Neues taktisches Hauptquartier für NATO wird in Rostock eingeweiht
Von Rostock aus sollen künftig die Marineaktivitäten der NATO auf der Ostsee koordiniert werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eröffnet am Montag das neue regionale Hauptquartier.
Der neue NATO-Standort CTF Baltic (Commander Task Force Baltic) auf dem Gelände der Hanse-Kaserne wird von der deutschen Marine geführt, aber multinational besetzt. Im Bündnis stellt Deutschland die größte Marine in der Ostsee und hat nach Angaben des Ministeriums zum 1. Oktober eine regionale Führungsrolle übernommen. Damit trage die Deutsche Marine in noch höherem Maße als zuvor Verantwortung in der Ostseeregion, hieß es im Vorfeld seitens des Verteidigungsministeriums.
Marineaktivitäten koordinieren
Das Hauptquartier in Rostock hat unter anderem die Aufgaben, fortlaufend ein maritimes Lagebild zu erstellen und Marineaktivitäten der Verbündeten in dem Seegebiet zu koordinieren. Das CTF Baltic wird nach Angaben des Ministeriums durch einen deutschen Admiral geführt. Die Position seines Stellvertreters werde zunächst mit einem polnischen Admiral besetzt, die des Chefs des Stabes mit einem schwedischen Stabsoffizier.
Posten für Soldaten aus elf weiteren Ländern
Neben Deutschland sind noch elf weitere Nationen personell an CTF Baltic beteiligt, aus denen Soldatinnen und Soldaten 60 multinationale Dienstposten übernehmen können, so das Ministerium. Insgesamt werden in Friedenszeiten im CTF Baltic 180 Stellen besetzt. Im Krisen- und Konfliktfall kann der Stab auf bis zu 240 Dienstposten aufgestockt werden.
Ostsee ist wichtige Versorgungsroute
Die Ostsee ist für die NATO eine wichtige Versorgungsroute und für Anrainer unter den Verbündeten von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung. Das Verteidigungsbündnis beobachtet dort eine systematische Ausspähung der Infrastruktur durch Russland, das mit der Enklave Kaliningrad sowie dem Küstenabschnitt bei St. Petersburg zu den Ostsee-Staaten gehört. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat Befürchtungen vor einer möglichen Aggression Russlands verstärkt.
Friedensbündnis ruft zur Demonstration auf
Gegen die Einrichtung in Rostock gibt es auch Protest. Das Rostocker Friedensbündnis hatte zu einer Kundgebung aufgerufen. Nahe der Kaserneneinfahrt in der Tschaikowskistraße stellten die Demonstranten am Vormittag Plakate auf, auf denen der Stopp von Waffenlieferungen gefordert wird. Auch Banner des Bündnis Sahra Wagenknecht waren zu sehen.
Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) sieht das regionale Hauptquartier mit gemischten Gefühlen. Einerseits schaffe die Marine in der Region wichtige Arbeitsplätze. Andererseits löse es bei manchen Menschen Ängste aus, wenn Rostock zum möglichen militärischen Angriffsziel wird.