Neuer Bürgerbeauftragter Frenzel will "verlorenes Vertrauen" zurückgewinnen
Der neue Bürgerbeauftragte Frenzel will Politik und Verwaltung bei Fehlern auf die Finger klopfen. Der 61-Jährige meint, seine Arbeit und die seines Teams könne dazu beitragen, verlorengegangenes Vertrauen bei den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern zurückzugewinnen.
Er ist der Neue: Christian Frenzel (SPD) übernimmt am 1. März das Amt der Bürgerbeauftragten. Er folgt auf Mathias Crone, der nach zwölf Jahren in den Ruhestand geht. Wie Crone ist auch Frenzel groß, schlank, fast hager. Beide sind Juristen, leben in Schwerin. Frenzels Markenzeichen ist die randlose Brille, er verzichtet gerne auf die Krawatte. Zwei Leidenschaften hat der 61-Jährige: Hansa Rostock und Faustball. Eine Sportart, die er auch als Präsident des Landesturnverbandes schätzt. "Das ist ein Ausgleich. Selbst Sport zu treiben, sich auszupowern ist einfach schön."
Seit 1990 in Mecklenburg-Vorpommern
Dinge, die er macht, will Frenzel mit Freude machen. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner kam 1990 als junger Jurist ins Land. Er arbeitete in Rostock in der Kanzlei von Peter Schulz, Ex-Bürgermeister in Hamburg und geborener Rostocker. "Turbulent" und "lehrreich" sei es damals in der Nachwende-Zeit gewesen, meint Frenzel rückblickend. Ein Thema: Für die Beschäftigten den Übergang in die Marktwirtschaft abzufedern. Frenzel blieb, er lernte seine Frau hier kennen, sein Enkelsohn wurde vor zehn Monaten in Güstrow geboren.
Wie geschaffen für das Amt
Das SPD-Mitglied - Frenzel trat mit 16 in die Partei ein - wechselte schnell zwischen Justiz und Politik. Er wurde Mitte 2013 Abteilungsleiter für die "Erneuerbaren Energien" im neuen Energieministerium von Volker Schlotmann (SPD). Damals brauchte die Windkraft neuen Schub, Frenzel aber blieb nicht lange. Er wurde ab Januar 2014 an anderer Stelle im Politikbetrieb gebraucht, dieses Mal in einer Spitzenposition: Als Chef der Staatskanzlei sollte er die Politik des damaligen SPD-Ministerpräsidenten Erwin Sellering managen.
Der Ex-Chef hält noch heute große Stücke auf seinen Genossen und Juristen-Kollegen Frenzel. Das Amt des Bürgerbeauftragten sei diesem auf den Leib geschnitten: "Er kann wirklich zuhören, er gibt den Menschen das berechtigte Gefühl, dass das, was sie sagen, bei ihm gut aufgehoben ist." Auch wenn Frenzel seit 45 Jahren SPD-Mitglied ist, werde er vor den Regierenden und der Verwaltung nicht klein beigeben, ist sich Sellering sicher: "Er ist kein Parteisoldat, er arbeitet nicht zum Fenster hinaus, um anderen zu gefallen. Bei ihm ist es immer ganz ernsthaft".
Eigenständige Gedanken, Entscheidungen und Vorschläge
Vielleicht hat ihn die professionelle Distanz zur eigenen Partei am Ende den Job gekostet. Im Januar 2018 verließ Frenzel die Staatskanzlei, die neue Hausherrin, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wollte offenbar nicht mehr mit ihm weitermachen, er wechselte ans Oberlandesgericht Rostock. Frenzel weiß, dass es wegen seiner langen Nähe zur Regierungspolitik auch um eine Frage der Unabhängigkeit in seinem Amt geht: "Ich muss jetzt beweisen, dass ich nicht irgendwie jemand bin, der auf diese Position geschoben worden ist. Ich habe immer gezeigt, dass ich selbstständig bin, dass ich eigenständig denke, entscheide und Vorschläge unterbreite. Ich möchte mich darum kümmern, was die Menschen umtreibt."
Und das sei einiges, er wolle verlorengegangenes Vertrauen in die Politik und Verwaltung zurückgewinnen, sagt Frenzel: "Ich nehme kein Blatt vor den Mund". Er sei sich sicher, dass die Kommunen, Landkreise und die Landesregierung "aufmerksam zuhören" werden, wenn er sich mit Problemen an sie wende. Los geht es am 6. März. Dann lädt Frenzel zur ersten Bürgersprechstunde nach Demmin, es folgen Parchim und Bergen. Der Neue will schnell Anwalt der Bürger in Mecklenburg-Vorpommern werden - sechs Jahre hat er dafür Zeit.