Lkw schiebt Klima-Aktivisten in Stralsund: So diskutieren User online
Aufrufe zu Gewalt einerseits und Verständnis andererseits für den Protest der "Letzten Generation": Nach der Blockadeaktion in Stralsund und dem Vorfall mit einem aufgebrachten Lastwagenfahrer diskutieren User in sozialen Medien.
"Sollte der Fahrer eine Strafe bekommen, würde ich sogar die Geldstrafe übernehmen", schreibt eine Instagram-Userin unter einem Video-Posting des NDR Mecklenburg-Vorpommern. In dem Reel ist zu sehen, wie junge Leute auf dem Heinrich-Heine-Ring in Stralsund stehen, ein Lastwagen heranrollt, dessen Fahrer aussteigt, zwei Demonstrierende attackiert, wieder einsteigt und einen vor dem Lastwagen sitzenden Mann beim Anfahren geschätzt ein, zwei Meter über die Straße schiebt.
"Man kann zu den Aktionen stehen wie man will, aber absolut nichts rechtfertigt so eine Reaktion. Der Typ hat scheinbar nicht die nötige nervliche Stärke für seinen Job und wird hoffentlich gerecht bestraft", schreibt der Twitter-User "Lord Sixtus" unter einem Video von dem Vorfall. Der Lastwagenfahrer hatte sich im Laufe des Mittwochabends bei der Polizei in Grimmen gemeldet. Er musste seinen Führerschein zunächst abgeben.
Häme und Hass in User-Kommentaren
In den Kommentarspalten unter Videos des Vorfalls gibt es auch viele herabsetzende Wortmeldungen. "Da haben User vorgeschlagen, mit dem Räumfahrzeug vom Winterdienst die Straßen zu säubern", sagt Christian Kohlhof aus der Online-Redaktion vom NDR in Mecklenburg-Vorpommern. Das sei noch ein vergleichsweise harmloser Aufruf zu Gewalt gewesen. "Wir haben das Video, das die Szene zeigt, am frühen Abend gepostet. Bei Facebook und Instagram sind innerhalb sehr kurzer Zeit hunderte Kommentare eingegangen. Viele davon waren geprägt von Gewaltaufrufen und Schimpfworten."
Weil die Zahl der Kommentare so groß war und der Inhalt oft herabsetzend, hat die Redaktion entschieden, die Kommentarfunktion unter diesen Postings abzuschalten. "Wir hätten das nicht mit vertretbarem Aufwand bearbeiten können." Für die Kommentarmoderation auf Online-Kanälen des NDR hat sich der Sender eigene Richtlinien gegeben.
Wenig Verständnis für Klimaaktion in Kommentarspalten
Unter dem Posting bei Instagram gehen die Meinungen der Community auseinander. "Ich weiss nicht. Die LKW Fahrer sind schon generell unter starkem Zeitdruck was ihr Nervenkostüm schon arg strapaziert. Wie weit muss man provozieren bis ein Mensch ausrastet? Kein normaler Mensch reagiert einfach so aggressiv", kommentiert der User "kronostertium". Der Account "marcuspanhorst" schreibt zum Kraftfahrer: "Sofort Führerschein wegnehmen. Geht gar nicht." "Maikdh21" wiederum schreibt: "Wer sich auf die Straße setzt muß mit Konsequenzen rechnen." Insgesamt gibt es für das Verhalten des Fahrers viel Verständnis, für die Protestform der "Letzten Generation" wenig Zuspruch unter den NDR Postings bei Facebook und Instagram.
Debatte um Verhalten bei Twitter
Bei Twitter bietet sich ein anderes Bild: "Man mag zu dem Aktivismus stehen wie man will, aber diese stoische Friedfertigkeit mit der diese Aktivisti gegen diese aggressive Gewalttätigkeit des Autofahrers einstehen, nötigt mir großen Respekt ab", schreibt der Account "green_clarity99".
Aber auch hier gibt es andere Sichtweisen. So schreibt der User "GaFf3L": "Kein Verständnis für klimakleber, wenn man die Gesellschaft so aufstachelt muss man mit solchen Situationen rechnen jeder normal arbeitende Mensch kann für diese klima Situation nichts. Ich heiße es dennoch nicht für gut leute anzufahren."
Unter einigen Postings entwickelt sich inzwischen eine Diskussion, ob der Fahrer die vor seinem Wagen sitzenden Menschen überhaupt hätte sehen können, nachdem er wieder eingestiegen ist. Spekulationen um einen möglichen toten Winkel spielen dabei eine Rolle.
Hinweis: Die Kommentare wurden im Original übernommen - unbeachtlich der Rechtschreibung.