Mittelstand in Vorpommern sieht sich wegen Energiepreisbremse in Gefahr

Stand: 29.11.2022 17:52 Uhr

Die Wirtschaft im Osten Mecklenburg-Vorpommerns sieht sich angesichts der hohen Energiekosten in ihrer Existenz gefährdet. Das geht aus einer IHK-Umfrage hervor. Die Betriebe fordern weitere Maßnahmen - unter anderem einen Verzicht des geplanten Embargos von russischem Erdöl.

"Die vom Bundestag beschlossene Soforthilfe für Gas- und Wärmekunden reicht bei weitem nicht aus, um die mittelständisch geprägte Wirtschaft in der Region substantiell zu entlasten", sagte Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Neubrandenburg am Dienstag. Eine Blitzumfrage unter rund 200 Unternehmen der Region habe ergeben, dass ein Drittel der Betriebe eine Soforthilfe erhalte. "Nach wie vor herrscht Alarmstufe Rot in der Mehrzahl der Betriebe", so Haasch.

Brauerei auf Rügen: Werden trotz hohen Energiebedarfs wie Haushaltskunden behandelt

So sieht etwa Markus Berberich von der Rügener Insel-Brauerei große Probleme auf seinen Betrieb zukommen, wie er dem NDR in MV sagte. Er beklagt eine aus seiner Sicht große Ungerechtigkeit bei den staatlichen Hilfen: "Wir kaufen Strom und Gas ein wie Großunternehmen, weil wir Leistungsmessungen haben und die Subventionen ziehen jetzt Grenzen ein, so dass wir zu Haushaltskunden degradiert werden und das führt zu einer Ungerechtigkeit."

Brauerei: 100.00 Euro Mehrkosten für Gas

Der Gesetzentwurf zur Strom- und Gaspreisbremse sieht vor, dass Haushaltskunden für eine Kilowattstunde zwölf Cent zahlen, die Großindustrie sieben Cent plus Steuern. Als Hauhaltskunde gilt, wer weniger als 1,5 Millionen Kilowattstunden Gas jährlich verbraucht. Das ist bei der Rügener Brauerei der Fall. Laut Berberich bedeutet dies für sein Unternehmen: Bei seinem Jahresverbrauch von einer Million Kilowattstunden müsste er 100.000 Euro mehr für Gas zahlen. Auch andere kleinere, energieintensive Betriebe wären betroffen - etwa kleine Bäckereien.

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Zeitverzüge und Rückzahlungen befürchtet

Wenn es bei der Regelung bleibt, dann wären die Betriebe wieder einmal auf Ausgleichszahlungen und Unterstützungen vom Land angewiesen, hieß es weiter. Die Industrie- und Handelskammern haben das Problem im Blick. Klaus-Jürgen Strupp von der IHK Rostock trifft sich dazu am Mittwoch mit Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). "Es kann nicht sein, dass alles über Ausgleichszahlungen geht, weil wir wissen, dass das dann mit großem Zeitverzug stattfindet oder sogar zu Rückzahlungen führen könnte. Das muss verhindert werden, da sind wir jetzt gerade dran", so Strupp zum NDR in MV.

IHK: Bund soll weitere Hilfen auf den Weg bringen

Die Bundesregierung müsse weitere Entlastungspakete schnüren, die auch bei den mittelständischen Firmen ankämen, meint auch Haasch. Dabei gehe es insbesondere um Treibstoffe und Öl. Das von Bund und EU geplante Embargo für russisches Erdöl lehnt die IHK ab. Die Auswirkungen für ostdeutsche Unternehmen seien ebenso unklar wie die zusätzlichen Kosten, die ein solcher Einfuhrstopp nach sich ziehe, sagte Haasch. Tausende Firmen im Osten Deutschlands seien von der Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt abhängig. Dort wird bisher russisches Erdöl zu Kraftstoffen und anderen wichtigen Rohstoffen verarbeitet. "Erstens muss die Versorgungssicherheit gewährleistet sein, und zweitens zu bezahlbaren Preisen", so der IHK-Chef.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 29.11.2022 | 17:10 Uhr

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Energiekrise

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