchen in Grevesmühlen auch über eine Mitverantwortung der AfD debattiert. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 15.06.2024 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rostock

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Polizist geht über den gesperrten Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © dpa Foto: Sebastian Kahnert

Mutmaßlicher Täter von Magdeburg drohte in MV mit "Ereignissen"

Taleb A. lebte von 2011 bis 2016 in Stralsund. In einem Streit mit der Ärztekammer sprach der heute 50-Jährige damals schwere Drohungen aus. mehr