Loitz: Vermeintliche Nötigung eines Mädchens nur ausgedacht
Der vermeintliche Vorfall hatte die Stimmung in Loitz (Kreis Vorpommern-Greifswald) gegen die Unterbringung von Flüchtlingen weiter angeheizt: Ein elfjähriges Mädchen soll hinter einem Discount-Markt attackiert worden sein. Doch die vermeintliche Nötigung hat sich das Mädchen nur ausgedacht, wie nun herauskam.
Dies gab die Polizei am Freitagnachmittag bekannt. Eine erneute Befragung des Mädchens habe ergeben, dass sich das Kind den Übergriff nur ausgedacht habe. Die Polizei habe im Verlauf der Ermittlungen zahlreiche Zeugen angehört und dadurch Unstimmigkeiten in der Aussage des Mädchens festgestellt, sagte ein Sprecher auf NDR Anfrage. Daraufhin sei die Elfjährige erneut befragt worden. Schließlich habe das Mädchen eingeräumt, dass es sich das nur ausgedacht hat. In der vergangenen Woche hatte die Mutter der Polizei gemeldet, dass ein unbekannter Mann ihre Tochter am Arm gepackt und versucht haben soll, sie mitzuziehen.
Hitzige Diskussionen um Flüchtlingsunterbringung
In Loitz wird seit Tagen über die Flüchtlingsunterkunft in der Stadt diskutiert. In einem Brief an Stadt und Landkreis hatten Einwohner wegen des vermeintlichen Angriffs mehr Sicherheit gefordert. Am Mittwoch hatte der Landkreis deswegen zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Viele der 200 Teilnehmer zeigten sich besorgt. Auch Personen der Querdenker-Szene und Rechtsextremisten, wie etwa Vertreter der sogenannten "Arischen Bruderschaft" waren unter den Teilnehmern. Beobachter schilderten die Stimmung als aufgebracht und laut. Immer wieder mussten Teilnehmer von der Polizei hinausgebracht werden, weil sie beleidigten oder drohten.
Integrationsbeauftragte: Verständnis und Sorgen
Die Integrationsbeauftragte des Landes, Jana Michael, hatte sich über die Vorkommnisse bei der Bürgerversammlung in Loitz entsetzt gezeigt. Sie war selbst bei der Veranstaltung. Es hätte Rassismus, Antisemitismus und "unglaubliche Aussagen" gegeben. Michael zeigte im Interview mit NDR MV Live Verständnis für die Sorgen gerade von Eltern, macht sich selbst aber auch Sorgen um die geflüchteten Menschen. Sie bräuchten Hilfe, um schwierige Situationen zu verstehen und zu sehen, dass nicht alle Menschen in Deutschland so sind, sagt die Integrationsbeauftragte. Zuletzt war es auch in Grevesmühlen zu tumultartigen Protesten gegen eine Flüchtlingsunterkunft in Upahl (Kreis Nordwestmecklenburg) gekommen.